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"Gehen wir etwas spazieren?" frage ich sie um die peinliche Stille zu brechen. "Kann nicht schaden" antwortet sie lächelnd. Sie zieht ein Paar Stiefel an und dann gehen wir. "Ich frage Max ob wir auch raus dürfen" sage ich. Wir gehen zu seinem Büro wo wir leider nicht fündig werden.

Wir laufen durch die Gänge und schlussendlich treffen wir auf ihn. "Hey Max, dürfen wir eigentlich auch raus?" frage ich direkt darauf los. "Mhhhh ja aber ihr braucht Ausweise. Wartet, ich gebe euch schnell zwei ohne Foto. Ihr bekommt bald eure eigenen" sagt er darauf. Wir gehen zu seinem Büro wo er in seiner Schreibtischschublade zwei Ausweise herauskramt. "Bitte wieder zurück bringen" sagt er, dann haut er wieder ab.

Wir suchen den Ausgang und gehen dort hinaus. Das Tageslicht blendet mich, aber nach kurzer Eingewöhnung geht es. Wir spazieren schweigend die Straßen entlang. Es ist kein unangenehmes Schweigen, sondern mehr ein angenehmes. Auf dem Weg treffen wir auf viele Menschen. Sie sind alle sehr ähnlich bekleidet, aber sie wirken auf keinem Fall verwarlost.

Umso weiter wir dem Stadtrand entgegen kommen, umso mehr habe ich das Gefühl, den Geruch von Blut und Verwesung wahrzunehmen. Als wir dann den Rand erreichen bestätigt sich mein Verdacht. Dort ist ein riesiges Massengrab angelegt, mit den Gefallenen des Kampfes. "Können wir bitte gehen?" fleht Emma mich an. Ich sage nichts, sondern drehe einfach um. Ich sehe hinunter zu Emma, welche blass ist. "Alles gut?" frage ich nach. "Sind da alle dabei?" fragt sie kalt. "Ich hoffe es nicht" antworte ich darauf. Plötzlich kommt ein Mann auf uns zu. "Ihr habt wohl das Massengrab gesehen" fängt er an. "Woher wollen Sie das wissen?" frage ich genervt. "Sieh sie dir an. Die könnte glatt da rausgekommen sein so blass wie sie ist. Ein Wunder das ihr nicht auch darin seid" lacht er. "Wie meinen Sie das jetzt?" fragt Emma geschockt. "Ihr seid doch von diesen Pimmellutschern, welche die Stadt verwalten. Die werfen da alle rein die nicht wichtig sind. Nur die, welche ihnen als 'wichtiger' erscheinen kommen in ein Einzelgrab, oder die Familie hat genug Geld" sagt er hähmisch grinsend. "Worauf willst du jetzt hinaus?" frage ich entnervt. "Nanana immer schön höflich bleiben der Herr" sagt er ermahnend. Ich habe damit zu kämpfen ihm nicht gleich an den Kragen zu gehen. "Worauf wollen SIE hinaus?" frage ich das Sie betonend. "Schon besser, naja ihr seid wohl neu hier ich habe euch noch nie hier gesehen. Da wollte ich euch aufklären" sagt er als sei es selbstverständlich. "Danke war nicht nötig" antworte ich ihm gleichgültig. Wir wollen weitergehen, doch er brüllt uns etwas nach. "DAS WIRD DER DANK SEIN! IHR LANDET IN SO EINEM SCHEIßLOCH WIE DIESEM UND VERWEST MIT DEN ANDEREN TOTEN!" Das waren seine Worte. "Ich will aufs Zimmer" sagt Emma plötzlich. "Hör nicht auf ihn, er redet Schwachsinn" will ich sie, unsicher ob nicht wirklich etwas dran ist, beruhigen. "Ich will trotzdem aufs Zimmer. Mir geht es nicht gut" sagt sie darauf. Wir gehen ohne Umwege zurück. Sie drückt mir den Ausweis in die Hand und verschwindet dann. "Abserviert?" frage mich eine vertraute weibliche Stimme. "Nein, ihr geht es nicht gut" knurre ich. "Sie sah aber eher.... nicht glücklich aus" sagt sie besserwisserisch. "Sie hat nur das Massengrab gesehen weiter nichts" sage ich darauf wütend. "Wo ward ihr bitte?" fragt Angie plötzlich aufgeregt. "Wir sind spazieren gegangen" antworte ich. Dann haue ich ab, ohne ihr auch nur einen Blick zu würdigen.

Ich gehe zu Logan. Dort klopfe ich an die Tür. "Ja komm rein" fordert er mich auf. Ich mache die Tür auf. "Ahh gut du bist es. Ich wollte eh mit dir reden" sagt er etwas wütend. "Alter wieso bist du sauer?" frage ich verwundert. "Nichts 'Alter', ich habe gehört du verarschst Emma. Du wollest sie nur ins Bett bekommen" sagt er lautstark. "Von wem hast du den Scheiß?" frage ich genauso laut. "Angie hat mir alles erzählt" brüllt er herum. "Und das glaubst du IHR?!" frage ich entsetzt. "Ich weiß immerhin von deinen Bettgeschichten. Bei dir sitzt doch nicht alles richtig. WIR REDEN HIER VON EMMA! DIE KENNEN WIR SCHON SEID 6 JAHREN!" schreit er herum. "Ja genau das ist der Punkt. Ich kenne sie zu gut um sie zu verarschen. Das wäre moralisch verwerflich" antworte ich. "Achso und was hast du damals mit den Mädchen zur Zeit der Armee gemacht?" fragt er noch wütender als vorher. "JETZT HÖR MIR ZU! Damals war ich 20 und du warst nicht einmal dabei! Und ja wir reden hier von Emma, du hast gar keine Ahnung was ich für sie empfinde" zische ich. "Muss ich dir das jetzt glauben?" fragt er lachend. "Du hast das alles nur aus zweiter Hand erfahren!" brülle ich ihn an. "Achso dann warst du nicht mit einem Haufen Schlampen im Bett!" brüllt er zurück. "...Doch schon, aber bei Emma ist es was anderes" murmle ich. "Achso etwas anderes. Was ich erfahren habe hast du gesagt, sie sei eine schnelle Numner" sagt er nun etwas ruhiger. "Und von wem bitte?" frage ich entnervt. "Angie hat mir alles erzählt" sagt er. "Ach Angie. Die lügt doch wie gedruckt, aber dir ist es egal das wir zuvor schon einmal darüber geredet haben was ich verdammt noch einmal für sie fühle" sage ich etwas enttäuscht. "Also vor einem halben Jahr habe ich erfahren, dass du Emma ein sehr interessantes Angebot gemacht hast" sagt er hähmisch grinsend.

"Das geht nicht. Liebe.ist.jetzt.unbrauchbar." "Und einfach bedeutungslosem Sex?" Sie zieht die Augenbraue hoch und fängt an zu lachen. "Das war jetzt nicht im Ernst ein Angebot?" "Naja, vielleicht?"

Ich rufe das Gespräch in meinem Kopf ab. "Achso ich habe also recht" sagt er. "Woher weißt du das?" frage ich. "Euer Walki-Talki war an." Ich stehe wortlos im Raum.

"Hast du nichts mehr zu sagen?"

"Ich hatte mir damals nicht gedacht, dass sie annähernd etwas für mich empfindet. Du hättest das Selbe gemacht."

"Nein, hätte ich nicht. HALLO ES GEHT UM EMMA! Du benimmst dich wie ein kleines Kind."

"Okay, jetzt höre mir zu, ich habe Emma das ins Gesicht gesagt okay? Hätte sie zugestimmt dann wäre sie doch selber Schuld gewesen. Aber diesmal meine ich es ernst mit ihr."

"Liebst du sie?"

"Liebe ist ein so großes Wort, ich empfinde so etwas wie Liebe. Aber wenn ich jetzt sagen würde, dass ich sie liebe, wäre das nur ein verzweifelter Versuch dich zu überzeugen. Du musst mir bitte glauben."

Er will erneut ansetzen beißt sich dann aber auf die Zähne. "Bitte versprich mir, dass du ihr nicht weh tust" sagt er ruhig. Er hat sich wieder einigermaßen beruhigt. "Ich werde ihr nicht weh tun, verstehe mich bitte. Sie ist keine schnelle Nummer für mich verdammt nochmal" sage ich verzweifelt.

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