Kapitel 3 - Überarbeitet

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Leichte Sorge redet, schwere verstummt.

-Lucius Annaeus Seneca (genannt Seneca der Jüngere; römischer Philosoph, Stoiker, Schriftsteller, Naturforscher und Politiker; Selbsttötung auf Geheiß seines ehem. Schülers Nero)

»Danke.«, sagt Cailey erfreut während sie mein Hosenbein fest hält. »Mama sagt, man muss sich immer „danke" sagen.«

Ihre Locken stehen in allen Richtungen ab und ich bin mir sicher, dass Ihre Finger kleben vom Ketchup und dem Apfelsaft. Vielleicht sollte Sie die nachher auf der Toilette waschen.

Ich grinse auf Cailey hinunter während wir zusammen auf Ihre Pommes warten. Die kleine klammert sich weiterhin an mich und ihre Puppe. Sieht sich aber trotzdem nicht ängstlich nach Ihrer Mutter um. Es ist schon verwunderlich, dass Cailey mir jetzt schon vertraut wo Ihre Mutter mich doch gerne, ermorden und vergraben möchte. Kinder sind schon was Wundervolles.

»Dann erzieht deine Mama dich wie es sich gehört, mit guten Manieren.«, meine ich zu der kleinen und sehe über meine Schulter zu ihrer Mutter, meiner Gefährtin. Sie hat Ihren Jungen auf den Armen und versucht Ihn zu beruhigen, was ihr gelingt. Lothar schreit nicht mehr und gräbst mit seinen Patsche Händchen nach seiner Mutter. Ich sollte endlich Ihren Namen verlangen. Ich kenne den Namen ihrer Kinder aber nicht ihren.

»Ich mag Mama, aber Papa nicht. Papa ist Böse. Mama sagt wir gehen zum Zuhause ihrer Mama, aber ihre Mama ist bei der Mondgöttin. Ich hoffe, dass wir nicht zur Mondgöttin ziehen, das will ich noch nicht. Was ist, wenn die Mondgöttin uns nie wieder gehen lässt.«, flüstert die kleine Cailey den letzten Satz.

»Wieso ist den, der Papa Böse?«, erkundige ich mich sanft bei Cailey. Ich versuche nicht meine Stirn zu runzeln oder mich sonst irgendwie zu verkrampfen. Kinder können Instinktiv etwas bemerken was uns erwachsen entgeht. Es ist schon verwunderlich, dass sie Ihren Vater nicht mag. Man sagt ja, dass Töchter eine bessere Bindung zu Ihrem Vater haben als zu ihrer Mutter und bei Jungs genau umgekehrt. Aber es erklärt auch, wieso meine Gefährtin ohne ihren Gefährten unterwegs ist im Niemandsland, vor allem mit zwei kleinen Kindern.

»Er mag Mama nicht und mich nicht und Lothar auch nicht. Deswegen mag ich Papa auch nicht. Du musst aber auch essen für Mama kaufen. Mama isst immer weniger als ich.«

»Wie meinst du das?«, frage ich sie. Hat meine Gefährtin Geld Probleme? Oder steckt mehr dahinter? Vielleicht sollte ich sie vorsichtig darauf ansprechen? Caileys bernsteinfarbenen Augen sehen schnell zur Theke, dann zu Ihrer Puppe und danach wieder zu mir. Sie weiß, dass sie zu viel verraten hat. Ihr wurde bestimmt eingebläut nichts zu sagen.

»Mama muss bestimmt auch Hunger haben.«, murmelt sie nur und hebt den Blick nicht wieder zu mir. Ich verkneife es mir, weitere Fragen zu stellen. Die kleine soll mir vertrauen können. Sie hatte bisher kein leichtes Leben.

Ich löse Caileys Hand von meinem Hosenbein und hole unsere Bestellung ab. »Geben Sie mir bitte auch noch eins von Ihren belegten Brötchen.«, bete ich die Kassiererin höflich.

Zurück an unserem Tisch stelle ich den Teller vor meiner Gefährtin ab, Ihre Augen schnellen zu mir und ich kann den Blick nicht deuten, Hass oder Dankbarkeit?

»Iss.«, befehle ich Ihr sanft. »Cailey meinte, sie wolle nicht ohne dich essen. Es wäre schon so lange her und Sie muss zudem auf Toilette, sich die Hände waschen. Hast du eine Idee wie ich Ketchup flecken aus der Hose gehen? Mit solchen Flecken kenne ich mich nicht aus.«

»Ich kann Lothar kaum alleine lassen, er ist noch ein Säugling.«, erwidert Sie und ignoriert das Brötchen das vor Ihr steht. Genauso wie meine Frage, über die Ketchup flecken. Meine Gefährtin macht sich wirklich sorgen um ihre Kinder und vertraut mir nicht mit ihnen.

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