07.12.

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Da stand ich nun. Dort oben, wo einem der Wind durch die Haare weht und die Sonne so nah wirkt. Ich konnte den Hügel mit seinen vielen bunten Häusern hinab und den Turm, wir er am Ende der Landzunge heraus ragte, sehen. Die großen Steine, die ins klare Wasser mündeten und wie der Ozean an ihnen Wellen schlug.
Eine Bergkette türmte sich zu meiner rechten auf. Sie wurde immer kleiner und unscheinbarer, je weiter ich ihr mit meinem Blick in der Ferne folgte. Eine letzte kleine Erhebung, wie der Buckel einer alten Hexe, schloß sie ab. Und daneben der ewige Horizont.
Ich beschloß meine Konzentration von dem malerischen Anblick abzuwenden, um mich auf den Wanderweg, auf dem ich lief, zu konzentrieren. Es war schwer nicht direkt wieder unaufmerksam zu werden, um die Idylle der Landschaft zu genießen, jedoch wollte ich nicht auf dem Weg in die fremde Stadt stürzen und mich dadurch verletzen. Also lief ich weiter bergab und richtete den Blick auf den Pfad, der vor mir lag. Gekonnt stieg ich über jeden der uneben angelegten Steine, die mir wie eine gut platzierte Stolperfalle das Gleichgewicht hätten rauben können.
Was mein Ziel war?
Ich wollte an das Ende jenen Weges, um zu schauen, wo er mich hinführen würde. Das Gefälle meiner Route wurde immer flacher und ich konnte bereits den Ansatz von Straßen erkennen. Nach ein paar weiteren Metern stand ich also dort. Da, wo mein beschwerlicher Trampelpfad in eine besser gepflasterte Gasse überging.
Obwohl ich nun eigentlich mein Ziel erreicht hatte, drehte ich nicht um. Ich wollte noch weiter bergab laufen, bis an die Küste. Bereits beim ersten Schritt, den ich in die mir unbekannte Stadt setzte, vernahm ich viele verschiedene Stimmen und Gespräche. Als ich dann schließlich um die Ecke in die belebte Straße einbog, konnte ich die Personen erblicken, zu denen die ganzen Geräusche gehörten.
Die Gebäude an den Straßenrändern lagen eng beieinander, wodurch es schnell überfüllt wirkte, obwohl eigentlich gar nicht allzu viele Menschen draußen waren. Die Anwohner hier schienen wirklich nett, wie man sich Italiener eben vorstellt. Sie versuchten mich in Gespräche zu verwickeln, jedoch konnte ich ihre Sprache kaum.
Auch eine ältere Dame sprach mich an. Obwohl ich sie nicht verstehen konnte, war ich mir sicher, dass sie mich herein bat, um etwas zu essen. Mit meinen mangelnden Sprachkünsten lehnte ich dankend ab, lächelte dabei und ging unverzüglich nach der Verabschiedung weiter.
Während ich mich stellenweise durch Gruppen von Leuten auf dieser eh schon beengten Straße drängeln musste, griff ich mir jedes Mal an die Riemen meines Rucksacks. Ich habe mich keines Wegs gefühlt, als würde mir jemand etwas stehlen wollen, es war nur eine Art Reflex.
Ohne darüber nachzudenken, ging ich einfach weiter.
Nach einer Weile überkam mich dann jedoch auch der Hunger und mein Magen begann zu knurren. Ich musste sofort an die Herzlichkeit dieser alten Dame denken, die mir trotz der Sprachbarriere ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. In Gedanken versunken kam ich ins taumeln, da eines der Wegsegmente aus dem Boden ragte.
Glücklicherweise konnte ich das Gleichgewicht halten, jedoch wurde ich durch die ganze Situation aus meinen Gedanken gerissen. Dadurch merkte ich aber, dass ich bereits da angekommen war, wo ich hin wollte.
Es war ein steinerner Steg, dessen Kanten vermutlich über die Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte, geglättet wurden. Die schäumenden Wellen türmten sich einige Meter hoch, wenn sie auf das dunkle Gestein trafen. Ich zückte meine Kamera aus meinem Rucksack, um eine Erinnerung von diesem Ort zu schießen. Im selben Moment, in dem ich den Auslöser drückte, schoss eines der Wasserungetüme in die Höhe und ich hielt es dadurch fest.
Erstaunt untersuchte ich das Foto, bis anschließend ein Lächeln mein Gesicht zierte. Das war es, das perfekte Andenken. Noch einmal dachte ich an die netten Leute und die alte Dame und wusste, dass der sich Weg eindeutig gelohnt hat.

Entventskalender 2019Where stories live. Discover now