Kapitel 7 - Überarbeitet

406 21 1
                                    

Augen sind genauere Zeugen als die Ohren.

-Heraklit von Ephesos (auch Herakleitos, griechischer Philosoph, »Der weinende Philosoph« genannt.)

Meine Gefährtin ist genauso stur wie Ihre Tochter. Während des Abendessen hat sie nicht einmal in meine Richtung geschaut und Sie saß gegenüber von mir. Natürlich hat sie Ihre Tochter beachtung geschenkt genauso wie Ihren Sohn, aber mich hat sie außer Acht gelassen. Auf die Fragen des Rudels hat sie geantwortet, höflich und reserviert, aber Sie hat jede einzelne Frage eine Antwort gegeben.

»Willst du mir noch eine Antwort geben? Meine Tochter schläft gerade und du wirst mir bestimmt auch erklären können, wieso Ihr Zimmer gegenüber von deinem ist. Du weißt hoffentlich, dass ich weder ein Zimmer noch ein Bett teilen werde. Ich werde dir nicht auf so eine Art und Weise danken.«, gelobt Paige mit fester Stimme. Sie vertraut mir wirklich nicht.

»Das möchte ich doch auch gar nicht. So bin ich gar nicht und so werde ich dich auch nicht behandeln, geschweige denn irgendeine Frau. Es verletzt mich schon, dass du so über mich denkst.«, seufze ich, fahre mir mit der Hand übers Gesicht und lasse mich auf mein Bett fallen. »Was kann ich denn tun, damit du mir vertraust. Paige, du wurdest von Jules Ferana angegriffen und du warst nicht einmal das Ziel! Verdammt, deine Tochter ist das Ziel! Kannst du mir erklären, wieso deine Tochter das Ziel von einem Verrückten ist, der die Weltherrschaft an sich reißen möchte? Was macht deine Tochter so besonders für Jules Ferana, dass sogar Einzelgänger sich dafür zusammen schließen. Das Einzelgänger ein Rudel gründen und Jules Ferana Beitreten!«

Meine Gefährtin schweigt. Welch ein wunder. Sie ist einfach nur dickköpfig. Vielleicht war es doch eine schlechte Idee, sie hierher zu bringen. Ich hätte mir einfach ein Rudel aussuchen sollen und Sie dort in deren Obhut lassen sollen, zusammen mit Ihren Kindern. Obwohl ich mich Cailey und Lothar nah fühle und ich mir vorstellen könnte, ein Vater für beide zu sein. Und noch weitere Kinder zu haben. Ich wünsche mir eine Familie, eine große Familie.

»Das kann ich nicht, okay!«, schreit sie verzweifelt und lässt sich in meinen roten Ohrensessel fallen. »Meine Tochter ist nicht besonders. Natürlich ist meine Tochter für mich besonders, jede Kleinigkeit an ihr ist für mich besonders. Ich bin ihre Mutter! Aber ansonsten ist an meinem Kind nichts. Rein gar nichts.«

»Paige, mein Engel, es muss etwas geben. Ihr Vater? Ihre Großeltern? Du? Es gibt etwas, was nützlich für Jules Ferana ist. Denk einfach darüber nach, und wenn es dir morgen einfällt macht auch nichts aus.«, meine ich mit ruhiger Stimme.

»Du sagst dass so als wäre das so einfach. Aber meine Tochter ist stink normal!«, knurrt Sie. Ihr Wolf ist dicht unter der Oberfläche, ihre Augen sind leicht verfärbt. Meine Gefährtin hat schon recht, bisher habe ich auch noch nichts besonders an Cailey gemerkt. Es ist nicht so als könnte, dass Kind Fliegen oder spricht mit Tieren. Aber es muss etwas geben, irgendetwas. Es gibt bestimmt irgendwelche Anzeichen, Jules Ferana würde doch sicher nicht irgendein Kind entführen. Vielleicht ist es etwas, was sich in Laufe der Zeit entwickelt? Aber was entwickelt sich im Laufe der Zeit. Meine Gefährtin muss doch irgendetwas wissen.

»Paige, ich möchte deine Kinder genauso schützen wie ich dich beschützen möchte.«, dränge ich. »Aber, du musst doch irgendetwas wissen. Cailey ist fünf. Hat sie bisher etwas gemacht, was nicht zu einer fünfjährigen gehört? Ihr verhalten? Denk bitte einfach darüber nach.«

»Ich weiß es nicht.«, flüstert sie weinerlich. Ihre wunderschönen Bernsteinfarbenen Augen füllen sich langsam mit Tränen. Ich kann ihre Verzweiflung riechen.

»Sie liest und schreibt wie jede andere Fünfjährige auch. Ist neugierig für Ihr alter, isst gerne und natürlich, möchte sie auch viel süßes. Es ist nichts ungewöhnliches an ihr. Ich verspreche es dir!«

RudelfamilieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt