XI

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In der Bibliothek, die sich hinter einem Bücherregal versteckte, versuchte ich einen klaren Kopf zu bekommen, jedoch gleichzeitig auch einen Hinweis darauf, dieses reine Herz zu finden. Es liess mir einfach keine Ruhe. Irgendwo musste sich doch etwas Brauchbares finden lassen, das bestätigen würde, was dieses reine Herz wirklich war. Adriana lag vielleicht schon richtig damit, dass es sich dabei um eine Person handeln könnte, aber ich wollte kein Risiko eingehen. Ich wollte wirklich zu 100 Prozent sicher sein. Ich wusste, dass uns nicht viel Zeit blieb und die durften wir nicht nicht damit verschwenden nach etwas zu suchen, wovon wir nicht wussten, worum es sich eigentlich handelte. Es vergingen Stunden in denen ich jedes einzelne Buch durchsuchte nach allem, was ein Hinweis hätte sein können. Alles, was mir auffällig erschien notierte ich, aber es brachte mich dennoch keinen Schritt weiter. Ich verbrachte die ganze Nacht mit Suchen. Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn ich wurde von Adriana geweckt.

"Wie... Wie hast du hierher gefunden?", fragte ich sie gähnend und müde.

"Eines der Bücher im Regal draussen war auf dem Kopf, also habe ich daran gezogen und eine Geheimtür öffnete sich und dann sah ich dich hier schlafend sitzen."

"Wie spät ist es?", erkundigte ich mich, während ich mir die Augen rieb.

"Es ist 9:30 Uhr", antwortete sie und lugte mir in meine Notizen.

"Hast du die ganze Nacht lang hier drin verbracht und die Bücher gelesen?", fügte sie hinzu, als sie das Chaos, welches ich hinterlassen hatte, richtig bemerkt hatte.

Ich nickte.

"Ich weiss nicht wieviel Zeit uns bleibt und ich möchte nicht riskieren, dass wir nach etwas suchen, wovon wir nicht wissen worum es sich in Wirklichkeit handelt", erwiderte ich.

"Verstehe...", antwortete sie, schien aber nicht völlig zu begreifen, warum ich das tat.

"Du magst vielleicht noch nicht begreifen, weshalb ich das tue, Adriana, aber ich tue das für deine Sicherheit", fügte ich hinzu und sah sie über meine Schulter hinweg an. Dann legte sie eine Hand auf meine Schulter.

"Wieso das alles? Sollte nicht deine Sicherheit an erster Stelle stehen?"

"Adriana für mich steht deine Sicherheit höher als die meine. Denn wenn Amara mich findet, findet sie auch dich und dann...", sagte ich, unterbrach mich dann aber selbst.

"Und dann was?", hakte sie nach, doch ich wimmelte diese Frage ab.

"Nicht so wichtig...", sagte ich und stand auf, um meine Geheimbibliothek zu verlassen.

"Kommst du?", fragte ich, als ich bei der Geheimpassage war und zu Adriana sah, die mich verwirrt anblickte. Ich wartete, bis sie draussen war, ehe ich selbst rausging und die Tür sich schloss.

Gerade als ich mich umdrehte stand Cam vor mir. So unerwartet, wie er das eben tat, zuckte ich zusammen.

"Sie hat dich also gefunden, sehr gut", sagte Cam und blickte mich teils aufgeregt, teils unbehaglich an.

"Was gibt's Cam?", fragte ich an sah ihn an.

"Ich hab deine neue Identität fertig. Adrianas ebenfalls und ich wollte sie euch beiden gleichzeitig präsentieren, also komm bitte mit in die Küche", antwortete er und verschwand so schnell, wie er aufgetaucht war.

Neugierig war ich schon darauf, was Cam mir für eine Identität verpasst hatte, aber mehr interessierte es mich, was er sich für Adriana ausgedacht hatte. Daher beeilte ich mich, in die Küche zu gelangen. Kaum dass ich über die Schwelle trat, blickte ich schon in drei Gesichter, die mich sehnlichst erwartet hatten. Adriana, die gemütlich auf der Bank sass, Holden, der es sich auf einem der Stühle bequem gemacht hatte und lässig mit diesem wippte und Cam, der an der Kombination lehnte und mich mit einem Blick bedachte, der sagte: "Beweg deinen Hintern hier rein, setz dich hin und hör zu."

Ich befolgte Cams Blickbefehl und setzte mich hin. Dann fing er an.

"Also da jetzt alle da sind, kann ich ja anfangen. Ich habe mir Gedanken gemacht über eure neuen Identitäten und bin zu folgenden Daten gekommen. Adriana, deine Tarnidentität heisst Mia Summers. Du bist 19, auf dem College und studierst Medizin. Deine Lieblingsfarbe ist Türkis, du magst Hunde und bist zurückhaltend. Deine Haarfarbe ist Schwarz, deine Augen sind Blau", erklärte Cam und reichte Adriana ihre neue Identität.

"Um deine Haare und deine Augen kümmern wir uns später. Nun zu dir Ethan", fuhr er fort und wandte sich zu mir.

"Dein Name ist Damon Worth, du bist 21, ebenfalls Student am College und studierst forensische Wissenschaften."

Dann händigte Cam mir meine Identität. Ich sah mir alles genau an, schloss dann die Augen und nahm das Erscheinungsbild auf dem Foto an. Braune Haare mit grünen Augen, schmales Gesicht und markantes Kinn.

"Sehr gut, du hast dein Aussehen schon angepasst. Aber ich hätte auch gar nichts anderes von dir erwartet 'Damon'", sagte Cam und grinste mich an.

Dann warf ich einen Blick zu Adriana. Zu meinem Erstaunen war sie gar nicht so überrascht, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Weil beim letzten Mal war sie völlig verstört, als ich kurz mein Erscheinungsbild veränderte.

"Adriana, würdest du mich bitte begleiten, damit wir dein Äusseres an deine neue Identität anpassen können?", fragte Cam und wandte sich wieder an Adriana. Sie nickte und die beiden verschwanden aus der Küche. Zurück blieben nur Holden und ich. Stilles Schweigen erfüllte den Raum. Ich wusste nicht, was ich hätte sagen sollen, daher hielt ich mich im Stillen. Holden hingegen schien zu platzen, wenn er nicht bald etwas gesagt hätte.

"Denkst du... Amara wird euch... uns finden?", fragte er und in seiner Stimme war deutlich zu hören, wieviel Angst ihm der Gedanke daran machte.

"Wir können nur hoffen, dass wir unentdeckt bleiben." Holden nickte. Es vergingen einige Minuten, bis ich mich erhob und die Küche verliess. Doch kaum betrat ich das Wohnzimmer, machte sich ein seltsames Gefühl in mir breit. Ich konnte nicht einordnen, was es war, aber ich spürte eine Veränderung in der Umgebung. Je mehr ich mich konzentrierte, desto mehr wurde mir klar, dass draussen etwas anderst war. Gerade als ich zur Tür wollte kamen Cam, Adriana und Holden ebenfalls ins Wohnzimmer.

"Spürt ihr das auch?", fragte ich an Cam und Holden gerichtet. Sie nickten.

"Was spüren?", fragte Adriana und sah mich verwirrt an.

"Etwas ist draussen. Ich... spüre jemanden ausserhalb der Mauern des Hauses." Ich warf einen Blick zu Cam, Holden und Adriana ehe ich die Tür öffnete um zu sehen, was da draussen lauerte.

Cam und Holden traten näher zu Adriana um sie zu beschützen, falls ich nicht reagieren konnte. Ausserdem traten sie ein wenig zurück und entfernten sich von der Tür. Ich hingegendrückte die Klinke nach unten und schritt nach draussen. Dann sah ich mich um,die Augen offen haltend nach allem, was nicht so war, wie es sein sollte.

Am Anfang der EwigkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt