Meine Lieben, einfach, weil ich noch wach bin, hier das fünfte Türchen für euch :) Ich wünsche euch ganz viel Spaß mit Cassie & Malia.
Cassie rührte in ihrem Milchkaffee herum und ließ ihren Blick durch das niedliche Café gleiten, in dem sie sich gerade mit Malia an einem der kleinen, viereckigen Tische niedergelassen hatte. Sie hatten die Zeit genutzt, ein paar Weihnachtseinkäufe zusammen zu erledigen. Im Gegensatz zu Malia, die dabei regelrecht aufzublühen schien, mochte Cassie nicht, sich durch dichtes Menschengedränge schieben zu müssen. Der Vorfall, bei dem sie beinah von der drängenden und schiebenden Menschenmasse vor einem Club zerdrückt worden war und durch den sie auch John kennengelernt hatte, lag zwar bereits über zehn Jahre zurück, doch der Moment hatte sie geprägt; seitdem mied sie große Menschenansammlungen so gut sie konnte.
Deshalb hatten sie entschieden, den freien Vormittag zu nutzen und sich in die Geschäfte zu trauen, während die meisten Menschen arbeiteten oder sich um ihre Kinder kümmern mussten. Also waren sie von dem vorweihnachtlichen Trubel, der derzeit an den Wochenenden und Nachmittagen herrschte, zu Cassies Erleichterung verschont geblieben.
„Haben wir doch alles super geschafft heute Vormittag", lobte Malia sich selbst und fuhr sich lächelnd mit den Fingerspitzen durch die dunklen Haare.
„Das stimmt allerdings", pflichtete Cassie ihr zufrieden bei. „Das meiste habe ich jetzt zusammen. Gott, ich bin so froh, dass ich den Rest einfach im Internet bestellen kann."
„Du bist so ein Grinch", lachte Malia.
„Gar nicht wahr. Ich liebe Weihnachten. Ich mag einfach nur nicht diese vielen Menschen überall", korrigierte Cassie.
„Kann ich dir nicht mal verübeln", erwiderte Malia und nippte an ihrem Latte Macchiato.
„Glaub ja nicht, dass ich die Zeit mit dir nicht trotzdem genieße", setzte Cassie mit einem Lächeln hinzu.
Malia seufzte.
„Ich weiß, wir sehen uns derzeit selten, aber ich habe so viel um die Ohren mit dieser blöden Weiterbildung, dass ich gar nicht dazu komme, mich mit meinen Lieblingsmenschen zu treffen. Dabei würde ich wirklich gern ein paar Gänge zurückschalten. Ich merke ja selbst, wie ausgelaugt ich bin", räumte Malia frustriert ein.
„Ja, ich glaube auch, ein Selfcare-Day in der Woche würde dir mal ganz guttun. Einfach mal eine Maske ins Gesicht, eine Maniküre und ein langes, heißes Entspannungsbad – das wirkt bei mir manchmal schon Wunder", erzählte Cassie und löffelte etwas vom leckeren Milchschaum in den Mund.
„Klingt wirklich schön, aber leider fehlt mir in den nächsten Tagen wirklich die Zeit dazu", sagte Malia.
„Zum Glück sind es ja nur noch ein paar Wochen bis Weihnachten – und spätestens dann kommst auch du mal zur Ruhe", grinste Cassie vorfreudig. Sie freute sich schon unheimlich auf ihr Freundinnen-Wochenende, das sie nach Weihnachten geplant hatten. Malia verzog reumütig das Gesicht und kräuselte ihre vollen Lippen.
„Ja, also darüber wollte ich sowieso noch mit dir reden."
Cassie runzelte irritiert die Stirn.
„Über unseren Wellness-Ausflug?"
Malia nickte.
„Es gibt da etwas, das ich dir sagen muss."
„Sag nicht, du hast doch keinen Urlaub zwischen Weihnachten und Neujahr bekommen", platzte es besorgt aus Cassie heraus, die ihr verlängertes Entspannungs-Wochenende in weite Ferne rücken sah.
„Doch, schon", druckste Malia herum.
„Aber?"
„Es hat sich kurzfristig ergeben, dass ich da mit jemandem wegfahre."
Cassie musterte sie verständnislos.
„Ja. Mit mir. Wir haben das schließlich schon gebucht."
Malia seufzte und sah Cassie aus großen, schuldbewussten Augen an.
„Schon, aber jemand wollte mich überraschen und hat für mich in derselben Zeit auch etwas gebucht."
„Jemand wollte dich überraschen", wiederholte Cassie trocken. „Ein Typ, oder was?"
„Sei bitte nicht sauer", bat Malia sie reumütig.
„Also ist es tatsächlich ein Typ", schlussfolgerte Cassie enttäuscht.
„Ja, schon", räumte Malia zögerlich ein.
„Du datest jemanden und erzählst mir nichts davon?", fragte Cassie anklagend. Diese Tatsache enttäuschte sie beinah noch mehr als Malias kurzfristiger Rückzieher.
„Das ist alles etwas komplizierter, als du denkst. Ich wollte erstmal abwarten und sehen, wie es sich entwickelt", machte Malia einen Versuch, sich zu erklären.
„Du lässt also für irgendeinen Mann unser Freundinnen-Wochenende sausen...", fasste sie kopfschüttelnd zusammen.
„Ich weiß, das ist scheiße gelaufen, aber ich kann das jetzt auch nicht mehr absagen."
„Findest du nicht, ich sollte dann wenigstens wissen, was das für ein Mann ist?", hakte Cassie anklagend nach. Malias Lippen verzogen sich zu einem verschmitzten Lächeln.
„Ein Netter; wir kennen uns schon etwas länger", erzählte sie verträumt.
„Geht es vielleicht auch etwas konkreter? Wie heißt er? Wie sieht er aus? Was macht er beruflich? Bringt er dich zum Lachen? Was magst du besonders an ihm?", fragte Cassie ungeduldig. Malia lachte.
„Ich fühle mich wie in einem Verhör."
„Weil es eins ist", erwiderte Cassie grinsend.
„Sobald das alles wirklich spruchreif ist, bist du die Erste, der ich es erzähle. Versprochen."
Cassie runzelte skeptisch die Stirn.
„Du fährst mit ihm in den Urlaub; wie spruchreif soll es deiner Meinung nach noch werden?", fragte sie mürrisch.
„Wie gesagt; es ist alles etwas kompliziert. Genau genommen haben wir nicht einmal einen Beziehungsstatus. Deshalb hat es mich selbst auch überrascht, dass er auf einmal mit diesem Ausflug um die Ecke kam", gestand Malia.
„Du verrätst mich also für etwas, von dem du nicht einmal weißt, was es überhaupt genau ist", kommentierte Cassie trocken.
„Ich mag ihn wirklich. Es ist nur... wir haben nie offen darüber gesprochen, wohin das mit uns führen soll", gestand Malia.
„Es ist also nur unverbindlicher Sex – und dafür willst du mich hängenlassen", schlussfolgerte Cassie kopfschüttelnd.
„Manchmal bist du echt gemein", gab Malia enttäuscht zurück. Cassie seufzte.
„Ich bin nicht gemein; ich bin einfach enttäuscht, weil ich mich so gefreut habe", sagte sie.
„Aber solltest du dich nicht für mich freuen, weil es jemanden gibt, für den ich mich ernsthaft interessiere?", hakte Malia nach. Cassie verengte ihre Augen zu Schlitzen.
„Oh nein. Komm mir jetzt nicht so. Du weißt ganz genau, wie sehr ich mich für dich freue, wenn du wirklich jemanden findest, den du magst und mit dem du dir eine Beziehung vorstellen kannst", protestierte sie und seufzte schwer.
„Sei bitte nicht sauer. Wir holen das nach, okay?", sagte Malia versöhnlich.
„Ja, bestimmt", murmelte Cassie enttäuscht und nippte mürrisch an ihrer Tasse Kaffee.
Hm. Könnt ihr verstehen, dass Cassie beleidigt ist? Wie würdet ihr reagieren, wenn eure Freundin euch wegen einem Mann sitzenlassen würde? Würdet ihr sie verstehen? Oder würde es euch enttäuschen?
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Waiting for Christmas | Adventskalender
Short StoryWeihnachten steht vor der Tür. Kekse backen, den Baum schmücken und Geschenke einpacken - Cassie freut sich wie ein kleines Mädchen auf die besinnliche Zeit mit der Familie. Anlässlich Johns Geburtstag hat sie all ihre Freunde für ein Adventsessen z...