Kapitel 2:

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Noch am gleichen Abend wurde ich im Krankenhaus entlassen. Für mich ist es ein seltsames Gefühl zu wissen, dass ich seit vier Monaten lang keine Sonne mehr erblickt habe und die ganze Zeit in einem Bett lag und nur darauf wartete, endlich wach zu werden. Die Blutproben, die sie mir genommen haben, sind nur zur Sicherheit, um zu sehen, ob ich wirklich wieder gesund bin und, ob ich auch wirklich voll funktionsfähig bin. Denn ein Arzt sagte mir, dass mein Herz noch vor etwa eine Woche rasend schnell geklopft hätte. Er sagte, ich hätte vielleicht geträumt, was ein Zeichen ist, dass mein Gehirn wieder in normalen Betrieb arbeitet.

Steve ist den ganzen Tag nicht von meiner Seite gewichen und fuhr mich abends schließlich auch nach Hause. Als ich vor meinem alten Zuhause stehe, erinnere ich mich wieder an alles. Das kleine Apartment. Mein Audi R8. Die Gegend hier rund herum. Die Nachbarn. Es kommt alles wieder in Bildern hoch und ich versuche nicht zu weinen.

Ich zittere, als ich die Eingangstreppen hochgehe und auf die Tür zugehe. Der Aufzug geht noch immer nicht, also muss ich erneut die Treppe nehmen. Mein alter Nachbar Jeremy Meyer, welcher gerade vor der Tür steht, starrt mich kurz an, als ich langsam an ihm vorbeigehe. Keine Ahnung, ob ich ihn grüßen soll, oder nicht. Vielleicht habe ich ja versucht, ihn zu töten. In seiner Hand hält er einen Autoschlüssel und es sieht wohl so aus, als würde er sich bald mit Freunden treffen oder so. Er grüßt mich nicht, starrt mich aber weiterhin an, als wolle er, dass sein Blick mich töten soll. Er läuft schnell die Treppen herunter und versucht, sich irgendwie zu beruhigen, aber es klappt wohl nicht, denn ich höre einen Knall, dass die Eingangstür des Apartments zugeschlagen wurde.

Was auch immer es ist, das ihn so wütend auf mich macht, er redet nicht mehr mit mir und er wird es auch eine lange Zeit dauern, bis sich das ändern wird – wenn es sich überhaupt ändert.

Beim Gedanken, dass ich jemanden aus meinem Freundeskreis getötet hätte, wäre das Schlimmste, was mir je passieren könnte. Vor allem jemanden, dem ich wirklich nahe war. Ich selbst hätte das nie zugelassen und ich würde das mir niemals verzeihen, auch wenn es jemand sei, den ich nicht gerne mochte, aber keinen großen Grund hatte, ihn zu töten.

Im meiner alten Wohnung kommen dann noch mehr Erinnerungen hoch. Die Erinnerung, an der alles begonnen hat; wie ich entführt worden bin. Von ihm. Der Gedanke, dass er es war und mich später auch noch ausgebildet hat, ist zu grausam und fast unvorstellbar zu realisieren.

Wieso konnte ich mich nicht früher erinnern, denn dann wäre vieles anders gekommen, wie es heute ist?

Ich läge vielleicht niemals vier Monate lang im Koma, SHIELD hätte nicht so viele Verluste und Hydra wäre vielleicht zerstört worden.

Als ich mich ins Bett lege und wenigstens versuche, einzuschlafen, klappt es einfach nicht. Und mich wundert das auch nicht, denn es ist meine erste Nacht nach meinem Erwachen aus einer verlogenen Welt, die mir nichts als Lügen und Tod beigebracht hat.

Mein Gehirn ist noch zu wach und muss erst alles einsortieren, was passiert ist und das muss mir klar werden. Der Gedanke, dass ich noch vor einem halben Jahr ein normaler SHIELD-Agent war und den Monat darauf zu einem Killer von Hydra ausgebildet wurde, macht mich richtig wütend. Und fertig.

Wie konnte ich so etwas nur zulassen?

Ich weiß nicht wie oder wann, aber ich werde mich an Hydra rächen. Was sie mir und dem gesamten SHIELD-Team angetan haben und lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Die Schmerzen, die sie mir zubereitet haben, und den Verrat, den viele von ihnen begonnen haben. All das sind Gründe, wieso Hydra aufgehalten werden muss und ich weiß nicht, wann ich dazu bereit bin. Wenn es dazu kommt, knüpfe ich mir Alexander Pierce als Erstes vor, denn er steht an der Spitze des ganzen Schlamassels.

Und was passiert, wenn ich wieder vor ihm stehe? Sieht er mich noch als einen Verbündeten oder als einen Feind?

The Assassin: Rise of HydraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt