Tag 14 - Durst

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Thema: Eine blutdurstige Frau folgt einer einsamen Person.

Ein unheimlicher Durst quälte sie und trieb sie in den Wahnsinn. Sie würde sterben, wenn sie ihn nicht stillte. Aber das konnte sie nicht einfach machen! Es wäre gegen das Gesetzt! Und es wäre falsch! Deswegen lief sie nun schon seit zehn Minuten hinter dem jungen Mann her und sehnte sich nach dem Geschmack seines Blutes. Ein köstlicher Duft wehte zu ihr herüber und trieb sie in den Wahnsinn, ihr Gewissen hielt sie aber davon ab, ihn an zu fallen und ihre Zähne in seinen Hals zu rammen. Sie verstand nicht, was mit ihr war. Noch nie hatte sie diesen Durst gespürt, aber heute war er schon den ganzen Tag da gewesen. Den ganzen Tag hatte sie versucht, es zu unterdrücken, doch nun war es unmöglich. "Na komm schon! Beiß zu! Es ist dunkel. Dich wird keiner sehen. Und wenn sie seine Leiche finden, werden sie deine DNA trotzdem nicht finden und die Leiche auch nie mit dir in Verbindung bringen. Mach es! Los!", redete die Stimme in ihrem Kopf auf sie ein. So gut sie konnte, wehrte sie sich. Sie wollte das nicht! Aber andererseits wollte sie es doch. Sehr sogar.

Als der junge Mann an einer Ampel hielt, setzte ihr Herz einen Schlag aus. Das war zu viel für sie. Sie war sich sicher, dass sie ihn gleich anfallen würde. Etwas von ihm entfernt blieb sie stehen und raufte sich ihre langen, lockigen, schwarzen Haare. Ihre eigentlich grauen Augen begannen eine rote Färbung an zu nehmen und ihre Eckzähne wurden zu Fangzähnen. So schnell wie möglich wollte sie weg laufen, konnte es aber einfach nicht. Wie ein Magnet zog er sie an und sie kam ihm immer näher. Der Durst hatte ihr Gehirn komplett vernebelt. Das einzige, was sie jetzt noch wollte, war Blut. Ohne länger zu zögern, packte sie seine Schultern und vergrub ihre Zähne in seinem warmen Fleisch. Er schrie vor Schmerz auf, sie bekam es aber garnicht mehr mit. Der wohlige Geschmack des Blutes auf ihrer Zunge versetzte sie in Trance und ließ sie immer mehr und mehr trinken.

Bald schon hörte er auf, sich zu wehren. Als sie keinen einzigen Tropfen mehr aus der Wunde ziehen konnte, ließ sie ihn los. Leblos viel der blutlose Körper zu Boden. Das wohlige Gefühl, dass sich in ihrem ganzen Körper verbreitet hatte, verschwand ruckartig und ihre Gedanken kehrten zurück. Was habe ich bloß getan?! Schoss es ihr durch den Kopf. Entsetzt starrte sie den Mann an und ihr traten Tränen in die Augen. Verzweifelt sank sie zu Boden und versteckte ihr Gesicht in ihren Händen, während ihr die Tränen über die Wangen kullerten. Was habe ich bloß getan?! Wiederholte es sich immer wieder in ihrem Kopf. Der panische Schrei einer älteren Frau riss sie aus ihrer Verzweiflung. Ohne zu der alten Dame zu schauen, sprang die schwarzhaarige auf und rannte davon. So schnell sie konnte verließ sie die Straße und verschwand in einer Seitengasse.

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