21.12.

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phxlxppsch

„Ganz ruhig. Langsam und vorsichtig atmen. Nicht zeigen, dass du aufgeregt bist. Schon besser? Besser!“
Ja, ja ich führe gerne und oft Selbstgespräche. In vielen Situationen ist das nicht gerade praktisch, weshalb ich auch ab und zu komische Blicke kassiere.
ABER...ihr werdet verstehen, wieso ich in dem Moment versucht habe mich mit einem Monolog zu beruhigen. Ich glaube jedoch, dass wir dafür nochmal zum Anfang zurückspulen sollten. Also... „Der Weltraum, unendliche Weiten...“ Nein, nicht so weit. Oh okay na dann.
Ähm...„Und die Dinosaurier wussten gar nicht, dass sie bald...“ Immer noch zu früh! „Ach weißt du was? Wenn du es besser kannst dann mach es doch selber.“
Gut, dann hat jetzt halt das redende Ich an das denkende übergeben. Vielleicht sollte ich mich doch mal auf Schizophrenie untersuchen lassen...
Wo war ich gerade? Achja, ich wollte euch von dem Ereignis erzählen oder euch davon...denken? Wie dem auch sei. Es handelt sich bei diesem "Event" um meinen 18. Geburtstag. Damit meine ich übrigens mein richtiges Alter und nicht mein geistiges, denn damit hänge ich mindestens 5 Jahre hinterher.
Ich schweife schon wieder ab, es tut mir leid, aber letzten Endes müsst ihr mir zuhören und ich nicht euch, also psst Schweigefuchs.
Okay, wie fang ich jetzt am besten an...
Ich denke ich hab's.
Stellt euch einen sonnigen Samstagmorgen vor. Die Vögel zwitschern, die Blätter rascheln und ich grummle während ich noch halb verschlafen im Bett liege. Ich bin aufgewacht, weil die Nachbarskinder wieder draußen gespielt haben und sie sind dabei nicht gerade...vorsichtig. Mindestens einmal die Woche gibt es bei denen Verletzte.
„Fresse halten, hier wollen noch Leute schlafen!“ War dann doch lauter als gedacht, weshalb ich kurzzeitig hoffte, dass nicht schon wieder eine schriftliche Beschwerde von unserem "lieben" Nachbar Heinz-Uwe eintreffen würde.
*Spoiler*: tat sie doch.
Also drehte und wendete ich mich wieder in meinem Bett, schubste sämtliche Kissen und die Decke runter und konnte am Ende trotzdem nicht mehr einschlafen. Nach weiteren 10 Minuten faulen Rumliegens, erinnerte mich mein Smartphone freundlich daran, dass ich Geburtstag hatte. Somit hob ich den Kopf und fing hastig an zu blinzeln, bevor ich ein enthusiastisches „Endlich“ in mein kleines Verlies brüllte. Sofort wollte ich aus dem Bett springen und die Zimmertür aufreißen. Jedoch war mein Körper immer noch im „nur 5 Minuten liegen“-Zustand, weshalb meine Knie weich wurden und mit dem Kopf voran zu Boden fiel. Toller Start in den Tag, nicht wahr? Doch das war mir heute egal. Also kroch ich zu der Pforte ins Jenseits, oder auch besser bekannt als „Die Tür“, und zog mich daran hoch. Ich bewegte meine zittrige Hand geradewegs auf die Türklinke zu. Ich drückte sie nach unten und begann grinsend daran zu ziehen. Entgegen meiner Erwartung ging die Tür jedoch nicht auf, weshalb ich es nochmal und nochmal versuchte. Das ging dann eine ganze Weile so weiter bis mir irgendwann einfiel, dass die Tür nach außen aufging...
Gut, hat ja keiner weiter gesehen, hoffe ich zumindest. Ich begab mich also aus meiner Kammer hinaus und stand nun auf dem Flur. Stolz dachte ich daran, dass ich nun 18 war und wisst ihr was? Wenn man von der 18 die 1 wegnimmt hat man nur noch die 8 und wenn man diese dreht hat man das Unendlichzeichen, was meines Erachtens nach für „Unendliche Möglichkeiten“ steht oder sowas in der Art.
Gemütlich schlenderte ich den Gang entlang, während ich überlegte, was ich geschenkt bekommen würde. Ich hoffte meine Eltern haben mitbekommen, was ich zu diesem Anlass wollte. Denn im Vorfeld habe ich mir bereits einige Zeitschriften gekauft um am Frühstückstisch Andeutungen auf ein eigenes Auto zu machen.
Die Unterhaltungen liefen immer wie folgt ab:
„Was wünschst du dir eigentlich zum Geburtstag?“
„Ich weiß es nicht. Guck mal Papa. Das Auto hier sieht doch aus, als würde es jungen Leuten gefallen oder nicht?“
Hab ich die Hinweise zu offensichtlich gestreut?
Hoffnungsvoll und dummer Weise auch mit geschlossenen Augen lief ich weiterhin am Geländer entlang. HALT STOP. Beinahe hätte ich die Treppe übersehen, aber einmal stolpern reicht heute. Und ratet mal. Ja richtig, ich hab es die Treppe runter geschafft ohne auszurutschen. Da stand ich also nun, vor der Wohnzimmertür, die schon leicht offen war. Ich ging mir noch einmal durch die Haare und richtete den nicht vorhandenen Kragen meines Pyjamas, bevor ich durch die Tür stürmte.
„Ach das wäre doch nicht nötig gewe...“ Tja, leider war niemand im Zimmer, nur gähnende Leere. Vielleicht hatten sie ja meinen Geburtstag vergessen, wäre immerhin nicht das erste Mal gewesen.
„Hallo, seid ihr da? Ist heute nicht ein schöner Tag?“
Und plötzlich sprang meine Familie hinter dem Sofa hervor, wodurch ich kurzzeitig dachte, ich hätte einen Herzinfarkt und begann lauthals zu fluchen, was das Zeug hält. Das hat den anderen nicht so gut gefallen, aber sie waren immerhin schuld. Nachdem ich mich dann beruhigt hatte, war ich endlich bereit für meine Geschenke, was ich übrigens auch als erstes angesprochen hatte. Leider ist niemand aus der Familie ein guter Sänger, was dazu geführt hat, dass ich mir vor der Bescherung noch ein schiefes Geburtstagslied anhören musste. Nach den ersten paar Worten hat sich dann auch mein Gehör an das Geheul gewöhnt, was es um einiges erträglicher machte.
Von den ganzen Glückwünschen muss ich euch wahrscheinlich gar nicht erst erzählen. Doch? Pech gehabt, gibt es nicht, denn ich will direkt zu den Geschenken kommen.
Da saß ich also am Tisch, was mich schon als erstes an einem eigenen Auto zweifeln ließ, es sei denn, sie hätten es irgendwie im Wohnzimmer versteckt und naja, das geht logischerweise nicht, denke ich zumindest. Mein Vater stellte ein großes Geschenk vor mich und meinte, dass ich es noch brauchen werde. Ich glaube ich muss nicht erklären, dass auch da kein Fahrzeug drin sein konnte. Aber naja, es war ein großes Paket also konnte es eigentlich nur gut sein...
EIGENTLICH, denn was ich vorfand war ein Toaster.
„Mensch, ein neuer Toaster, das habe ich mir schon immer gewünscht.“ Innerlich fing ich an zu weinen. Ihr kennt die Niagarafälle? So in etwa.
„Ja, der ist schonmal für deine Wohnung wenn du ausziehst und der hat sogar 6 einstellbare Stufen.“
Hurra, anstatt eines Autos mit 6 Gängen hab ich jetzt einen Toaster mit 6 Stufen, das ist doch was. Doch dann, nach den restlichen kleinen Geschenken, wie zum Beispiel Socken (Ja, Socken das Vorzeigegeschenk schlechthin), führte mich meine Mutter nach draußen und präsentierte mir stolz mein erstes eigenes Auto. Es war nichts großes, kein Sportwagen oder so, nur ein einfacher VW, aber das war mir in diesem Moment egal. So kam es dazu, dass ich nicht meine Mutter, sondern das neue Fahrzeug umarmte und meinen Kopf gegen den rote Lack drückte. Das „Dankeschön“ an meine Eltern folgte danach.
Und was geht einem 18-Jährigen, nachdem er ein eigenes Auto bekommt als erstes durch den Kopf? Richtig. Angeben.
„Hey du. Weißt du, das ist mein Wagen. Komplett neu. Schickes Ding, nicht wahr? Ich würde dich ja gerne mitnehmen, aber das teure Leder ist schon für andere Leute bestimmt.“
Die Taube mit der ich da in dem Moment sprach schaute mich nur doof an und wirkte nicht sehr begeistert, aber ich bin mir bis heute sicher, dass sie neidisch war.
Genauso unbeeindruckt wie sie weg flog setzte ich mich in das Fahrzeug und drehte meine erste Runde. Und glaubt mir, ich war lange weg, bis nach Berlin und zurück.
„Eigentlich war er nach einer Viertelstunde wieder zurück, da er Angst um das Auto hatte.“
Oh ich merke gerade, dass das redende Ich zurück ist. Hört nicht auf ihn er lügt.
„Jaja hust hust.“
Ich glaube es wäre besser, wenn ich mich jetzt verabschiede.
Tschüüüss...und du halt die Klappe redendes Ich.

Entventskalender 2019Where stories live. Discover now