Kapitel 5:

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Ich muss erst realisieren, was ich da gerade gesehen habe. Es ist wahr, meine Augen lügen mich diesmal nicht an. Trotzdem ist es etwas peinlich für mich, dass Nick es gesehen hat und das sicher nicht das Erste Mal. Er starrt mich an und wartet auf meine Reaktion dazu, aber ich habe keine Ahnung, was ich dazu noch sagen soll.

Ich versuche meinen Atem zu normalisieren, damit mir nicht schwindelig wird und versuche das Zittern irgendwie zu einzustellen, aber es bleibt und Nick hat es sicher auch bereits bemerkt.

„Nach ihrem Tod flohen Hydra, da mehr SHIELD-Soldaten aufgetaucht sind und sie in der Unterzahl waren."

Ich schlucke, atme lauter und stottere etwas vor mich hin, bis ich klaren Gedanken fassen kann.

„W-w-wissen Sie wohin?"

„Nein. Das ist ja das Problem. Ihr altes Versteck haben sie leergeräumt und haben jetzt irgendwo ein Neues. Und eure Aufgabe ist es, dieses Versteck zu finden, bevor sie uns nochmal angreifen und unsere geheime Daten dazu nutzen, SHIELD komplett auszuschalten."

Er weiß von der ersten Sekunde an, dass ich wegen der Aufnahme ziemlich nervös geworden bin und er genießt es, mich leiden zu sehen. Deswegen ist es auch der beste Zeitpunkt, um mir auch noch eine Mission aufzutragen.

„Und wie soll ich das bittschön anstellen?" Ich verschränke wütend meine Arme vor der Brust, da mir das alles erneut bekannt vorkommt: ich muss wieder die Drecksarbeit machen, wie bei Hydra.

Ich habe so das Gefühl, dass ich auf den beiden Seiten unglücklich bin und jeder nur seinen Nutzen aus mir zieht. Am liebsten wäre ich jetzt in einem normalen zu Hause mit einem Mann vielleicht und einem Hund oder sogar Kinder – aber nein.

„Sie sind die einzige von SHIELD, die dem Ziel so nahe gewesen war. Ich glaube, Sie sind auch die Einzige, die wissen, wo sich Hydra jetzt befindet."

Nein, ich weiß es verdammt nochmal nicht! Ich wünsche, ich hätte genau diesen Satz rausgeschrien, aber stattdessen senke ich mit zurückgehaltenem Blick meinen Kopf und nicke schließlich. Ich kann Nick Fury nicht hintergehen, denn das will ich nicht und er würde mir nicht vertrauen. Ich sage nichts mehr und verlasse wortlos sein Büro.

Er hält mich wohl für besonders schlau, wenn er glaubt, dass ich weiß, wo sich Hydra im Moment befindet. Ich habe kaum Gedanken über mein Leben und ich versuche es irgendwie auf die Reihe zu bekomme; mich an irgendetwas zu orientieren, aber ich weiß nicht mehr wer ich bin.

Wütend gehe ich zum Aufzug und drücke gefühlte tausend Mal auf den Knopf, obwohl ich weiß, dass er auf dem Weg zu mir ist. Ich muss nur irgendwo meine Wut herauslassen, auch wenn es nur ein dämlicher Knopf ist.

Als der Aufzug sich endlich vor mir öffnet, erblicke ich eine junge Frau mit blondem Haar vor mir stehen. Sie starrt mich an und bleibt regungslos im Aufzug stehen. Von ihrer Körperhaltung kann ich sehen, dass sie ihre Muskeln anstrengt und nicht mehr so gelassen ist, wie sie es war, als sie den Aufzug betretet hat – sie hat nicht erwartet mich zu sehen. Nachdem ich mich zu ihr geselle, steuert der Lift nach unten und es herrscht eine Stille, die mir nicht guttut. Vor allem nicht nach dem Gespräch mit Nick Fury.

„Geht es Ihnen gut?", fragt sie.

Ich klimpere mit den Wimpern und versuche, klar zu denken. „Ehm... Ja. Ja, gut."

Sie lächelt kurz. „Man hat Sie vermisst, Skye."

Ich drehe meinen Kopf ganz zu ihr um. „Wer denn?"

„Einige hier. Vor allem waren einige in großer Sorge, Hydra hätte sie getötet, aber jetzt sind Sie ja wieder da."

Ich spüre, wie sie ihr Lächeln fälscht und versucht so höflich wie nur möglich zu klingen. Und dann erinnere ich mich auch an sie. Agent 13. Sharon.

„Tut mir leid, Sharon. Ich meine unsere Vergangenheit war nicht gerade ideal und ich versuche auch, mich nach dem Geschehen von Hydra zu verbessern, aber..."

Sie unterbricht mich und verschränkt ihre Arme. „Sieh an, du erinnerst dich an mich."

Sie lächelt mich an, aber ich weiß nicht, ob sie mich jetzt auslacht oder glücklich darüber ist.

„Einiges kommt mit der Zeit wieder."

„Die Zeit heilt Wunden. Genauso wie es bei ihnen getan hat." Der Aufzug öffnet sich und sie schreitet hinaus. „Und Sie haben Recht, Skye; unsere Vergangenheit war wirklich nicht gerade die Beste."

Ich muss lächeln, als der Aufzug sich wieder schließt und mich zur Lobby fährt. Als ich hinausgehe und vorangehe, scheinen sich diese seltsamen Blicke der anderen Agenten und SHIELD-Arbeiter in Luft aufgelöst zu haben.

The Assassin: Rise of HydraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt