9 - Vergangenheit/M

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Aiden trägt mich in sein Haus, welches sich mitten in einem Wald befindet. Genauso wie meines auch. Vielleicht liebt er die Stille gleichermaßen wie ich? In seinen Wohnzimmer setzt er mich auf die schwarze Couch und sagt zu mir: „Ich bin gleich wieder zurück."

Während er weg ist, sehe ich mir meine Umgebung richtig an. Das Wohnzimmer ist sehr schön, jedoch stehen noch jede Menge Kartons im Raum. Sie sind ja erst vor kurzem hierher gezogen. Bestimmt hatten sie bis jetzt noch keine Zeit gehabt.

Aiden kommt wieder ins Zimmer und trägt in der Hand einen Erste-Hilfe Koffer. Er legt mir eine hellbraune Decke auf meine Beine und sagt: „Könntest du deine Jeans ausziehen? Ich will mir deine Knie ansehen." Peinlich berührt nicke ich und als Aiden mich kurz wieder alleine lässt, streife ich vorsichtig meine blutverschmierte Hose ab. Meine Knie brennen und ich stelle fest, dass sich die Wunden von gestern wieder geöffnet haben. Schnell lege ich die Decke über meine Beine, sodass meine Knie frei liegen.

Aiden kommt mit einem Glas Wasser ins Zimmer und überreicht es mir. In Kürze habe ich das Glas leer getrunken und reiche Aiden das Glas mit dem Wort: „Dankeschön." Er nimmt es mir mit einem Lächeln ab und stellt es auf dem Wohnzimmertisch ab. Anschließend kniet er sich hin und fängt an vorsichtig das Blut abzuwischen.

„Tut mir leid. Wäre ich früher gekommen, dann wäre dir nichts geschehen."

„Du hast doch keine Schuld. Ich danke dir, dass du mich vor Liam gerettet hast."

„So heißt er also? Macht er das öfter?", fragt er mich mit zusammengebissenen Zähnen. Soll ich ihm die Wahrheit sagen? Ich kenne ihn doch gar nicht, jedoch fühle ich mich verdammt wohl bei ihm.

„Jeden Tag!", flüstere ich leise. Plötzlich zische ich laut auf. Aiden blickt mich entschuldigend an und sagt: „Mia, es tut mir leid. Ich wollte dir nicht wehtun. Glaub mir. Ich habe kurz die Selbstbeherrschung verloren."

„Aiden, es macht nichts. Wirklich." Er klebt mir anschließend ein Pflaster auf meine Knie und setzt sich neben mich. „Möchtest du darüber reden?" „Ich weiß nicht!", antworte ich ihm wahrheitsgemäß.

„Du kannst mir vertrauen. Ab heute bin ich immer für dich da. Niemand wird dich je wieder verletzen. Ich verspreche es dir." Er nimmt eine Strähne und streift sie hinter meinem Ohr. Seine grünen Augen funkeln mich an.

„Wieso bist du so zu mir? Wir kennen uns gar nicht."

„Weil ich vom ersten Moment an gewusst habe, dass du etwas Besonderes bist."

Ich werde rot und blicke zu Boden. Wieso sagt er solche Worte? Meint er alles ernst oder ist alles gespielt?

Er legt seinen Finger an meinen Kinn und zwingt mich in wieder in die Augen zu sehen. „Wende nie deine schönen Augen von mir ab, Kleines."

„Ich bin doch nicht klein!", meckere ich wie ein kleines Kind. Ich gehe Aiden nur bis zu seinen Schultern, weshalb ich im Gegensatz zu ihm wirklich klein bin. Er lacht wegen meiner Aussage und eine Sekunde später wird er wieder ernst.

„Möchtest du mir nicht ein wenig von dir erzählen?", fragt er mich.

„Ich...weiß nicht. Es ist...ich bin...", fange ich an und blicke Aiden traurig an. Er sieht mich verständnisvoll an und sagt: „Dann fang ich an, okey?" Ich nicke ihn erleichtert an und höre ihm aufmerksam zu.

„Ich bin Aiden White und bin 23 Jahre alt. Ich habe noch zwei jüngere Geschwister, Sophie und Tyler. Meine Familie ist eigentlich viel größer. Ich bin mit mehreren Personen sozusagen aufgewachsen, weshalb ich sie auch als Familie sehe. Meine Eltern starben als ich 19 war. Seitdem übernehme ich die Verantwortung von jedem hier eigentlich. Dazu sage ich dir ein anderes Mal mehr. Wir sind viel umgezogen, weil wir einfach nie unseren Platz in der Welt gefunden haben. Jetzt habe ich nach Jahren endlich das Gefühl Zuhause angekommen zu sein."

Ich bin gerührt von seiner Geschichte. Seine Eltern sind wie meine nicht mehr am Leben. Er muss seitdem die Verantwortung tragen und ich bin mir sicher, dass er es gut macht. Ich atme einmal tief ein und aus, ehe ich anfange zu sprechen.

„Ich...also ich...bin Mia Evans und bin 21. Ich...führte zu Beginn ein normales Leben. Es war alles in Ordnung, bis sich an einem einzigen Tag alles veränderte. Meine Eltern hatten vor vier Monaten einen Autounfall, welches sie nicht...überlebt hatten. Ich habe mich von der Welt zurückgezogen. Meine beste Freundin - die ich seit meiner Kindheit kannte – wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Sie hat sich mit Liam und seinen Freunden zusammen getan. Deren Ziel war es mich seelisch Stück für Stück fertig zu machen. Also fingen sie an Gerüchte über mich zu verbreiten."

Ich mache eine kurze Pause, als mich Aiden fragt: „Was für Gerüchte?"

Laut atme ich ein, ehe ich ihm antworte: „Ich habe mit...ich...meine guten Noten habe ich nur...weil..." Ich schaffe es nicht, diesen Satz auszusprechen. Aiden nimmt meine Hand in seine und sieht mir aufmunternd in die Augen. „Ich verurteile dich für nichts. Es ist nichts Weiteres als ein Gerücht. Du musst dich für nichts schämen. Nicht vor mir, bitte."

Sein Mitgefühl macht es mir etwas leichter zu sprechen, weswegen ich weitererzähle: „Meine guten Noten verdanke ich nur, weil ich angeblich Affären mit Lehrer habe. Das stimmt aber nicht. Du musst mir glauben!", sage ich panisch. Das die ganze Schule dieses Gerücht glaubt, ist mir gleichgültig. Aus einem unerklärlichen Grund, will ich nicht, dass Aiden es glaubt.

Aiden sieht mich nur stumm an und er drückt meine Hand leicht: „Mia, ich glaube dir. Ich könnte jeden dafür umbringen, dafür was sie dir angetan haben. Wer hat damit angefangen?"

„L..Liam."

„Hat er einen Grund dazu gehabt? Wieso hat er damit angefangen? Vor allem nachdem deine Eltern..." Er lässt den Satz offen und seufzt.

„Liam, er ist mein Ex-Freund."
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Bam, Bam, BAM!

Hier ist die eiskalte Wahrheit. Wie wird Aiden reagieren, dass seine Mate schon eine Beziehung hatte? Warum tat Liam das alles? Das erfährt ihr leider erst am Freitag. Bleibt dran!

Die Wolfsgefährtin (Aiden & Mia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt