Das waren wirklich meine süßen kleinen Winchesters. Es fiel mir schwer, das wirklich zu glauben. Die verzerrten Bestien mit den rot glühenden Augen waren nicht nur viel größer als meine Schätze, sondern auch seltsam umgestaltet, dass ich sie kaum noch richtig als Greif einordnen konnte. Was immer auch mit ihnen passiert war, ich betete stumm, dass es umkehrbar war, auch wenn mein Kopf bereits flüsterte, dass das eine sehr naive Hoffnung war. Wenn es eine Verwandlung war, hatten wir immer noch keinen Zauberer hier, der sie aufheben konnte. Wer könnte das überhaupt? Ein Spezialist für Chimaerologie vielleicht? Ich hatte nicht den blassessten Schimmer. Sehr wahrscheinlich hatte diese Welt solche Kreaturen schlicht noch nie gesehen. Sie waren etwas ganz neues und das wiederum bedeutete womöglich, dass meine kleinen süßen Babys nie wieder meine kleinen süßen Babys sein würden. Ich schluckte, doch gegen den dicken Kloß in meinem Hals half das überhaupt nicht.
"Es tut mir wirklich außerordentlich Leid", hörte ich Regis' Stimme und brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass der Vampir mit mir sprach und noch einen weiteren, bis mir klar war, dass ich weinte. Eilig wischte ich mir über die Augen, auch wenn das wenig half. Die Tränen flossen direkt weiter. Mitfühlend drückte Regis meinen Arm. Ich sagte nichts, sondern sah ihn nur an, doch ich hoffte, er verstand auch so, dass ich ihm dankbar war. Die Wenigsten hätten Verständnis dafür, dass jemand um Greifen heulte, die immerhin schlicht als Monster angesehen wurden, für die man ärgerlicherweise einen Hexer anheuern musste, damit sie nicht das Vieh oder die Nachbarn fraßen. Mein Sichtfeld war zwar etwas verschwommen, aber wie Geralt nach seiner Silberklinge griff, entging mir trotzdem nicht. Entgeistert sah ich ihn an. "Das ist nicht dein Ernst", zischte ich ihn leise an und erntete einen ernster Blick. "Find dich mit dem Gedanken ab. So wie ich das sehe, könnten wir hier auch alle draufgehen." Dagegen konnte ich schlecht etwas sagen. Abgesehen von Sam und Dean in ihrer neuen monströsen Form war da halt auch noch Krul.Unser aller Blicke wanderten gen Theodor, als hätten wir den gleichen Gedanken gehabt. Außer ihm wusste niemand etwas über diese Vampirkönigin und ihre angebliche Schwäche. Offenbar fühlte sich Theodor unter unseren Blicken auch reichlich unwohl, denn er zog unruhig an seiner Kleidung, als wolle er Falten wegstreichen. "Mithilfe des Kristalls kann es uns gelingen, Krul auszuschalten. Einen anderen Weg sehe ich da nicht. Sie ist zu mächtig, als dass wir sie mit einer Klinge", bemerkte Theodor mit einem Nicken in Geralts Richtung, "noch mit Klauen oder freundlichen Worten stoppen könnten." Das bezog sich dann wohl auf Regis und mich.
Einen normalen höheren Vampir - was man eben so normal nannte - könnten schon nur Regis und Theodor töten, doch die Vampirkönigin, die noch älter und mächtiger war? Ein bisschen schlecht wurde mir da schon. Im Spiel war sie definitiv nicht aufgetaucht. Was also hatte ich verändert, dass sie hier erschienen war? Oder war es gar nicht ich gewesen? Hatte jemand anderes die Geschehnisse in Gang gesetzt und ich war nur zufällig in Besitz des Anhänger gekommen? Nah. Zufällig wohl eher nicht, immerhin hatte ich ihn um den Hals getragen. Also lag nahe, dass wer immer für Kruls Erscheinen verantwortlich war, vielleicht auch mich in diese Welt verfrachtet und mir den Anhänger gegeben hatte. Sinn machte das alles für mich jedoch überhaupt nicht."Verschwinden wir von hier, bevor sie uns bemerkt", flüsterte Theodor in unsere Richtung. Ich konnte noch die Zweifel in Geralts Augen blitzen sehen, ehe er kaum merklich nickte. Mir war klar, er wollte die Leute beschützen, die noch Kruls Opfer würden, aber indem er sich in einen Kampf stürzte, den er nur verlieren konnte, half er keinem. Wir brauchten einen Plan. Allen voran natürlich jemanden, der den Kristall zu benutzen wusste, den ich um meinen Hals trug. Gut, dass ich den nicht irgendwo für kleines Geld versetzt hatte, um meine Unterkunft zu bezahlen oder Ähnliches. Bisher hatte all diese Kosten Geralt übernommen und zu meiner Schande musste ich gestehen, ihm dafür nie wirklich gedankt zu haben. Im Stillen nahm ich mir vor, das dringend nachzuholen, wenn wir diese Sache hier überlebten. Wenn nicht, kam es da eben auch nicht mehr drauf an. Im Moment sollte unser Hauptaugenmerk darauf liegen, eine Lösung für das Problem Krul zu finden, bevor wir uns um Dettlaff Sorgen machten, auch wenn ich gestehen musste, dass der in gerade dieser Situation eine verdammt große Hilfe hätte sein können, wenn er nicht gerade brütend in Tesham Mutna säße. Ob er schon von Krul erfahren hatte? Vermutlich. Die niederen Vampire waren seinetwegen hergekommen und bestimmt war einer von ihnen vor Krul geflohen, um ihn zu informieren.
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Blood and Whine (Witcher III)
FanficWie man einen Tag ruiniert: Step 1: Streit mit der besten Freundin. Step 2: Von einem Greifen verschleppt werden. Doch genau das passiert mir in diesem Projekt. Diese FF gehört zum Mary Sue-Projekt auf Animexx, das ich jedem nur ans Herz legen kann...