Kapitel 1 - Überarbeitet

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Ein großes Genie wird selten seine Entdeckungen auf der Bahn anderer machen. Wenn es Sachen entdeckt, so entdeckt es auch gewöhnlich die Mittel dazu.

-Georg Christoph Lichtenberg (deutscher Physiker und Meister des Aphorismus)

Das kann doch nicht wahr sein. Ich drehe hier langsam durch. Es muss doch wenigstens ein Einzelgänger hier im Niemandsland sein. Ich glaube kaum, dass alle sich vor mir verstecken können und würden. Vielleicht aber, verstecken Sie sich vor Jules Ferana.

Es ist schon lustig, wie schlecht man einen Menschen kennen kann. Egal, wie lange man Ihn schon kennt und was man zusammen durchstanden hat. Der Verrat kommt aber immer von denen, von den man es nicht erwartet. Ich hoffe bloß, dass wir falsch liegen. Er soll nicht die Weltherrschaft an sich reißen. Der Sausack soll uns nicht einmal Outen. Wir sind froh im verborgenen zu leben und möchten das auch so haben. Es gibt mehr Menschen als nicht-Menschen. Menschen fürchten sich vor dem Unbekannten und wir können es uns nicht leisten einen Krieg anzufangen. All die Geheimnisse die dann aufgedeckt werden, die Geschichte die neugeschrieben werden muss und das unnötige Blutvergießen. Die Geschichte wird aber von denen geschrieben, die gewinnen.

Ich habe schon mehrere Städte und Dörfer durchkämmt. Es gibt fast keine Gerüche von Einzelgängern und wenn es welche gibt, dann sind Sie schon so alt, dass es mir nicht weiter hilft. Das Niemandsland ist wie eine Geisterstad für Werwölfe und andere Übernatürliche.

Vielleicht sollte ich mir einen Kaffee holen und mich mit Lian beraten oder besser gesagt, mit Lian und Charlie. Charlie ist schon eine Wucht, aber das sind alle Frauen im Rudel. Es ist schon schön wieder Leben im Rudel zu haben, und doch auch sehr einsam. Es weckt Hoffnungen und Träume, die vielleicht nicht erfüllt werden. Träume die einige von uns haben.

Mit meinem überteuerten Kaffee setze ich mich auf eine Parkbank, lege den Kopf in den Nacken und starre in den dämmernden Himmel. Ich liebe den Winter, die eisigen Nächte, die kalten Tage und vor allem die Tage sind kurz und die Nacht ist lang. Der Erste Schnee wird noch auf sich warten lassen, aber dafür gibt es schon Frost. Mit einem seufzen krame ich mein Handy aus der Jackentasche.

»Kriegsrudel.«, erklingt die Stimme von Rowan barsch.

»Begrüßt man so seinen Beta?«

»Sergio?«, erkundigt Rowan sich bevor er hinzufügt: »Sorry hab nicht auf den Display geguckt. Was gibt's?«

»Keine Einzelgänger im Niemandsland, nur alte Spuren.«, brumme ich enttäuscht in mein Handy.

»Echt? Schade aber auch.«, murrt Rowan leise ins Telefon. »Ich soll von Lian aber ausrichten, dass weiter gesucht wird nach Einzelgängern.«

»Von mir aus, dann suche ich weiter. Hat der Rest den wenigstens Erfolg?«, erkundige ich mich bei ihm und seufze innerlich. Bisher habe ich noch nichts gefunden, dass wird sich sicher auch nicht ändern. Aber alles schwarz zusehen, ist auch nicht meine Art.

»Nope, alles Sackgassen. Derek und Bella sind noch bei den Hexen und Roscoe und Theresa bei den Vampiren. Vielleicht gibt es dort Hinweise und natürlich weißt du ja, dass Heath und Joana zu den Panthern aufgebrochen sind. Wir nutzen jede verfügbare Quelle.«, beichtet Rowan.

»Natürlich, ich werde weiter suchen. Gibt es sonst noch etwas wichtiges?«, frage ich nachdem ich einen Schluck von meinem lauwarmen Kaffee trinke. Widerlich.

»Nichts, was von Bedeutung ist.«, lacht Rowan.

»Gut, dann bis dem nächst.«, verabschiede ich mich, lege auf und stopfe meine Handy wieder in die Jackentasche. Seufzend stehe ich auf. Keiner von uns hat also brauchbare Hinweise. Wenn die Hexen und die Vampire nichts hergeben können, ist Jules Ferana tief in den Untergrund abgetaucht. Aber er müsste ein Gesicht haben, jemand der Ihn repräsentiert. Zudem kann er nicht an zwei Orten zur gleichen Zeit sein. Wir müssen einfach einen seiner Handlanger erwischen, aber einfacher gesagt als getan.

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