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Emma nimmt sich ihre Sachen und zieht sich an. Ich ziehe mir die Jacke an und schultere meinen Rucksack. Emma ist jetzt ebenfalls fertig und will ihren Rucksack auf die Schulter nehmen, doch sie setzt ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder ab. "Ich trage ihn so" sagt sie resigniert. Wir werden zum Ausgang geführt und dort werden uns die Waffen übergeben. "Wartet! Wie heißt du?" fragt Kelvin Emma. "Emma, wie ich damals geschrien habe, als du mir die Fresse poliert und nach meinem Namen gefragt hast, Arschloch" antwortet sie schnippisch. "Ja, gut, jeder hat seine Fehler" sagt er. Ich sehe ihr an, dass sie damit zu kämpfen hat, ihm nicht gleich eine zu geben. "Ja, hier, etwas zu Essen. Und Geld, das werdet ihr noch brauchen, wenn ihr weitergeht" sagt er und gibt uns einen weiteren Rucksack. "Wieso gibst du uns das?" fragt Ben im Rucksack wühlend. "Naja, seht sie euch an" antwortet er. Jetzt reicht es ihr. Sie legt ihr Zeug ab und haut ihm auf die Nase. Die zwei Bullen, die hinter ihm stehen halten sie zurück, bevor sie ihm die Augen auskratzt. "Geht jetzt oder ich überlege es mir anders!" sagt er, wobei man merkt, dass er näselt. Die Nase ist wohl gebrochen. Emma nimmt ihre Sachen und geht voraus. Wir laufen ihr hinterher. Als wir dann einen guten Abstand zwischen dem Loch gebracht haben, bleiben wir stehen und rasten etwas. Wir haben eine kleine Höhle gefunden, wo wir uns niederlassen. Logan untersucht sie noch auf Wildtiere, wobei er nicht fündig wird. "Wie geht es dir, Emma?" fragt Ben. "Nicht wirklich gut. Mir ist übel und die Gelenke schmerzen, außerdem ist mir zu kalt" sagt sie in einem gequälten Ton. Ben fasst ihr an die Stirn. Er sieht zu uns rüber und schüttelt den Kopf. "Du hast Fieber" sagt er. "Komm weiter, im nächsten Dorf müssen wir bleiben, bis du gesund wirst" fordert Logan uns auf. Wir gehen weiter.

Nach einer Weile merke ich, wie Emma zunehmend zu schwanken beginnt. Dann kippt sie um. Ich fange sie auf, damit sie nicht im Schnee landet, dann fasse ich ihr erneut auf die Stirn. "Leute, sie ist verdammt heiß" informiere ich sie besorgt. "Jemand muss sie tragen" sage ich. "Ich nehme sie und du nimmst ihr Zeug" bietet Ben an. Er hieft sie hoch wobei sie schreit, die Prellungen machen alles nicht gerade besser. "Ich wusste, dass sie nicht weitergehen kann" sagt Ben niedergeschlagen. Ich nehme währenddessen ihren Rucksack und Logan die Waffe. Dann sehen wir zu, dass wir so schnell wie möglich weiterkommen.

Es ist bereits finster und wir haben kein Dorf gefunden. Dann aber sehen wir eine kleine einsame Hütte, wo Licht brennt. Wir gehen dort hinüber und klopfen. Es macht uns ein Mann auf, höchstens 25, mit blonden Haaren, Bart und vernarbten Armen. "Oh, die Kleine sieht nicht gut aus. Kommt rein" fordert er uns auf. Wir betreten die Hütte. Nichts großes, aber gemütlich. "Legt sie auf das Sofa" sagt er auf eine Stelle zeigend. Er bringt sie dort hin und legt sie ab.

Ben Pov

Ich lege sie ab und ziehe ihr die Jacke aus. Sie stöhnt und verzieht das Gesicht. "Hey, Emma, hörst du mich?" frage ich. Sie öffnet die Augen, welche mich glasig anstarren. "Hat sie Fieber?" fragt der Besitzer der Hütte. "Starkes sogar" antworte ich besorgt. Er verschwindet kurz, dann kommt er mit einem Koffer wieder. Er öffnet ihn auf dem Tisch und darin sind Fläschchen, Pulver und Nadeln. "Was hast du damit vor?" frage ich misstrauisch. "Ihr helfen" antwortet er. "Wieso?" "Weil ich damals in einer ähnlichen Situation war" antwortet er mir bedrückt. Er nimmt eine Spritze und dazu ein Fläschchen. Dann geht er zu Emma und injiziert sie ihr. Sie stöhnt kurz auf, dann ist sie plötzlich ganz still. "Was hast du ihr gegeben?" frage ich besorgt. "Das war ein Schmerzmittel, jetzt bekommt sie etwas gegen das Fieber" sagt er. Er geht aber zuerst zu einem Eimer und versucht die Spritze steril zu machen. "Woher willst du wissen, dass das Wasser sauber ist" frage ich misstrauisch. "Weil ich es zuerst gekocht habe" antwortet er mir. Er nimmt dann ein anderes Fläschen und zieht die Spritze mit deren Inhalt auf. Dann verabreicht er Emma die Spritze. Danach wäscht er die Spritze wieder aus, nur mit einem anderen Eimer. "Wieso stehen hier abgekochte Eimer Wasser?" fragt Logan. "Weil ich misstrauisch bin" antwortet er. "Ihr habt doch hunger! Kommt und esst etwas" ladet er uns ein. "Vielen Dank" nehmen wir die Einladung an.

"Lebst du hier alleine?" fragt Bruce. "Mhhh ja, aber meine Frau ist gestorben. Sie starb wegen Fieber. Als ich mit den Medikamenten kam, war sie bereits tot. Darum habt ihr Glück" sagt er. Er stellt einen Hafen klare Suppe auf den Tisch. "Ich habe keine Einlage, aber um den Hunger zu stillen reicht es" sagt er. Dann nimmt Bruce den Rucksack mit dem Proviant und wühlt darin. Ich habe auch nachgesehen und da müsste Brot dabei sein. Er zieht den Weggen heraus, was die Augen des Gastgebers funkeln lässt. "Wie lange habe ich kein Brot mehr gehabt?" fragt er sich grinsend. "Wie heißt du eigentlich?" frage ich. "Mein Name ist Nate" antwortet er etwas abwesend. Dann holt er ein Messer und schneidet ein paar Scheiben ab. Er ninmt sich eine und beißt genüsslich hinein. Wir machen es ihm gleich und essen dazu die Suppe. "Ich habe nur zwei Betten, das Mädchen kann auf der Couch bleiben und einer müsste es sich auf der Eckbank da drüben bequem machen" sagt er mit den Finger auf die Eckbank zeigen. Ich melde mich für die Eckbank, womit alle einverstanden sind.

Nachdem wir noch eine Weile geplaudert haben, gehen wir schlafen. Ich bekomme eine Decke, dann lege ich mich auf die Bank. Ich habe in der Länge gerade so platz. Dann schlafe ich mit der Wärme des Kamins ein.

Mitten in der Nacht wache ich auf. Emma schreit im Schlaf. Ich hechte zu ihr hinüber und schüttle sie. Unter Tränen öffnet sie ihre Augen. "Ich habe ihn...gesehen" schluchzt sie. "Wen gesehen?" frage ich. "Alistar, wie er mit blasser und halb-verwestem Fleisch aus der Erde gestiegen ist. Er hat immer wieder gerufen wieso wir ihn zurück gelassen haben" sagt sie ängstlich. "Das war ein Fiebertraum" beruhige ich sie. "Das war so real" schluchzt sie. "Komm, schlaf weiter, du brauchst den Schlaf" sage ich zu ihr. "Bitte, bleib bei mir" fordert sie mich auf, als ich gehen will. Ich drehe mich zu ihr um. Sie hält mich am Arm fest und kommt mir in dem Moment vor wie ein kleines Kind.

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