27 - Erinnerung/M

9.4K 308 10
                                    

James wirkt nach seinem Telefonat noch blasser im Gesicht als bei seiner Ankunft. Irgendetwas schlimmes ist passiert und mein Gefühl sagt mir, dass es mit Aiden zu tun hat.

James sieht mich noch einmal kurz an und sagt: „Aiden, er ist krank. Ich muss jetzt zu ihm. Willst du nicht mitkommen? Ihm wird es besser gehen, wenn du bei ihm bist."

Seine Stimme klingt flehend und bittend. Auf der einen Seite will ich nichts anderes, als zu ihm zurückzukehren. Jedoch tauchen vor meinem Auge Bilder auf. Bilder, die ich auf keinen Fall je sehen will. Wie er mit einer anderen Frau zusammen ist, sie küsst und ihr sagt, dass er sie liebt.

„Es tut mir leid, James. Ich kann nicht zu ihm. Es wäre besser, wenn das Mädchen bei ihm ist, welches er wirklich liebt."

James schnaubt und sieht mich zum ersten Mal wütend an. „Mia, wann kapierst du endlich, dass er keine andere außer dich liebt? Denk nicht nur an dich selbst." Er atmet einmal aus. „Ich habe wirklich keine Zeit mit jemanden stures wie dich zu reden. Aiden braucht mich jetzt."

Mit diesen Worten verlässt er mein Haus. Das schlechte Gewissen plagt mich, jedoch bleibe ich trotzdem eine Weile an der gleichen Stelle stehen. Sophie ist meine Freundin gewesen, Aidens Schwester. Warum hätte sie mich angelogen? Sie will selbst das Beste für ihren Bruder.

Erst als ich mich ein wenig beruhigt habe, bewege ich mich endlich. Ich gehe zurück ins Schlafzimmer und nehme meine Reisetasche in die Hand. Ich muss einfach hier weg, es bleibt mir keine andere Wahl mehr übrig. Es ist besser, wenn ich für einige Wochen von hier verschwinde.

Während der Autofahrt grüble ich über mein Leben nach. Wie kann ein gewöhnlicher Mensch wie ich, nur dermaßen viele Probleme haben? Zuerst sterben meine Eltern an einen Autounfall. Danach verliere ich meine besten Freunde, meinen festen Freund. Ich hatte damals keinen Halt mehr. Ich wurde beleidigt, beschimpft, gedemütigt, geschlagen und einfach nur jeden Tag verletzt. Körperlich wie auch seelisch. Ich dachte damals, dass ich in meinem Leben nie wieder glücklich sein werde. Bis ich Aiden kennengelernt habe. Ich weiß nicht, weshalb er sich von Anfang an für mich interessiert hat. Er ist mir keine Sekunde von der Seite gewichen. Es hat sich mit ihm einfach so richtig angefühlt. Meine Gedanken schweiften zurück zu unserem ersten Date.

RÜCKBLICK

Aufgeregt streiche ich meine Kleidung glatt, die aus einen einfachen schwarzen Kleid besteht. Ich weiß nicht mehr, wann ich das letzte Mal ein Kleid anhatte. Jedoch will ich für Aiden und unser erstes Date gut aussehen. Ich kann nicht glauben, dass ich mit ihm zusammen bin. Dass ich mich einfach so wieder in eine Beziehung eingelassen habe, obwohl ich fast nichts von ihm weiß. Das einzige was ich weiß ist, dass es sich verdammt richtig anfühlt.

Als die Tür klingelt, mache ich sie mit schnell klopfenden Herzen auf. Vor mir steht ein verdammt gutaussehender Aiden. Er trägt eine schwarze Anzughose, dazu noch ein weißes Hemd, welches seinen gut gebauten Körper genau betont. Die ersten beiden Knöpfe hat er nicht zugeknöpft. Seine Haare hat er wie immer perfekt gestylt. Am liebsten würde ich mit meiner Hand durch seine Haare fahren, weil ich das Gefühl habe, dass sie sich bestimmt genauso weich anfühlen müssen, wie sie aussehen. Mit seinem gepflegten, leichten drei-Tage Bart sieht er ziemlich reif aus und verdammt, er sieht einfach unwiderstehlich heiß aus.

Er lächelt mich plötzlich an und sagt: „Du siehst atemberaubend aus, Engel." Er beugt sich zu mir vor und küsst meine Wange. Die Stelle fängt direkt an zu pochen und schnell blicke ich zum Boden. Wenn ich ihm nämlich länger in die Augen sehe, dann würde ich in Ohnmacht fallen.
„Geht es dir gut?", fragt er besorgt. Ich hebe meinen Kopf und nicke leicht.

„Wollen wir? Ich habe Hunger!", versuche ich ihn abzulenken und gehe an ihm vorbei. Binnen einer Sekunde steht er schon an meiner Seite und nimmt meine Hand in seine. Ein warmes Gefühl breitet sich in mir uns aus und ich kann nicht anders, als ihn von der Seite anzulächeln. Dieser Moment mit ihm ist perfekt. Ich wusste, dass noch viele solche Momente kommen werden. Denn allein bei Aiden zu sein, macht alles besser. Ich habe endlich einen Grund zu Lächeln.

Die Wolfsgefährtin (Aiden & Mia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt