"Also was denkst du, wo sollen wir anfangen?", fragte sie. Ich dachte nach."Ich habe keinen Schimmer... Ich weiss nicht mal, wie dieses reine Herz aussehen könnte. Ich weiss ja nicht, ob es sich wirklich um ein Herz handelt, oder um einen Gegenstand oder eine Person", sagte ich. Dann schien Adriana nachzudenken.
"Der Älteste deines Volkes sagte doch, dass ein reines Herz aus der Verzweiflung auftauchen würde oder? Ich denke, er hat das auf eine Person bezogen..."
"Meinst du?", fragte ich und sie nickte. Da könnte sie Recht haben... Es war vermutlich wahrscheinlicher, dass dieses reine Herz wirklich auf eine Person bezogen war. Aber dann war dafür die nächste Frage: Wo würde sich diese Person finden lassen?
Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich gar nicht mitbekam, wie Adriana mit mir sprach.
"Hörst du mir zu?", hörte ich sie sagen, aber es klang weit entfernt. Und mit einem Schlag war ich wieder voll da.
"Was?", sagte ich und sah sie an.
"Ob du mir zuhörst", wiederholte sie.
"Tut mir Leid, ich war in Gedanken vertieft...", sagte ich.
"Das hab ich gemerkt. Also was ich gesagt hab ist, dass wir am Besten in der Stadt nach dieser Person suchen sollten. Dort findet man am ehesten Verzweiflung, bei so viel Stress auf den Strassen...", erklärte sie und ich nickte.
"Dann gehen wir", sagte ich und stand auf. Sie folgte mir. Wir begaben uns zu meinem Wagen und fuhren in Richtung Stadt. In den Gassen und kleineren Kaffs würden wir vielleicht fündig werden. Es war zumindest einen Versuch wert.
Als wir in der Stadt ankamen, parkte ich meinen Wagen etwas abseits der Strassen, auf einem alten Parkplatz, den kaum noch jemand benutzte. Dann suchten wir die Strassen ab, unauffällig natürlich. Das hiess; Wir schlenderten durch die Strassen und warfen hie und da einen kurzen Blick in seitliche Gassen, aber bis auf streunende Katzen war da nichts zu finden. Höchstens ein paar arme Seelen, die auf der Strasse lebten und die um ihr Überleben kämpfen mussten. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, in der wir dieses reine Herz suchten, aber es schien absolut hoffnungslos. Nirgends war ein Zeichen oder nur der winzigste Hinweis zu sehen. Nichts. Gar nichts war zu erkennen...
Nach einer Weile, die gut drei bis vier Stunden gedauert haben musste, setzten wir uns in ein Café.
"Es ist doch sinnlos", sagte ich und seufzte frustriert.
"Sag nicht sowas Ethan", antwortete mir Adriana.
"Wieso? Wir suchen doch schon seit Stunden und haben nichts gefunden!", erwiderte ich und schlug verzweifelt mit dem Kopf auf den Tisch. Ich wusste nicht, was Adriana tat, da mein Blick auf den Tisch gerichtet, beziehungsweise meine Augen sowieso geschlossen waren. Dann hörte ich das Geräusch eines Metallstuhls, der über Betonboden geschoben wurde und Sekunden später wurde auf den Tisch geschlagen, sodass mein ganzer Kopf sich anfühlte, als würde er vibrieren. Ich hob den Kopf und sah wie Adriana die Hände auf den Tisch stemmte und mich mit einem finsteren Blick ansah.
Sie schwieg, sagte kein Wort, aber ihr Blick durchbohrte mich förmlich. Ich richtete mich auf meinem Stuhl auf und war mir nicht sicher, ob es schlau war, etwas zu sagen, oder ob ich ebenfalls schweigen sollte. Dann öffnete Adriana den Mund.
"Damit eines mal klar ist Ethan. Aufgeben kommt nicht in Frage. Nur weil wir heute kein Glück hatten, heisst das nicht, dass wir morgen ebenfalls nicht fündig werden! Vielleicht sollten wir für heute nach Hause gehen und morgen ausgeruht uns dieser Aufgabe erneut widmen."
Die kurze Rede, die Adriana hielt, hatte etwas Wahres. Wir hatten vielleicht an dem Tag kein Glück, doch musste das nicht zwangsläufig bedeuten, dass wir an folgenden Tagen nicht auf dieses reine Herz stossen würden. Ich stand auf und ging zusammen mit Adriana zu meinem Wagen, um nach Hause zu gehen. Es war auch schon spät geworden, weshalb es klüger war, die Suche für heute zu beenden und sich auszuruhen. Es würde nichts bringen, wenn wir in völliger Erschöpfung und auf dem Zahnfleisch gehend alle Winkel der Stadt absuchen würden. Als wir beim Wagen ankamen und ich von dem verlassenen Parkplatz wegfuhr, hatte ich allerdings ein ungutes Gefühl in der Brust. Ich konnte nicht einordnen was es war, aber es war da. Etwas oder jemand war da. Das Gefühl liess mich den ganzen Weg nach Hause nicht los. Als wir dann bei meinem Haus ankamen, befahl ich Adriana im Wagen zu warten. Ich wusste nicht was da war, aber ich wollte nicht riskieren, dass es Adriana schaden würde.
Zaghaft ging ich ins Haus hinein und sah mich um. Alles war dunkel, nirgends brannte ein Licht, in keinem Raum und doch hatte ich das Gefühl, dass jemand hier war. Ich sah mich noch einmal genau um und dann entdeckte ich eine Silhouette. Sie bewegte sich schnell, aber das konnte ich ebenfalls.
In Schallgeschwindigkeit huschte ich zum Lichtschalter und betätigte ihn. Als ich sah, wer ins Haus eingedrungen war, entspannte sich mein Körper schlagartig. Ausserdem huschte mir ein Grinsen über das Gesicht.
"Lange nicht mehr gesehen, alter Freund", sagte eine mir sehr bekannte Stimme, die ich seit Jahrhunderten nicht mehr gehört hatte.
"Fürwahr es ist lange her", erwiderte ich.
"Entschuldigst du mich kurz? Ich muss noch etwas erledigen, bevor wir reden können", fügte ich anschliessend hinzu und verliess das Haus, um Adriana aus dem Wagen zu holen, da es keine Gefahr mehr gab.
"Es ist alles in Ordnung Adriana", sagte ich zu ihr, während wir zusammen ins Haus gingen. Es war ihr aber anzusehen, dass sie nicht ganz sicher war und das bestätigte sich, als wir das Wohnzimmer betraten. Adrianas Reaktion, als sie sah, wer sich noch im Haus befand, war wie ich es erwartet hatte. Ihre Aura verfärbte sich von ihrem Gemisch aus Rosa und Lila, was eine Mischung aus entspannt und nervös war, zu ganz Lila, was bedeutete, dass sie ganz nervös und verunsichert war.
"Du brauchst keine Angst zu haben", sagte ich zu Adriana und versuchte sie zu beruhigen, aber ihre Aura veränderte sich nicht. Sie blieb ein konstantes, sattes Lila.
"Ethan hat Recht. Du brauchst keine Angst zu haben."
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Am Anfang der Ewigkeit
Random"Wer bist du? Wie ist dein Name?" "Ich bin Ethan." "Ok und wie ist mein Name?" "Du bist Adriana." Adriana wacht an einem ihr unbekannten Ort auf und hat keinerlei Erinnerung daran, was geschehen ist. Sie weiss nicht einmal mehr ihren Namen. Als sie...