𝟒𝟏. 𝐇𝐄𝐋𝐋𝐎, 𝐀𝐆𝐀𝐈𝐍

1.1K 30 7
                                    

~~MORGAN~~
~Donnerstag~

In dem Bett, welches in der Mitte des kleinen Raumes steht, liegt eine Frau mit geschlossen Augen. In diesem Raum ist ist es still, anscheinend ist es nicht mal dafür gemacht Besucher zu empfangen. Das Piepen ihres gleichmäßigen Herzschlages ist zu hören und vor Erleichterung knicken meine Knie unter mir weg.

Ich sehe sie.
Meine Mutter.
Auf diesem Bett.
Und sie lebt.

Ihr Taint ist wieder lebendiger, normaler geworden, nicht mehr so blass wie in Thailand. Sie sieht nicht tot, sondern viel mehr lebendig aus. Und diese Erkenntnis bringt mich fast zum Weinen. Gerade bringt mich alles zum Weinen. Ich bin gerade ein einziges emotionales Wrack. Weinen vor Freude, weil ich vor Stunden ganz kurz gedacht habe sie ist tot. Ich lasse Layken im Schock los und die Welt zeigt mir nur noch sie. Ich trete einen Schritt auf sie zu und Tränen füllen meine Augen.

Definitiv emotionales Wrack.

Meine Hände zittern, alles an mir zittert und ich schlucke den Klos in meinem Hals herunter. Eine Diele knatscht leise und die dunkelgrünen Augen meiner Mutter schießen auf, als hätte sie nie geschlafen. Weil ich weiß, dass ich gleich vor Glück zusammenbrechen werde, laufe ich so schnell zu ihr ans Bett wie sie es eigendlich kaum erfassen könnte. Aber sie tut es wenn auch verzögert.

Die Angst, dass sie mich vielleicht nicht erkennt, weil ich längere Haare habe, ein vielleicht runderes Gesicht und sich meine Augen vielleicht verändert haben könnten, steigt in mir auf. Aber ihre Sicht ist vielleicht noch nicht ganz klar...

Aber warum sollte man seine Tochter an sowas nicht erkennen? Seit drei Monaten habe ich meine Mum nicht mehr gesehen. Ich sehe sie an und ihre Augen werden klarer, erfassen mich, wie ich die Hand ausstrecke. Und egal wie sehr ich mich versuche zurückzuhalten die Tränen kann ich einfach nicht länger zurückhalten. So viel ist passiert in der Zeit, in der sie warum auch immer, nicht da war. Alle in diesem Raum, einschließlich sie, haben sich verändert.

Jeremy ist muskulöser geworden, während Brian wieder der zurückgezogen Drogensüchtige geworden ist, von dem ich nicht wollte, dass er wieder so wurde. Aber besser, als am Anfang, als ich ihn auf dem Boden hab tot liegen gesehen habe. Das ist nämlich seitdem nicht mehr passiert. Also nicht, dass ich es mitbekommen habe.

Layken hat gelernt sich für jemanden zu öffnen, der nicht meine Brüder sind. Und Bee, Bee hat endlich jemanden gefunden, an dessen Seite sie bleiben möchte.

Ich? Ich habe gelernt anders zu sein. Zu akzeptieren wie das Leben ist und das Beste drauß zu machen, auch wenn das manchmal nicht so leicht ist, wie man vielleicht denken mag. Und jetzt liegt meine Mum vor mir und atmet und starrt mich an, während mir die Tränen über die Wange fließen. Alles in mir ist still und meine Beine geben langsam unter mir nach, als sie etwas sagt: »Morgan?« Ihre leise Stimme lässt mich schwach werden.

Auch sie hat sich verändert, wenn auch nur äußerlich. Sie sieht viel älter aus, als damals als ich sie das letzte Mal gesehen habe. »Ja?«, krächze ich und setze mich an den Bettrand. Ich nehme ihre Hand in meine. Auch ihr fließt eine Träne über die Wange und sie hebt die Hand, um mir diese wegzuwischen. Und bei der Berührung, als die Mutter ihre Tochter nach so viel Chaos das erste Mal wieder berührte und sich Lachfältchen auf ihrem Gesicht abzeichnen, fange ich an stärker zu weinen und jedes verzweifelte Gefühl zuzulassen, welches in meinem Körper gerade existiert.

Wut, Trauer, Angst, Panik, Liebe und Sehnsucht nach meiner Mum.

Ich falle fast über sie her und sie nimmt mich in den Arm was ich nicht erwartet hätte, weil sie immerhin eine schwere Zeit hinter sich hat. Aber vielleicht braucht sie ja deswegen sowas wie ein Umarmung von ihrer Tochter. Eine feste Umarmung, die mir die gleichen Gefühle zeigte wie ihr. Nur eine bloße Umarmung und ich fühle mich unfassbar sicher und stark. Diesen Moment, in ihren Armen koste ich aus.

BREATHLESS  - even roses can break Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt