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"Gut machst du das" witzelt Ben und streckt den Daumen nach oben. "Schnauze, oder mach selber!" sagt Bruce und verkneift sich dabei das Lachen. Wir lachen über ihn doch ihm ist das ziemlich egal. "Haben wir irgendwo noch Mehl und vielleicht Zucker, oder so?" frage ich. "Mehl ja, Zucker nein" sagt Logan. "Aber Salz ist noch genug da?" frage ich weiter. "Ja" sagt Logan. "Und Germ?" "Sollten wir auch noch da haben. Wir haben sogar noch Kümmel." "Gut, dann backe ich heute frisches Brot." Die anderen freuen sich über mein Vorhaben. Ich gehe in die Speisenkammer und nehme alles mit was ich brauche. Ich rieche am Germ, nur um zu sehen, ob er noch verwendbar ist, doch zum Glück ist er noch gut.

Nach einer viertel Stunde kann ich den Teig zum Gären an einen warmen Platz stellen. "Mhhh, ich frrrrreu mich!" frohlockt Logan. Brot ist für uns alle ein seltenes Gut. Wenn es welches gibt, wird es nur sparsam verwendet. "Hat es schon aufgehört zu schneihen, Bruce?" frage ich. "Ja, ihr könnt dann loslegen" antwortet er. Wir ziehen uns alle Wintersachen an und nehmen die Schaufeln. Es ist hell, aber bewölkt. Wir schaufeln den Schnee auf die Mauer und bauen sie dicker und höher. Nach einer halben Stunde gehe ich dann nach dem Brot sehen. "Schön! Dann nochmal von vorne" rede ich mit mir selber. Ich nehme den Teig und 'schlage' ihn. Dann lasse ich ihn erneut aufgehen. Ich gehe wieder hoch und schaufle weiter. "Scheiß Schnee....." murre ich. "Ja, ist schon kacke, aber gehört dazu" sagt Ben. "Mich würde es interessieren wie es im Rest von Amerika aussieht. In New York zum Beispiel" sage ich so vor mich hin. "Mich auch...immerhin war es mal sehr belebt" sagt Logan. "Ben, du hast doch bald Geburtstag." "Rede nicht davon....bitte das deprimiert mich nur." "Wieso deprimieren?" "Weil es mich dann daran erinnert, das ich alt werde." Ich fange an Tränen zu lachen. "Davor hast du Angst? Pussy!" Logan mischt sich ebenfalls ein. "Was soll ich dann sagen? Immerhin bin ich 32." "Von dir redet hier keiner, du Sack!" Jetzt ist es mit mir geschehen und ich rolle mich auf dem Boden. "Steh auf, wir müssen weitermachen." Ich kriege mich wieder einigermaßen ein und helfe ihnen weiter uns freizuschaufeln. Nach einer weiteren halben Stunde sind wir dann fertig und ich sehe wieder nach dem Brot. Ich nehme den Teig und forme ihn zu einen Laib. Dann lasse ich ihn wieder ruhen, bevor ich ihn in das 'Backrohr' schiebe. Es ist eigentlich nichts anderes als Steine hinter dem Ofen. Aber es funktioniert. "Hey Emma, wie lange noch?" "Ich muss den Laib nochmal ruhen lassen. So schnell geht das nicht." Bruce grinst mich dümmlich an und geht in sein Zimmer. Ich gehe ihm hinterher und klopfe. Er bittet mich herein und ich setze mich auf den Stuhl. "Ist was?" "Erzähl mir wie du deine Frau kennengelernt hast." "W-wieso?" "Hm...naja, mir ist nach Romantik." Er lächelt sanft und setzt sich auf seine Matratze. "Damals als der Krieg anfing, wurde ich rekrutiert. Ich fühlte mich ziemlich verarscht und war in Versuchung zu desatieren (den Wehrdienst verweigern). Dann wurde ich aber von der Armee abgeholt und zum Zentrum gebracht. Ich war eine verdammte Krätze. Ich kam ins Trainingslager. Wir trainierten Tag ein Tag aus. Irgendwann bekamen wir dann Freigang und dann traf ich auf sie. Sie ist ebenfalls bei der Armee, allerdings ist sie ein Offizier. Wir lernten uns besser kennen und eigentlich ist es ja verboten mit einem Offizier etwas anzufangen, aber wir haben drauf geschissen. Dann sind aber die Russen einmarschiert und ich wurde zum Dienst berufen. Davor aber habe ich ihr einen Antrag gemacht, den sie angenommen hat. Wir haben uns dann noch ein einziges Mal getroffen und zu dem Zeitpunkt haben wir geheiratet. Dann verlor ich sie aus den Augen." "Wie sieht sie aus?" "Große, blonde Locken, ein langes schmales Gesicht, und eine schlanke, aber kurvige Figur." "Wieso kommt der Plan von der Suche?" "Weil ich sie nicht vergessen kann. Es macht mich fertig...." "Du wirst abkratzen, wenn du das machst." "Und was, wenn ich es überlebe? Ich kann es nicht wissen, wenn ich es nicht versuche." Ich will nochmal ansetzen breche dann aber ab und gehe ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Ich gehe zur Küchenecke und nehme das Brot, welches ich in den Ofen schiebe. Dann setze ich mich zu Ben auf die Couch der gerade eine Karte studiert. "Was los?" "Naja, ich schaue ob das im Bereich des Möglichen wäre von Kanada aus in Texas LEBENDIG anzukommen und wieder retour." "Und?" "Das Land hat sich verändert und die Kontrollen sind streng. Wir sind tot, bevor wir auch nur in der Nähe sind." "Und wenn wir einen Weg durch den Untergrund fänden?" "Wie meinst du das?" "Durch die Kanalisation." "Dein Ernst? Wir sollen Klotaucher spielen?" "Naja, es wäre sicherer und da unten sind warscheinlich keine Patrullien." "Du bist kreativ...aber leb das besser künstlerisch aus oder sing etwas." "Mir ist nicht nach singen...vor allem nicht in so einer Situation." Er schüttelt lachend den Kopf und wendet sich weiter seinen Plänen zu. Ich sehe inzwischen zum Brot. Ich nehme den Stein der die Hitze in der 'Steinkiste' behält weg und sehe zu, wie das Brot braun wird. Ich drücke drauf um die Konsestenz zu testen. Ich stelle den Stein wieder vor die Öffnung und setze mich wieder zu Ben. "Wie lange noch?" "10 Minuten noch ungefähr. Lass mal sehen." Ich nehme die Landkarte und entfalte sie. Er hat alle Kontrollpunkte aufgezeichnet und die möglichen Minenfelder. "Verdammt...wir können ihn nicht gehen lassen." "Nein, können wir nicht." "Was können wir nicht?" Plötzlich kommt Bruce in den Raum. Er steht entrüstet mitten drin und sieht uns wütend an. "Ihr habt ja keine Ahnung." "Bruce, wenn du gehst dann bist du so gut wie tot." "Ich hab es nicht versucht, also kann ich es nicht wissen." "Du warst selber im Krieg, also weißt du wie schnell das gehen kann." "Ich will sie aber wieder sehen." "DU WEIßT DOCH GAR NICHT, OB SIE NOCH LEBT!" "Und trotzdem will ich es versuchen....ob sie noch lebt oder nicht." "Es ist tiefer Winter." "Dann eben im Frühjahr." "Und wenn sie bis da hin eine Schneeleiche ist?" "Rede nicht so." "Aber was ist, wenn sie glaubt, du bist tot? Was wenn sie sich neu verliebt hat." Ich merke wie er zunehmend aggressiv wird. Er macht einen Ausfallschritt und zieht ihn am Kragen hoch. "Halt deine verdammte Schnauze! Du hast ja gar keine Ahnung, wie es ist jemanden zu haben, den du liebst. Du warst immer nur mit irgendwelchen Schlampen im Bett." Mit diesen Worten stürmt er hinaus und ich höre noch wie eine Tür zufliegt.

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