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Da ist es, das nächste Kapitelchen aus dem (extended) Kalender :) Vorhang auf für Iara und Tua. Danke an Saelamju :) Wenn ihr alle lieb seid, gibt es als Nächstes nochmal was von Marten und Nika :)

"Ich dachte immer, Raf wäre klug und gut genug, Edita das nicht anzutun." Die Lichter der Straßenlaternen und Ampeln flogen an ihnen vorüber, während Tua den Wagen zum Hotel lenkte. Iara beschäftigte die Thematik rund ums Fremdgehen, die auf so unangenehme Weise auf der Feier angeschnitten worden war, noch immer. Die letzte halbe Stunde kam ihr vor wie ein schlechter Traum. 

"Hältst du ihn jetzt für einen schlechten Menschen?", fragte Tua. Auch ihm ging das unschöne Ende des gemeinsamen Abends nah. Es wog schwer für ihn, dass Raphael ihn ausgeschlossen hatte, statt sich ihm anzuvertrauen, wie Freunde es untereinander eigentlich tun sollten. Doch damit nicht genug. Sein angeblicher "Freund" hatte Iara gezwungen, sein Geheimnis zu bewahren und dadurch indirekt seine Beziehung belastet. Klar war Letzteres nicht nur seine Schuld, und Tua bezweifelte außerdem, dass Raf genau gewusst hatte, was er ihnen damit antat - Trotzdem war er sauer auf ihn.

Iara sah ihren Freund mit schiefgelegtem Kopf an. Sie wirkte ernst, aber unsicher. "Nein, ich glaube nicht, dass er ein schlechter Mensch ist. Und ich weiß, dass du das auch nicht glaubst." Sein Adamsapfel hüpfte nervös. Sie kannte ihn wirklich am besten und er wusste, dass sie nachvollziehen konnte, weshalb er schwieg.
Iara drehte ihren Verlobungsring am Finger. "Ich kann ihn bloß nicht verstehen."
Tua warf ihr einen flüchtigen Blick zu. "So überhaupt nicht?"
"Natürlich konnte ein Blinder sehen, dass es zwischen ihm und Edita nicht mehr gepasst hat, aber er hätte ihr von Anfang an reinen Wein einschenken sollen. Er hätte ihr sagen müssen, dass er überhaupt erst Interesse an anderen Frauen entwickelt hat", äußerte sie entschieden ihre Meinung. In ihrer Stimme klang ein Anflug milder Wut mit.

Er sah einen Augenblick auf seine eigenen Hände, die das Lenkrad umklammerten. "Interesse allein ist nicht das, was dich dazu bringt, jemanden zu betrügen", erklärte er schließlich und Iara presste die Zähne aufeinander. Sie wusste, wieso er ihr das im Brustton der Überzeugung mitteilen konnte und es schmerzte. Tua hatte seine Ex-Freundin betrogen. Iara lebte weniger in Angst, seit er ihr davon berichtet hatte, aber die pure Möglichkeit, er könnte sie betrügen, jagte ihr eiskalte Schauer über den Rücken. "Was ist es dann?", fragte sie, obwohl sie die Antwort nicht hören wollte. Nicht von ihm.
Tua seufzte. "Er wollte Edita einfach wehtun, Iara. Egal, was er dir erzählt hat. Oder mir und John, als wir ihn vorhin kurz abgepasst haben. Ich weiß, wie das ist. Wenn du sie betrügst, willst du sie verletzen. Das ist ein unterbewusstes Ding, ein Teil von dir will ihr wirklich Böses. Du projizierst all deinen Frust auf deine Freundin, dann ist da diese andere Frau und auf einmal denkt dein Schwanz. Es geht noch schneller, als du gerade annehmen möchtest."
Iara schluckte. "Mir macht das Angst, dich darüber reden zu hören."
"Ich weiß, aber wir müssen darüber mal reden. Was ich dir vorhin gesagt habe, das gilt: Ich bin dir treu und ich werde dir immer treu sein, solang wir zusammen sind, also hoffentlich bis ich sterbe."

"Und was galt für Mascha damals?", unterbrach ihn Iara.
"Das, was auch für Edita gilt. Mascha hat einen Menschen in mir gesehen, der ich nicht war. Ich wollte so sein, aber ich konnte es nicht erzwingen und sie konnte es erst recht nicht. Sie wollte mich, um sich etwas zu beweisen und ähnlich muss das bei Edita auch gewesen sein. Ihre Vorstellung von Raphael war nie nah genug an der Realität, seit sie zusammengekommen sind. Sie sieht den Jungen in ihm, der sie früher gemobbt hat und den sie inzwischen rumkriegt, aber er hat sich verändert, vor allem während seiner früheren Beziehung zu Lara. Er ist langsam von dem Arsch, dem Frauen nichts bedeutet haben, zu dem Mann geworden, der für sich einsteht und die Konsequenzen seines Handelns trägt, statt vor ihnen davonzulaufen; in die Arme der nächsten Schlampe. Dass mit Malia ist Raf, wie ich ihn zuletzt vor x Jahren erlebt habe. Edita hat ihm wohl nicht genügend Vertrauen entgegengebracht. Sie hat erwartet, dass er eines Tages in alte Muster zurückfallen wird. So war's dann ja auch. Weil sie diese Erwartung an ihn hatte."
"Warte mal, dann ist Edita also an allem schuld?", empörte Iara sich. "Und dass er unzufrieden war, hat nur sie zu verantworten? Nachdem er mit Malia geschlafen hat, hätte er nur eine Aufgabe gehabt: Er hätte es Edita erzählen müssen. Auf die Art wären weit weniger Gefühle verletzt worden."
"Das stimmt", bestätigte Tua.

"Er hat ihr Misstrauen sogar noch gefüttert, dadurch, dass er angefangen hat auf ihre Isolation zu reagieren, indem er auf Distanz geht und - ganz genau wie sie! - irgendwo in der Weltgeschichte rumturnt", regte Iara sich auf.
"Er hätte definitiv intensiver mit ihr darüber reden müssen, warum sie sich in Berlin nicht einleben kann. Aber du weißt, wie bockig Edita ist, wenn's darum geht. Raf ist ihr Partner, nicht ihr Babysitter. Den Katzenjammer willst du dir nicht immer wieder geben."
"Raf hatte nicht die Eier, sich der Wahrheit zu stellen und einzusehen, dass er Edita nicht länger liebt. Das ist es, was ich ihm zurecht ankreide." Sie verschränkte die Arme vor der Brust. "Übrigens ist meine Angst, du könntest mich betrügen, irrational und darüber bin ich mir im Klaren. Ich bin nicht Edita und ich erwarte auch nicht, dass du rückfällig wirst. Wenn du über uns reden möchtest, dann sprich mich direkt an und versuch mir nicht versteckte Botschaften zu senden, während du dich über Editas Verhalten auslässt." Wütend funkelte sie ihn an.
Tua grinste. "Du hast mich ertappt", meinte er und steuerte ihr Auto in die Tiefgarage.
"Arschloch", murmelte sie.
Als Tua geparkt hatte, blieb er sitzen und Iara tat es ihm gleich.
"Falls es dich tröstet ...", begann er. "Raf hat Scheiße gebaut, aber er wird über sein Verhalten reflektieren und der Mann werden, zu dem er sich ursprünglich mal entwickelt hat und den Malia an ihrer Seite braucht. Mit ihr ist es ihm wirklich ernst."
"Ich wollte sie gar nicht so anschnauzen", nuschelte Iara.
Tua musterte sie skeptisch. "Du hast ihr Vorwürfe gemacht?", hakte er nach.
"Was sie getan hat, war nicht okay." Sie sah ihm trotzig in die Augen. "Nika und mich wirst du in der Hinsicht auch nie vom Gegenteil überzeugen können."

"Mann, Iara", seufzte Tua. „Sie wusste doch gar nicht, dass er Edita mit ihr betrügt. Er hat sie angelogen. Malia dachte, er hätte sich von ihr getrennt."
"Nicht dein Ernst." Sie starrte ihn völlig perplex an, angesichts dieser neuen Information.
"Doch, natürlich. Denkst du, ich belüge dich, damit du dich noch schlechter fühlst oder was?"
Sie rieb sich die Schläfen. "Fuck", flüsterte sie. "Ich muss mich bei ihr entschuldigen."
"Nicht mehr heute", sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. "Es ist besser, wenn du sie erstmal in Ruhe lässt. Sie hat viel, worüber sie jetzt nachdenken muss."
"Da hast du wahrscheinlich Recht", gab Iara zu.

Ups, das wusste Iara wohl nicht. Ja, das ist natürlich dann etwas doof gelaufen, oder was meint ihr? Lasst ein bisschen Liebe für meine liebe Co-Autorin da, schließlich redigiert sie meinen kompletten 2. Marten-Teil, ohne sie wird der also nie veröffentlicht :p

Er übrigens mehr von Iara und Tua lesen möchte, sollte in ihrem Profil vorbeischauen. :)

Waiting for Christmas | AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt