2. Advent

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buntebuchwelt

Ein winterlicher Spaziergang

Während ich die Treppen hinunter laufe rücke ich mir die Mütze zurecht, schlinge mir meinen Lieblingsschal um und ziehe meine Handschuhe an. Beim Öffnen der Tür schlägt mir eiskalte Winterluft entgegen. Ich trete heraus. Kurz schließe ich die Augen, hohle tief Luft und genieße die glasklare Luft dieses wunderschönen Wintertages. Es ist noch früh am Morgen und so bin ich die Einzige auf der Straße. Die ersten Sonnenstrahlen greifen über die Dächer und scheinen mir ins Gesicht. Automatisch fange ich an zu lächeln. Zu Fuß mache ich mich auf den Weg in den Wald. Dort angekommen wird die Luft noch klarer und noch winterlicher wenn das überhaupt möglich ist. Meine Beine sind schon ganz kalt geworden und auch meine Nasenspitze fühlt sich an als würden bald Eiszapfen an ihr hinabhängen. Doch mein Parker hält den Großteil meines Körpers kuschelig warm. Auf dem Weg liegt noch ganz viel braunes Laub aus dem Herbst. Vergnügt lausche ich dem Rascheln der Blätter. Mit jedem Schritt meinen roten Stiefeln wirble ich sie auf. Lasse sie fliegen und beobachte, wie das Laub sich wieder seinen Weg zum Boden sucht. So ziehe ich weiter in den Wald hinein, den Berg hinauf. Vorbei an einem kleinen Tümpel, der zu einer dicken Eisschicht erstarrt ist. Von weitem höre ich einen Specht klopfen. Ich bin also nicht die Einzige, die schon wach ist. Gedankenverloren laufe ich weiter. Den Berg hinauf, immer tiefer in den Wald. Hier ist es noch richtig dämmrig. Der Nebel hängt zwischen den Bäumen und ergibt in den ersten Sonnenstrahlen ein tolles Zwielicht. Man kann richtig sehen, wie sich die kalte Luft hin und her bewegt und langsam nach oben zieht. Einen Moment bleibe ich stehen um dieses Schauspiel zu beobachten. Da höre ich von etwas weiter her leise Bewegungen. Vorsichtig drehe ich mich in die Richtung aus der die Geräusche kommen. Und da, ein Reh! Vorsichtig bewegt es sich zwischen den Bäumen entlang. Immer auf der Hut vor potenziellen Gefahren. Immer bereit die Flucht zu ergreifen, sollte es nötige sein. Fasziniert beobachte ich das Tier einen Moment und mache mich dann wieder auf meinen Weg. Leise, vorsichtig um das Tier nicht unnötig zu erschrecken. Doch sobald ich auf einen Ast trete, schreckt sein Kopf in die Höhe, es dreht sich um und ist mit wenigen hektischen Sprüngen zwischen den Bäumen verschwunden. Begeistert von der wunderschönen Szene streife ich weiter durch den Wald. Lasse meine Finger über Baumrinden streifen, lausche den Klängen, des Waldes, genieße die eiskalte klare Luft. Wenn es jetzt noch schneien würde wäre alles perfekt. Hoffungsvoll blicke ich gen Himmel, doch der kristallklare Himmel macht nicht den Eindruck, als würde es in nächster Zeit schneien. Und so biege ich auf einen Weg ein, der mich in einem Bogen zurück nach Hause führt. Rechts von mir läuft ein Eichhörnchen den Stamm einer alten Buche hinauf. Es muss wohl aus dem Winterschlaf aufgewacht sein um einen seiner Vorräte zu plündern und ein paar Nüsse zu fressen. Im Stillen wünsche ich dem Eichhörnchen viel Erfolg bei seiner Suche nach dem Versteck und hoffe, dass es wohlbehalten wieder in seinem Kogel ankommt. Bald bin ich wieder am Waldrand. Ein letztes Mal genieße ich die Ruhe des winterlich ruhenden Waldes. Dann trete ich auf die Straße. Die ersten Menschen sind erwacht. Von der Bäckerei weht ein süßer Duft nach Gebäck zu mir herüber und die ersten Nachbarn drehen mit ihren Hunden ihre Runden. Leichten Schrittes gehe ich nach Hause. Vorbei am leeren Fußballplatz auf dem das Gras vor Raureif glänzt. In den Fenstern der Häuser stehen Weihnachtsterne und beleuchtete Krippen. Unsere Nachbarn haben die Bäume in ihren Vorgarten mit warm leuchtenden Lichterketten geschmückt. Vorsichtig öffne ich die Haustür. Warme Luft kommt mir entgegen und nimmt mich in seine warme Umarmung. Von der Wärme fangen meine Hände an zu kribbeln und auch meine Nase wird langsam wieder wärmer. Aus dem Wohnzimmer erklingt ein Weihnachtslied. Mein Vater übt noch für den Heiligen Abend, während meine Mutter in der Küche Kaffee kocht. Der Tee steht schon auf dem Tisch. Frische Croissants warten im Brotkorb darauf, dass ich endlich nach Hause komme und das Frühstück beginnen kann.

Entventskalender 2019Where stories live. Discover now