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Wir nähern uns langsam aber sicher dem Finale. Es ist eines meiner liebsten Kapitel bis hierher  und ich hoffe, es gefällt euch auch.

„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?", fragte Malia, als sie Cassie die Wohnungstür öffnete. Willow hatte sie gerade auf dem Weg zu einer Freundin hier abgesetzt.

„Die Laus ist zwei Meter groß und heißt John", murmelte sie, dann drückte sie sich an Malia vorbei in die Wohnung. Sofort wurde sie von einer wohligen Wärme eingehüllt, die sie die eisige Kälte vergessen ließ, die draußen herrschte.

Als sie Malia vor einer Stunde angerufen hatte, war Cassie direkt aufgefallen, dass mit ihrer sonst so positiven Freundin etwas nicht stimmte. Doch Malia hatte sich am Telefon kein Wort entlocken lassen, sodass sie ihr angeboten hatte, vorbeizukommen. Draußen war es bereits dunkel, es hatte wieder ein wenig geschneit. Das letzte Mal hatte vor fünf Jahren zum Fest Schnee gelegen, also freute sie sich wirklich darüber. Sie fand, dass weiße Weihnachten etwas Verträumtes hatten; ganz zum Leidwesen von John, der dem Ganzen nicht besonders viel abgewinnen konnte.

Gerade jedoch war ihr keineswegs nach Romantik zumute. Der Lockenkopf stand Malia mit mürrischem Gesichtsausdruck in dicker Winterjacke, Hoodie und einer dazu passenden Leggings gegenüber, hatte ihre Haare zu einem Messy Bun gebunden und drückte Malia eine Flasche Rum und ein Netz Limetten in die Hand.

„Versteh ich nicht; vorhin am Telefon war doch noch alles okay", ging Malia verständnislos auf Cassies letzte Aussage ein, während diese sich aus ihrer Winterjacke schälte.

„Das war, bevor ich nach Hause gekommen bin und er mir erzählt hat, dass er aus meinem Tanzraum im Keller ein Heimstudio machen will", erwiderte Cassie.

„Nimm es mir nicht übel, aber du hast ein riesiges Studio für dich, wo du trainieren kannst", warf Malia zweifelnd ein.

„Und er hat gleich drei Studios, in die er fahren kann, um an Songs zu arbeiten oder etwas aufzunehmen", gab sie zurück.

„Vielleicht macht er das aber auch, damit er mehr Zeit mit dir verbringen kann", spekulierte Malia wild drauf los. Cassie seufzte und streifte ihre Sneakers von den Füßen.

„Schön wär's, aber so, wie ich ihn kenne, wird es darauf hinauslaufen, dass die Jungs dann ständig bei uns abhängen, die Nacht zum Tag machen, saufen, kiffen, laute Musik hören und mich um den Schlaf bringen", hielt Cassie dagegen, während sie ihrer Freundin in die Küche folgte.

„Ihr könntet Regeln festlegen", schlug Malia diplomatisch vor, als sie die Flasche Rum abstellte und die Limetten dazulegte.

„Weil Regeln mit John so fantastisch funktionieren", schmunzelte Cassie beißend.

„Okay, auch wieder wahr", pflichtete Malia ihr bei.

„Ich sage es dir – da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen", sagte Cassie, bevor sie sich dem Rum widmete. „Ich dachte, es könnte nicht schaden, wenn wir unseren Frust mit etwas Alkohol herunterspülen; du klangst schließlich auch nicht besonders euphorisch am Telefon", stellte Cassie fest und warf Malia einen prüfenden Blick zu. Ihre Freundin strich sich die dunklen Haare nach hinten und zog eine Grimasse.

„In meinem Fall reicht Herunterspülen nicht; ich muss ihn eher darin ertränken", kommentierte sie grimmig. Cassie seufzte.

„Klingt, als hätte ich zu wenig Hochprozentiges dabei."

Nur wenig später fanden sie sich, jeweils mit einem Glas Floridita Daiquiri in der Hand, auf der Wohnzimmercouch wieder. Cassie versuchte gerade, das Thema von ihrem Streit mit John auf Malias unterirdische Laune zu lenken. Während sie sich den eigenen Frust von der Seele geredet hatte, war ihr Malias Traurigkeit nicht verborgen geblieben.

Waiting for Christmas | AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt