Kapitel 13:

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2 Wochen später...

Ich versinke in einem Albtraum und jedes Mal, wenn ich daraus erwache, stelle ich fest, dass noch ein größerer Schrecken mich erwartet. Alles, wovor ich mich am meisten fürchte, und alles, was ich am meisten für andere fürchte, erscheint mir so detailgetreu vor Augen, dass ich überzeugt bin, es wäre Wirklichkeit. Jedes Mal, wenn ich aufwache, denke ich: Endlich ist es vorbei, aber es ist nicht vorbei. Es ist nur der Anfang eines neuen Kapitels der Tortur. Auf wie viele Arten sehe ich meine Eltern sterben, durchlebe ich die letzten Sekunden mit Bucky wieder, spüre ich, wie mein Körper auseinander gerissen wird?

Die alten Chips Tüten und die Bierflaschen, die seit mehreren Tagen in meinem Apartment rumliegen, sind zu meinem Alltag geworden. Ich versinke immer mehr in diesen Albtraum und ich glaube, ich tauche wohl nie wieder hoch an die Oberfläche. Und wenn, dann drückt mich wieder irgendetwas oder irgendjemand nach unten und so geht es dann immer weiter und weiter.

Ich habe mich ziemlich verändert und das weiß ich genau, aber so sehr ich es auch will und so sehr ich mich auf bemühe, ich komme nie wieder zurück. Das, was vor zwei Wochen passiert ist, kann ich immer noch nicht hinter mir lassen. Sie wissen, wo wir uns befinden, aber wir wissen nicht, wo sie sich befinden. Sie wissen, dass ich vor fast fünf Monaten überlebt habe und, dass ich wieder zu SHIELD gehöre. Ich hatte schon eine Ahnung, dass sie mich wieder entführen und ich wieder einer von ihnen werde, aber dagegen würde ich einfach alles tun.

Nick Fury war nicht gerade glücklich, dass wir zu spät kamen. Ich wusste, dass meine Mission misslungen ist, aber ich hatte meine Chance und diese habe ich vergeudet. Jetzt habe ich wirklich keinen Schimmer, wo sich Hydra momentan aufhält. Vielleicht außerhalb von Washington? Oder was ist, wenn sie hier irgendwo sind und wir sie nur nicht sehen können?

Ich habe mich seit der misslungenen Stürmung von Hydra eine Woche lang im SHIELD-Gebäude nicht mehr blicken lassen. Ich schäme mich zu sehr, dass ich so viel Aufregung für nichts erregt habe und jeden Hoffnung schenkte, dass wir Hydra endlich gefunden haben. Ich weiß, sie hassen mich alle nun noch mehr, aber das ändert nichts an meiner eigenen Mission.

Ich verstehe immer noch nicht, wieso Bucky mich nicht angriff. Vielleicht stand er unter Schock oder so, aber immerhin finde ich, dass es kein negativer Ausdruck war. Ich musste in diesem Moment weglaufen, sondern würde ich erneut in Hydras Hände geraten. Ich hatte keine Chance es mit dutzenden von Hydra Soldaten aufzunehmen.

Aber ich denke darüber kaum noch nach. Ich denke eher über den Moment nach, als er mir in die Augen sah und nichts mehr verstand. Wie wird er jetzt über mich denken? Er war über vier Monate lang im Glauben, dass ich tot sei und jetzt? Mich in Fleisch und Blut zu sehen, verwirrte ihn sicherlich und er hat sich offensichtlich gefragt, wie ich das angestellt habe. Na ja, ich habe ja nicht viel gemacht, aber ich habe vieles zugelassen.

Als ich vom Sofa aufstehe und in die Küche tapse und zum ersten Mal wieder das dreckige Geschirr in die Spülmaschine lege, erblicke ich jetzt erst, wie es in meiner Wohnung aussieht. Ich werfe alles weg, was nicht mehr brauchbar ist und versuche meinen Arsch zu bewegen und mal wieder zu putzen.

Das letzte Mal war ich vor zwei Tagen im SHIELD-Gebäude. Es war das erste Mal nach einer Woche, dass ich dort war und es war wie die Hölle auf Erden. Sie starrten mich an, als würden sie mich bald umbringen wollen oder wollten, dass ihre Blicke töten sollen. Die Einzigen, die zu mir gehalten haben, waren natürlich Steve, Clint, Natascha und Sharon, sonst niemand. Steve war wie immer zu mir und wisch nie von meiner Seite. Clint war dieser eine Vogel, den ich niemals vergessen habe und machte ständig Witze, damit ich ein Lächeln auf mein Gesicht bekam. Bei Natascha war ich anfangs skeptisch, was sie angeht. Sie war still in der ersten Zeit, aber dann sagte sie, dass es nicht meine Schuld sei, dass Hydra verschwunden ist. Ich habe mein Bestes getan und das wissen angeblich alle, aber das befürchte ich. Und Sharon wurde von Tag zu Tag netter, begrüßte mich, wenn wir trafen und redete auch mal wieder über etwas komplett anderes als nur diesen Hydra-SHIELD-Mist. Mal von der Außenwelt, was normale Menschen dort tun. Sonst waren andere alle wie immer und ich muss mich langsam daran gewöhnen, sonst könnte es sein, dass ich in Probleme gerate und das gerade in SHIELD.

Clint ruft mich ziemlich oft am Tag an, um sicher zu gehen, dass ich wirklich noch lebe. Als ich mein Bett neu mache, höre ich es im Wohnzimmer klingeln. Genervt muss ich die Laken liegen lassen.

„Ja?"

„Ach, wieder genervt, wie jeden Tag."

Ich sage nichts und gehe wieder zurück in mein Zimmer.

„Kommst du heute wieder? Ich glaube, Nick möchte heute mit dir reden, denn er hat schon über drei Agents gefragt, wo du steckst."

Ich überlege kurz. „Weiß er nicht, wie man ein Handy benutzt?"

Clint seufzt und wird ernst: „Skye, du kannst nicht den Rest deiner Tage Trübsal blasen. Willst du ihn nicht finden?"

Sofort kommt Wut in mir auf, als ich diese Frage von ihm höre. Er soll jetzt nicht mit diesem Thema zu mir kommen, denn das ist ja der Grund, wieso ich hier zu Hause bleibe.

„Clint, falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich habe keine Ahnung! Jemand anderes sollte diese Mission bekommen, denn ich bin einfach viel zu dumm dafür!"

„Hör auf. Das ist nicht wahr, Skye. Du bist einer der besten Agentinnen, die ich kenne."

Darum bin ich Clint so dankbar für all die Jahre, ohne dass ich es ihm je gesagt habe, aber ich glaube, dass er es schon selbst weiß. Er kann es womöglich spüren, dass ich einen Freund wie ihn brauche.

Ich lege mich auf das unfertige Bett und seufze. „Ich komme in 'ner halben Stunde, okay?"

„Gut. Wir sehen uns."

Er legt sofort auf und ich starre noch etwas ohne Gedanken auf die Decke, bevor ich mich wieder zwinge aufzustehen, um das Bett fertig zu machen, richtige Kleidung anziehe und ins SHIELD-Gebäude fahre. 

The Assassin: Rise of HydraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt