I'm Sorry
Am nächsten Morgen wurde ich durch lautes Geschrei geweckt. „Sie ist weg!" „Wo ist sie?!" „Wo kann sie nur sein?!" „Chanyeol! Lim ist weg!", platzte jemand laut schreiend ins Zimmer, weswegen ich erschrocken zusammenzuckte und fast aus dem Bett fiel, hätte Chanyeol mich nicht noch immer in seinen Armen gehalten. „Chanyeol, du warst gestern der letzte der nach ihr gesehen hatte und der letzte der ins Bett gegangen ist, wo ist sie?!", schrie jemand hysterisch durch den Raum, hatte mich ganz offensichtlich noch nicht entdeckt. Chanyeol setzte sich daraufhin verschlafen auf, sah den Störenfried einen Moment verwirrt an. „Ey, Baekhyun beruhig dich. Sie ist hier.", murrte er, klopfte dabei auf die Decke, unter der ich noch immer lag, traf dabei meinen Kopf, weshalb nun auch ich murrte und mich ebenfalls aufsetzte. Ungläubig sah Baekhyun zwischen uns beiden hin und her, ehe er seufzte und den anderen schließlich mitteilte, dass er mich gefunden hatte.
Erleichtert kamen die anderen daraufhin nach und nach in das Zimmer, starrten dann auch sogleich mich und Chanyeol an. „Lim, was machst du denn hier?", fragte mich Sehun, während er sich zu uns auf das Bett setzte. „Ich hab' hier geschlafen. Eigentlich wollte ich zu dir, aber in deinem Bett war kein Platz mehr für mich.", antwortete ich ihm vielleicht eine Spur zu dreist und sah ihn dann abwartend an. Ich konnte deutlich in seinen Augen erkennen, wie unwohl es ihm war, dass ich ihn mit Jongin zusammen gesehen hatte, eigentlich wollte ich ihn noch ein wenig ärgern, wie enttäuscht ich doch von ihm sei, dass er kein Platz mehr für seine arme kleine Schwester hatte, doch ein verräterisches Grinsen schlich sich in mein Gesicht. Mein Blick wanderte deshalb sofort zu Jongin, welchem es sichtlich unangenehm war. „Glückwunsch, Jongin! Ich wusste Sehun würde sich irgendwann seinen Gefühlen dir gegenüber bewusst werden.", grinste ich ihm breit entgegen, woraufhin Jongin mir entgegnen kam, mir wortwörtlich um den Hals fiel und mich fest an sich drückte. Sehun hingehen saß einen Moment schweigend mir gegenüber, eher einen Arm nach mir ausstreckte. Ich dachte zuerst, dass auch er mich umarmen wollte, doch dem war nicht so. Er nutze meine eingeschränkte Beweglichkeit durch Jongins festen Klammergriff aus und verpasste mir eine Kopfnuss. „YAH! Sehun!", beklagte ich mich sofort, kniff schmerzerfüllt die Augen zusammen, ehe ich mich zur Seite wegkippte, somit nun hinter Chanyeol lag. Jongin musste mich deswegen gezwungenermaßen loslassen, woraufhin ich meine Arme schützend über die schmerzende Stelle legte, um mich vor weiteren Angriffen seitens Sehun zu schützen. Obendrein müsste er Chanyeol, der nun meine Schutzmauer war, überwinden. „Sei nicht so unfreundlich zu mir! Ich bin immer noch dein älterer Bruder!", schnaubte Sehun verärgert, ehe er aufstand und Chanyeol und mir die Decke wegzog. Murrend klammerte ich mich deshalb etwas mehr an Chanyeol, jammerte auch gleich: „Ich wollte dich doch nur ein bisschen ärgern. Das ist noch leine kein Grund gewalttätig zu werden!" „Bei dir immer, und jetzt steh endlich auf. Es gibt gleich essen.", rechtfertigte sich Sehun, als er sich umdrehte und den Raum, gefolgt von den anderen, verließ. Nur Kris verließ uns nicht, er blieb, sah Chanyeol und mich eindringlich an. Einen Augenblick lang konnte ich seinen stechenden Blick erwidern, anders als Chanyeol. Dieser senkte seinen Kopf sofort beschämt nach unten, wagte es gar nicht erst Kris auch nur ansatzweise anzusehen. Seufzend stand ich deshalb auf, ehe ich Zielsicher auf Kris zuschritt.
Als ich vor ihm stand konnte ich deutlich die Eifersucht und die Wut, die er gegenüber Chanyeol verspürte, in seinen Augen erkennen. Sein Blick sagte eindeutig aus, dass er Chanyeol mit dem größten vergnügen Töten würde. Als ich allerdings ansetzte zu sprechen, fiel sein Blick augenblicklich auf mich. „Ich muss mit dir Reden... Das hätte ich schon längst gemusst.", meinte ich leise, sofort blitzte die Angst in seinen Augen auf. Doch mit einem einfachen Nicken verließ er das Zimmer, ließ mich und Chanyeol somit allein. „Lim? Darf ich dich was fragen?", fragte Chanyeol, sah mich dabei aber immer noch nicht an, weshalb ich frech grinsend antwortete: „Du fragst doch schon." Nun hob Chanyeol auch seinen Blick und lächelte etwas, ehe er fragte: „Worüber musst du mit Kris sprechen?" Mich überraschte es nicht, dass er mir die Frage stellte, aber es wunderte mich, dass er sich jetzt stellte, noch bevor ich überhaupt mit Kris gesprochen hatte. Für ein kurzen Moment sah ich ihn schweigend an, überlegte ob ich es ihm anvertrauen sollte, da es ihn in gewisser Weise auch betraf. Doch trotz dessen entschied ich mich dagegen. „Ich erzähl es dir später, nachdem ich mit Kris gesprochen habe... Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich danach jemanden zum Reden brauche.", entschuldigend lächelte ich ihn an, woraufhin er mit einem leichten lächeln auf den Lippen nickte. Danach gingen auch Chanyeol und ich runter, nachdem ich mir einen Pullover von Chanyeol über gezogen hatte, da ich es in meinen kurzen, dünnen Schlafsachen doch recht frisch fand. Sein Pullover war mir zwar um einiges zu groß, doch er war bequem und ich wusste, ich würde ihm den Pullover nicht so bald wiedergeben.
Auch Chanyeol hatte sich etwas über gezogen, saß nun ziemlich dich neben mir am Frühstückstisch. Minseok saß zu meiner linken, mir gegenüber saßen Jongin und Sehun. Da der Tisch relativ klein war mussten mir alle ziemlich dicht beieinander sitzen, damit jeder am Tisch Platz fand, was trotz dessen ein Ding der Unmöglichkeit war. Yixing und Luhan saßen auf der Arbeitsfläche, Tao ebenfalls, nur auf der anderen Seite der Küche. Joonmyeon hatte Kyungsoo auf seinem Schoß sitzen, der Rest fand mehr oder weniger Platz am Tisch, doch trotzdem verlief das Frühstück ungewohnt ruhig. Jeder hing seinen eigenen Gedanken hinter her, aß schweigend nebenbei etwas. Nach und nach wurde dann auch die Küche schnell wieder leerer, ehe nur noch Kris, Chanyeol und ich an dem, mittlerweile abgeräumten, Tisch saßen. Ich deutete Chanyeol deshalb die Küche zu verlassen und die Tür hinter sich zu schließen, damit ich in Ruhe mit Kris reden konnte. Ohne etwas zu sagen tat Chanyeol das, worum ich ihn gebeten hatte. Nun waren Kris und ich allein in der Küche. Beide schwiegen wir uns an, ehe ich letztendlich die richtigen Worte fand, endlich anfing zu sprechen: „Kris, wenn ich ehrlich bin, wollte ich es dir eigentlich nicht sagen, ich hatte zum einen Angst vor dem Gespräch und ich hatte auch gehofft, ich müsste es dir nicht sagen..." Ich machte eine Pause, sah dabei zu ihm, um zu sehen wie seine Reaktion war, aber er saß einfach nur da, starrte dabei schweigend die Tischplatte an, weshalb ich fortfuhr: „Was ich dir gegenüber empfinde ist nicht mehr das gleich, wie damals. Ich habe dich geliebt, das weiß ich. Aber jetzt tue ich es nicht mehr, jedenfalls nicht mehr so wie damals. Ich kann mich einfach nicht mehr an die Gefühle, die ich für dich empfunden habe, erinnern. Ich hatte mir erhofft, dass ich mich wieder in dich verlieben würde und dann nicht mit dir reden müsste, aber... nachdem du mich geküsst hattest wusste ich, dass ich nicht ewig so weiter machen konnte. Aus diesem Grund wollte ich damals im Wald für mich sein, da wo Minseok mich begleitet hatte und wir schließlich durch den Wald gejagt wurden. Als ich mich dann letzte Nacht zu Chanyeol ins Bett gelegt hatte und er mich in den Arm genommen hatte wurde mir klar, dass nichts mehr so sein wird, wie es mal war. Ich werde dich nicht mehr so lieben können, wie ich es mal tat. Es tut mir leid Kris, aber ich liebe dich nicht mehr."
Irgendwann hatte auch ich meinen Blick auf die Tischplatte gesenkt, starrte diese nun an, traute mich nicht Kris anzusehen, ich wartete einfach auf seine Antwort. Eine sehr lange Zeit schwieg Kris, wodurch ich mich mit jeder weiteren verstreichenden Minute unwohler fühlte. Ich hatte schon fast nicht mehr damit gerechnet, dass Kris mit mir reden würde, doch grade als ich aufgestanden war und die Küche verlassen wollte griff er nach meinem Arm und zog mich zurück auf den Stuhl, auf dem ich zuvor gesessen hatte. Überrascht sah ich ihn deshalb an, doch er mied meinen Blick noch immer, starrte weiter die Tischplatte an.
„Liebst du ihn?"
Erschrocken fuhr ich zusammen, hatte ich nach mehr als einer Stunde des Schweigens und mehreren Versuchen meinerseits den Raum zu verlassen nicht mehr damit gerechnet, dass Kris doch noch etwas sagen würde. Verwirrt sah ihn deshalb an, verstand nicht wen er meinte. Aus diesem Grund fragte ich auch: „Wen?" Meine Stimme klang genauso unsicher wie ich es auch war. Kris schweigen verunsicherte mich mit seinem starren Blick auf der Tischplatte. Sein Blick schnelle für eine kurzen Augenblick zu mir, was mich erneut zusammenzucken ließ. „Chanyeol.", seine Stimme klang so emotionslos, wie ich es sonst nur von Sehun kannte, dass es mir kalt den Rücken runter lief. „I-ich weiß es nicht... Ich habe seine Berührungen letzte Nacht genossen. A-aber ich weiß nicht, ob ich ihn liebe.", gestand ich ihm stotternd. Kris nickte als Zeichen, das er verstanden hatte, ehe er sich zurücklehnte. „Jetzt muss ich dir etwas erzählen und ich bitte dich, dass du mir bis zum Schluss zuhörst.", forderte Kris von mir, was mich stumm nicken ließ, sah ihn daraufhin abwartend an.
Aber erneut schweig er eine längere Zeit, in der er mich eindringlich ansah und ich nur mit Mühe seinem stechenden Blick erwidern konnte, ehe er sich seufzend durch die Haare fuhr. „Lim... Du erinnerst dich an keine Gefühle für mich, weil du nie liebe für mich empfunden hast. Ja, wir waren damals ein Paar, aber nicht, weil du mich geliebt hast. Du warst mit mir zusammen, weil ich dich geliebt habe, dich auch noch immer liebe. Damals war es eine Art Konkurrenzkampf zwischen Chanyeol und mir, wer es schafft dich zu erobern. Sehun hätte uns am liebsten dafür umgebracht, aber er wollte auch, dass du glücklich bist... Chanyeol und ich wollte dich damals mit einem Date für uns gewinnen. Ich wollte Chanyeol allerdings keine Chance lassen, dich mir wegnehmen zu können. Deswegen hatte ich dir gleich meine Gefühle für dich gestanden, weil ich wusste, dass du mich nicht ablehnen würdest. Ich hatte dir versichert, dass ich dich überzeugen konnte mich zu lieben. Und du? Du hattest zugestimmt, wusstest ja nicht, dass Chanyeol das gleiche für ich empfand. Es war egoistisch und unfair von mir, dass wusste ich. Chanyeol liebte dich wirklich vom ganzen Herzen und litt sehr unter unserer Beziehung. Er liebt dich nach all den Jahren und dem schmerz noch immer. Er hatte dich immer wieder aufgesucht und nach dir gesehen, als du glaubtest wir seien tot. Es tut mir leid Lim, auch ich habe dir etwas vorgemacht. Ich hätte es dir schon viel früher sagen sollen, es tut mir so unglaublich leid."
Überrascht sah ich Kris an, konnte nicht glauben, was er mir grade erzählt hatte. Ich dachte an die Zeit zurück, in der Kris und ich ein Paar gewesen waren. Mir kamen seien Worte so bekannt vor. Ich hatte ihm damals wirklich gesagt, dass ich ihn nicht lieben würde, doch er hatte alles dafür getan, dass ich mich in ihn verlieben würde und ich hatte mich schlussendlich doch etwas verliebt gehabt. Aber es war nicht er gewesen den ich liebte. Ich hatte mich in den Kris verliebt, der all das für mich getan hatte. Er war der perfekte Freund gewesen, so wie er im Buche stand. Wir hatten uns nie gestritten gehabt, da er immer sofort nachgab, er tat einfach alles dafür, dass ich glücklich war. Aber es war nie der echte Kris, der das für mich getan hatte.
„Ich hatte geahnt, dass du irgendwann mit mir reden willst, mir dann sagen würdest, dass du mich nicht lieben würdest. Doch ich wusste bis heute einfach nicht, wie ich antworten sollte. Und auch wenn mein Herz jetzt gebrochen ist kann und möchte ich nicht mehr mit dieser Lüge leben. Ich möchte einfach, dass du glücklich bist. Darf ich dich nur um eine Sache bitten? Bitte tue mir nicht allzu sehr weh... solltest du Chanyeol wirklich lieben lass mich dann bitte nicht sehen, wie sehr ihr euch liebt, wie glücklich ihr seid. Ich habe Chanyeol damals leiden gesehen und weiß, dass ich es nicht aushalten könnte. Ich weiß, es ist schon wieder egoistisch von mir dich darum zu bitten, aber bitte, bitte tu mir den gefallen." Mit diesen Worten stand er auf, verließ dich Küche und anschließend auch das Haus. Ich war für einen Moment zu überrumpelt, musste das ganze erst einmal verarbeiten, was Kris mir alles erzählt hatte. Kris hatte mit mir gespielt, als ich mich nicht erinnern konnte, hatte seine Lüge einfach weitergelebt. Chanyeol liebt mich laut Kris noch immer und hatte unter der Beziehung von Kris und mir gelitten. Es war so einfach und doch kompliziert. Seufzend ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte sinken, schloss dann meine Augen, um nachdenken zu können. Ich könnte nun zu Chanyeol gehen, ihm erzählen, was Kris mir grade erzählt hatte, doch das würde Kris verletzen. Genauso gut könnte ich weiterhin mit Kris zusammenbleiben und darauf hoffen, dass ich mich wieder in ihn verlieben würde, doch das würde dann Chanyeol nur noch mehr verletzen.
„Lim? Ist alles in Ordnung?", riss mich eine mehr als nur erkältete Stimme aus meinen Gedanken. Es war Minseok, der sich einen Tee gemacht hatte und sich mir nun gegenübersetzte. Ohne meinen Kopf von der Tischplatte zu heben antwortete ich ihm: „Ich hab' mit Kris gesprochen. Hab' ihm gesagt, dass ich mich an meine Gefühle für ihn nicht mehr erinnern kann. Er hat mir dann alles erzählt, von dem Date, dass Chanyeol mich ebenfalls liebt... und egal, wie ich mich jetzt entscheide, einen von ihnen werde ich zutiefst verletzen." „Empfindest du denn etwas für einen von den beiden?", fragte Minseok mich, weshalb ich kurz meinen Kopf hob, um ich ansehen zu können, ehe ich ihn wieder auf die Tischplatte legte. „Ich weiß es nicht. Kris liebe ich nicht, aber ich würde mich ihm gegenüber schuldig fühlen, wenn ich jetzt mit Chanyeol zusammenkommen würde. Bei Chanyeol allerdings weiß ich nicht was ich für ihn empfinde. Ich hab' mich letzte Nacht sowohl in seinen Armen gefühlt als wäre ich ganz wo anders gewesen.", erklärte ich ihm, woraufhin ein nicken als Antwort kam. „Erinnerst du dich vielleicht noch daran wie es war, bevor du mit Kris zusammengekommen bist?", fragt er mich, während er das kochende Wasser in seine Teetasse füllte. Auf mein Kopfschütteln hin setzte er sich mir wieder gegenüber und meinte: „Chanyeol und du, ihr wart sehr gute Freunde. Bevor du mit Kris zusammen gekommen bist hattest du immer mit Chanyeol in der Holzhütte gekuschelt, wenn dir kalt war, nicht mit Kris. Wenn du nachts nicht zu Sehun konntest bist zu immer zu Chanyeol gegangen. Als du eine Begleitung für den Sommerball der Schule gebraucht hattest hast du sofort Chanyeol gefragt, bevor es jemand anderes hätte tun können. Vielleicht dachtest du, dass gute Freunde so tun würden, aber wir haben alle deutlich gesehen, dass ihr beide mehr als nur Freundschaft wolltet. Erst kurz vor den Ball hattest du dein Date mit Kris und bist dann anschließend mit ihm zum Ball gegangen. Chanyeol war deshalb nicht zum Ball gekommen. Er war nicht krank gewesen, er konnte es einfach nicht ertragen können dich zusammen mit Kris zu sehen. Ich will dich zu nichts zwingen, aber bitte rede wenigstens auch mit Chanyeol. Immerhin steht immer noch euer Date offen, das dank Kris nicht stattgefunden hatte." Nun verließ auch Minseok die Küche, ging zurück ins Wohnzimmer und ließ mich somit allein in der Küche zurück.
Auch jetzt war ich wieder überrumpelt worden, mit dem was Minseok mir da erzählt hatte. Ich erinnerte mich wirklich nicht, doch er hatte recht damit, dass ich auch mit Chanyeol werde reden müssen und auch das Date mit ihm stand noch offen, dass hatte selbst Kris gesagt. Nur wusste ich nicht, wie ich jetzt mit Chanyeol reden sollte. Ich wollte unter keinen Umständen, dass dieser sich wie die zweite Wahl fühlte. Aber ich wollte ihm auch unbedingt jetzt die Chance geben mit mir das Date nachzuholen. Wollte so die Möglichkeit haben, mich in ihn zu verlieben. Und wenn all das Stimmte, was Minseok und Kris mir gesagt hatten, dann hatte Kris all das bewusst getan, bereute aber jetzt im Nachhinein, wie sehr Chanyeol seinetwegen leiden musste. Chanyeol hatte definitiv noch eine Chance verdient, dann könnte ich mich noch immer entscheiden.
Ich wusste zwar nicht wie ich es Chanyeol sagen sollte, trotzdem stand ich auf und ging hinauf zu seinem Zimmer. Vor seiner Zimmertür blieb ich allerdings unentschlossen stehen. Ich war unsicher, mich hatte der Mut von eben verlassen. Ich wusste nicht, wie er reagieren würde, wollte ihm auf gar keinen Fall das Gefühl geben, dass er „nur" die zweite Wahl sei. Aber ich wollte Kris aber auch nicht bloßstellen und ihm die ganze Schuld an alles geben, auch wenn es teilweise Kris' schuld gewesen war, da er selbst egoistisch gehandelt hatte, damit nicht er verletzt werden würde. Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich Chanyeols Zimmer betrat.
Erschrocken schlug ich mir sogleich die Hände vor das Gesicht. Chanyeol stand nur in Unterwäsche vor mir, aus diesem Grund schoss mir sämtliches Blut aus meinem Körper in die Wangen, sodass ich knall rot wurde. Ich stand einfach da, hoffte das sich irgendwo ein Loch auftun würde, ich dem ich hätte verschwinden können. Aber natürlich passierte nichts dergleichen. Ich vernahm nur das rascheln von Kleidung, was mir verriet, dass Chanyeol sich etwas angezogen hatte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit spürte ich, wie sich zwei warme, große Hände um meine Handgelenke schlossen und diese sanft aber bestimmend von meinem Gesicht wegzogen. Meine Augen hielt aber dennoch geschlossen, wollte ich jetzt einfach nicht in Chanyeols Gesicht sehen. Es war mir einfach nur peinlich und unangenehm. „Lim, sieh mich bitte an. Es ist doch überhaupt nicht schlimm, du hast uns doch schon alles so gesehen.", versuchte er mich etwas zu beruhigen. Ich öffnete schließlich meine Augen, sah direkt in Chanyeols grinsendes Gesicht, der mir infolgedessen durch die Haare wuschelte. Immer noch mit feuerrot glühenden Wangen richtete ich meine Haare wieder, nachdem Chanyeol aufgehört hatte diese noch weiter zu verknoten und setzte mich schließlich auf sein Bett. „Wie war dein Gespräch mit Kris?", versuchte er mit mir ein Gespräch aufzubauen, legte sich dabei zu mir ins Bett. Ich sah ihn deshalb einen Moment an, suchte dabei in seinen Augen irgendeine Art von Emotion. Wut, Trauer oder etwas dergleichen, stattdessen sah ich nur die Gleichgültigkeit, was mich zunehmend verunsicherte. „Wir sind nicht mehr zusammen...", gestand ich ihm, sah ihn dabei weiter hin an. Dieses Mal blitzte so etwas wie Hoffnung in seinen Augen auf. „Wirklich? Warum?", fragte er, konnte dabei deutlich die Neugierde aus seiner Stimme heraushören. „Ich liebe ihn nicht... nicht mehr. Ich kann mich an meine Gefühle für ihn nicht mehr erinnern und Kris hat mir erzählt wie wir überhaupt zusammen gekommen waren.", ich machte wie schon bei Kris eine Pause, um zu sehen, wie Chanyeol reagiert, doch ich konnte seine Gefühle nicht deuten, also fuhr ich fort: „Er hat mir erzählt, dass ihr beide mit mir auf ein Date gehen wolltet und Kris dir zuvorgekommen war. Er hat mir erzählt, dass du immer nach mir gesehen hast, nachdem ihr fort wart. Minseok hat mir auch einiges erzählt. Ich bin deswegen verwirrt und verunsichert, aber ich weiß, dass ich Kris nicht mehr liebe und ihn nie wirklich geliebt habe."
Eine für mich unangenehme Stille breitete sich in dem Raus, während ich auf eine Reaktion seitens Chanyeol wartete. Dieser sah mich eine Zeit lang mit einem mir undefinierbaren Blick an, wodurch ich mich zunehmend nur noch unwohler fühle als zuvor.
DU LIEST GERADE
A Dream? - it's the real life
Werewolf„Wo bist du nur?" Diese Frage stellte sich ein junges Mädchen, das ihren Tod geglaubten Bruder Sucht dabei macht sie mehrer erschreckende Entdeckungen und findet Dinge über sich und ihren Bruder heraus die sie nur aus Märchen kannte. Begleitet wird...