Kapitel 4 - Überarbeitet

428 24 0
                                    

Jede Entscheidung ist Verneinung.
- Baruch de Spinoza ( eigentlich Benedictus d'Espinoza, holländischer Philosoph)

Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach ist meinen Gefährten los zu werden. Vielleicht ist Sergio nicht so hartnackig wie Anton. Anton war mein erster Gefährte, der Vater meiner Kinder und ein riesiger Bastard. Ich hatte mich immer gefreut, endlich meinen Gefährten zu finden und dann eine eigene Familie gründen zu können. Am Anfang war er auch süß, zuvorkommend, hat mir immer Geschenke mitgebracht und nach Caileys Geburt ging es bergab. Es sollte doch egal sein, ob das erst geborene ein Mädchen oder ein Junge ist. In diesem Jahrhundert sollte es keinen Unterschied mehr machen, sollte es keine Enttäuschung sein. Aber für Ihn war Cailey eine Enttäuschung und Lothar war nicht viel besser. Zwei Kinder und zwei Enttäuschungen.

Ich empfinde meine Kinder nicht als Enttäuschungen, als deformiert. Seine Anschuldigungen über unsere Kinder stimmen nicht. Cailey und Lothar sind nicht schwach. Ich werde eine großartige Zukunft für sie aufbauen, es wird noch dauern, aber ich werde es schaffen.

Ich bin froh, dass Sergio im Café bezahlt hat. Er ist schon anders, er hat nicht einmal gefragt ob er zahlen darf, er hat es einfach gemacht, genauso wie er mir und den Kindern die Türen aufgehalten hat.

Vielleicht ist er nicht so wie er in Gerüchten beschrieben wird, aber ein Gerücht hat mindestens einen Funken, die der Wahrheit entspricht. Ich habe lange nicht auf Gerüchte gehört und hier bin ich jetzt gelandet. Es war mein größter Fehler, nicht auf Gerüchte zu hören. Hätte ich es getan, würde ich jetzt nicht hier im Niemandsland sein und meine Kinder anlügen. Ich werde Sergio nicht als Gefährten akzeptieren, nicht heute und auch nicht morgen. Ich bin genesen von Männern, für immer.

»Mama? Wann sehen wir Sergio wieder?«, fragt meine Tochter mich und sieht mich großen, neugieren Augen an. Ich bin froh, dass beide meine Augenfarbe vererbt haben. Je weniger die beiden an Anton erinnert werden, je besser. Es wird vielleicht schwer werden, dass Thema irgendwann zu besprechen, aber bis dahin sollen die beiden ohne Vater auskommen. Ich werde beides für sie sein. Ich kann beides für sie sein.

»Das kann ich dir nicht sagen, Spätzchen.«, erwidere ich leise während ich sie sanft liebäugle.

Meine kleine fängt an zu schmollen bevor sie sagt: »Ich mag ihn aber! Ich will Sergio wieder Treffen!«

»Wir können Menschen zu nichts zwingen, Schätzchen. Zudem sollst du doch nicht schreien.«, ermahnen ich meine Tochter. Lothar habe ich auf meinem Schoß, er spielt mit seinem Kuscheltier. Der Bus ist zum Glück, bis auf fünf weitere Fahrgäste, leer. Ich drücke Lothar näher an mich heran, drücke meine Nase auf seine Haut und atme seinen Duft ein. Er riecht jeden Tag mehr nach seinem Wolf.

»Tut mir leid Mama. Ich mag Sergio sehr.«, murmelt sie leise. Ihre Tonlage versetzt meinem Herz einen Stich. Meine kleine Tochter mag Sergio wohl sehr, was mir irgendwie trotzdem das Herz erweicht. Ich hätte nie zulassen sollen, dass die beiden Kontakt miteinander haben. Sie versteht nicht was er für mich bedeuten könnte und doch wird sie immer wieder nach Sergio fragen. Ich kenne meine starrköpfige Tochter.

»Wann sehen wir Sergio den jetzt wieder?«, wiederholt sie ihre Frage.

»Spätzchen, wir werden Sergio eine lange Zeit nicht mehr sehen.«, beantworte ich ihre Frage. Danach schweigt meine Tochter, spielt mit ihrer Puppe und versinkt dabei in Ihre eigene Welt.

Ich hoffe mein altes Rudel wird uns aufnehmen. Bisher habe ich noch keinen Kontakt gesucht. Ich bereue es schon unser Rudel verlassen zu haben, wenn auch nicht ganz freiwillig. Einfach abzuhauen war nicht meine beste Idee, weder durchdacht noch sinnvoll. Ohne Rudel bin ich verloren, genauso wie meine Kinder. Ich bin schon froh, dass ich keinen Einzelgänger begegnet bin oder jemanden der Jules Ferana seine Dienste versprochen hat. 

RudelfamilieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt