-Vielleicht heißt "leiden" nichts anderes, als ein tieferes Leben führen.
Alexandre Vinet ( Alexandre Rodolphe Vinet, Schweizer Professor für französische Sprache, Literatur und praktische Theologie; gilt als klassischer Vertreter der Trennung von Kirche und Staat)
Schweigend sitze ich Sergio, dem Beta gegenüber. Natürlich habe ich das Glück und treffe einen Krieger des Kriegsrudels, im Niemandsland und muss Ihm auch noch über den Weg laufen und dazu aufgefordert werden, Fragen zu beantworten. Vielleicht sollte ich mir ein Aushängeschild um den Hals hängen: Dumme Wölfin. Lässt sich leicht erpressen. Er musste mir auch mit Cailey und Lothar drohen, meine beiden kleinen Schätze. Sie sind doch alles was ich noch habe. Ich würde für meine Kinder töten. Jedoch weiß er auch wie man eine Fünfjährige ködert, Pommes liebt jedes Kind und Cailey ist da keine Ausnahme. Und wenn er es nicht mit Cailey geschafft hätte, dann Lothar, wenn er älter gewesen wäre.
»Stell schon deine Fragen, meine Tochter ist jetzt noch abgelenkt von Ihren Pommes und mein Sohn schläft noch, dass dauert aber nicht mehr lange.«, fordere ich forsch von dem Krieger und sehe ihn dabei nicht in die Augen. Cailey isst ihre Pommes sehr langsam, darauf bedacht jeden bissen zu genießen. Ich schäme mich schon dafür, dass Cailey weiß, wie sie Ihr essen einteilen muss. Kein Kind sollte das wissen. Ich kann mich Glücklich schätzen das Lothar noch jung ist und ich ihn noch füttern kann.
»In Ordnung«, beginnt der Krieger, verschränkt die Arme und lehnt sich in seinem Sitz zurück. Ich kann seine Überheblichkeit jetzt schon nicht ausstehen. »Was hast du alleine mit zwei Kindern im Niemandsland zu suchen?«
»Ich bin auf der Durchreise.«, sage ich vage.
Das hört sich besser als die Wahrheit an. Hoffentlich glaubt er mir meine Lüge. Es ist nicht unbedingt eine Lüge, aber auch nicht die reine Wahrheit. Die Wahrheit auszusprechen macht sie, wahr. Ich möchte meine Augen noch ein bisschen vor der Wahrheit Verschließen, solange ich es mir noch leisten kann. Solange ich meine Dämonen noch verdrängen kann.
»Und dein Gefährte?«
»Gestorben.«, Murmel ich leise. Zumindest für mich und meine Kinder, aber nicht für die restlichen Bewohner dieser Erde.
»Du hast mich in beiden Fällen jetzt angelogen, das ist nicht ziemlich überzeugend.«, brummt Sergio mit seiner tiefen Stimme. Auf der Lippe beißend sehe ich ihn an, die Saphirblauen Augen sehen mich belustigt an. Es macht ihm Spaß mich zu necken, meine Kinder gegen mich zu verwenden. Er ist wirklich ein herzloser Krieger des Kriegsrudel.
»Was genau willst du wissen? Du bist mich am Schikanieren und du weißt, dass das Kriegsrudel zur Zeit in Verruf geraten ist oder? Ein Brief zum Königlichenrudel würde sicherlich reichen. Ich werde noch viele Territorien durchkreuzen. Wir haben hier nur einen Halt gemacht, wie es sich mit Kindern nun mal gehört.«, gebe ich preis und drohe dem Krieger im gleichen Atemzug. Aus den Augenwinkeln kann ich sehen, dass Cailey immer noch dabei ist, ihre Pommes zu essen. Lothar schläft noch seelenruhig in seinem Kinderwagen.
»Natürlich, ich bin immerhin Teil des Rudels und Beta. Es wäre mir peinlich, wenn ich das nicht wüsste. Das Niemandsland ist aber nicht unbedingt ein Territorium um einen Halt zu machen mit zwei kleinen Kindern.«, gibt Sergio zu, lehnt sich vor und sieht auf meine Tochter herab, die immer noch mit ihren Essen beschäftig ist, danach schenkt er meinem Sohn einen Nachdenklichen Blick. Ich kann seinen Blick nicht deuten und das will ich auch nicht. Er hat mich immerhin mit ihren Bedroht.
»Ich will wissen, ob du irgendwelche Einzelgänger gesehen oder begegnet bist.«, beginnt Sergio mit seinen eigentlichen fragen.
»Wozu? Was wird es dir weiterhelfen, wem ich begegnet bin?«, hinterfrage ich mit zweifelhafter Stimme. Es ist nicht als ob ich darauf geachtet habe, wem genau ich begegnet bin.
»Nichts, es geht mir auch nicht darum das Sie dir begegnet sind sondern generell Einzelgängern. Ich muss etwas unter den Einzelgängern verbreiten und es gibt bestimmte Gruppen, die wir auch informieren möchten.«, versucht der Krieger sich zu erklären.
Ich seufze und fahre Cailey über den Kopf, bändige ihre braunen Locken. Zum Glück schläft Lothar noch. Seine Äuglein sind geschlossen, seine Atmung geht Regelmäßig, aber dafür klammert er sich an sein Kuscheltier und hat seinen Schnuller verloren. Caileys puppe liegt neben ihrem Teller auf dem Tisch.
»Ich bin keinem Einzelgänger begegnet, und ich bin auch nicht scharf darauf. Ich möchte keine Probleme und gehe auch jedem Problem aus dem Weg.«, meine ich ehrlich und sehe in seine blauen Augen. Ich hoffe bloß, dass er mir glaubt.
»Gut, aber du solltest trotzdem vorsichtig sein. Es gibt neue Gefahren da draußen, die eine Frau nicht unbedingt gewachsen ist. Vergiss nicht, dass das Kriegsrudel Jules Ferana noch nicht gefasst hat.«, grummelt der Beta des Kriegsrudels missmutig.
»Ich werde für meine Kinder sterben, wenn es sein muss.«, meine ich erbost, lehne mich über den Tisch, meine Hand streift meinen, jetzt kalten Grüntee.
»Und dann stehen deine Kinder ohne Mutter da? Ich glaube nicht, dass du das willst. Dann werden Sie, wenn du Glück hast, von deinem Rudel groß gezogen oder aber an weiterentfernte Verwandte weiter gereicht. Es ist eine Schande, aber unser System ist noch nicht so gut. Stell dir vor, deine Kinder werden aus Ihrem Rudel genommen und in ein Fremdes gesteckt. Was wenn Sie nicht zusammen bleiben? Ich befürworte deine Liebe und Entschlossenheit, aber man muss auch wissen, wann man den Schwanz einzieht.«
»Wenn du es so sagst, hört es sich an als verurteilst du mich.«, murmel ich leise. Er hat schon recht. Ich habe mein Rudel verlassen, um mein Altes wieder beizutreten, aber was wenn er die Kinder wieder bekommt, wenn ich sterbe. Er wird nicht gut für meine Kinder sorgen. Ich will auch nicht, dass er das Sorgerecht bekommt. Vielleicht sollte ich schon mal mein Testament aufsetzen, so das meine Schätze geschützt sind und in meinem alten Rudel bleiben können.
»Mama, ich will mehr! Mama, mehr!«, quengelt Cailey während sie an meinem Arm zieht. Ihre Finger sind mit Ketchup beschmiert und das Glas mit Apfelsaft hat rote Fingerabdrücke. Dafür aber strahlen Ihre Augen, den Schmollmund den sie zieht passt nicht zu ihren Strahlenden Augen. Ich habe meine Tochter schon lange nicht mehr so glücklich gesehen und jetzt muss ich Ihr das vermiesen.
»Nein Schätzchen, das geht nicht.«, meine ruhig und nehme Ihre Hände von meinem Ärmel. Mein Pullover ist jetzt mit Ketchup beschmiert, der Nachteil vom Muttersein. Ich ziehe mich genauso oft um, wie ich meine Kinder umziehe.
»Wieso? Ich will aber noch Mama! Ich will noch, bitte! Bitte, bitte! Ich werde auch mein Gemüse essen!«, schmollt meine kleine und macht Versprechungen die sie nicht halten wird. Ich muss schmunzeln während ich ihr erstmal den Ketchup von den Fingern wische.
»Aber Schätzchen, das geht leider nicht.«
»Ich will aber!«, schreit Cailey laut mit tränen gefüllten Augen.
»Cailey, nicht so laut.«, ermahne ich meine Tochter und schaue schnell zu Lothar, der sich nervös beginnt zu bewegen.
»Mama! Pommes!«, quengelt Cailey weiter, reißt ihren Arm los und stellt sich auf ihren Stuhl. Ich seufze leise, während Lothar anfängt zu weinen. Bei meiner Tochter kann ich die Tränen auch schon kullern sehen.
»Komm kleines, holen wir zusammen Pommes.«, sagt Sergio versöhnlich, steht auf und nimmt meine Tochter vom Stuhl und stellt sie auf den Fußboden ab. »Wir stellen uns aber nicht auf Stühle. Du bist doch ein braves Kind für die Mondgöttin.«
»Sergio, nein. Sie hatte schon.«
»Keine Sorge. Sie kommt die Kinderportion und es wird kein Gequengel mehr geben, nicht wahr Cailey?«, dabei sieht er auf meine Tochter herab, die wiederum mich glücklich ansieht. Sie nickt begeistert als sie Ihre Puppe vom Tisch zieht und fest umarmt.
»Ja Mama! Versprochen, ich esse ab jetzt auch immer mein Gemüse.«
Bevor ich etwas erwidern kann, gehen die beiden auch schon zur Theke. Mit einem Kopfschütteln nehme ich Lothar aus seinem Kinderwagen und fange an ihn zu beruhigen.
Eure Linkszanne
Freitag, der 9 April 2021
(Sonntag, der 5 Januar 2020)
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Rudelfamilie
WerewolfSie wurde verraten, benutzt und verlassen. Er seht sich nichts mehr, als eine eigene Familie. Sie fühlt sich alleine und möchte dennoch keinen Partner. Er will Sie vor seiner Welt beschützen und Sie trotzdem für sich gewinnen. Beide wollen das glei...