Elegant sprang er von Baum zu Baum. Jede Landung auf einem Ast liess er so aussehen, als wäre er leicht wie eine Feder. Und auch ich fühlte mich leicht wie eine Feder. Wir sausten nur so zwischen dem Dickicht aus Blättern hindurch, fast völlig geräuschlos und mit einer Geschwindigkeit, die von blossem Auge unmöglich wahrzunehmen war. Jeden Sprung setzte er gezielt an. Nicht einmal taumelte er. Ich konnte ihn nur schräg von unten nach oben ansehen. Und dann fingen meine Gedanken wieder an, herumzuflattern.Wer ist er? Kennt er mich? Wohin bringt er mich? Weiss er, was mit mir passiert ist?
Es dauerte nicht lange, bis er sich von einem Baum runter auf den Boden fallen liess, wobei es mehr den Anschein hatte, als würde er nach unten gleiten, anstatt fallen. Dann liess er dann Arm um meine Taille sinken und gab mich frei. Ich blickte mich um und entdeckte, dass wir uns in einem riesigen, wunderschönen Garten befanden. Überall waren grosse, gepflegte Hecken mit Rosen, in der Mitte zierte ein schöner Springbrunnen und wenn man nach links blickte, so konnte man einen von Rosen geschmückten Pavillon sehen.
"Beeindruckend, nicht wahr?", hörte ich ihn plötzlich neben mir sagen. Ich brachte kein Wort heraus, daher nickte ich nur.
"Komm wir gehen rein. Dann beginnt die Aufklärungsstunde", sagte er und ich sah ihn an.
"Schon vergessen, weswegen ich dich überhaupt hergebracht habe?", fragte er und legte den Kopf wieder schief.
Ahja, da war doch was...
'Ich kenne ihn. Und habe ihn nie vergessen.'
Er erwähnte ja, dass er meinen Namen kannte. Es mochte vielleicht undenkbar wirken, dass man seinen eigenen Namen vergessen konnte, aber ich wusste ihn wirklich nicht mehr. Ich hatte keinerlei Erinnerung an mich selbst.
Ich war noch völlig in mich selbst versunken, als der Kerl mir eine Hand auf den Rücken legte und mich anstiess mich zu bewegen. Seine Hand auf meinem Rücken ruhend begaben wir uns in Richtung des Hauses, das auf der anderen Seite des Gartens, gegenüber von unserer Position, seinen Platz hatte.
"Du fragst dich bestimmt, was das hier alles eigentlich soll und was es zu bedeuten hat oder?", fragte er während er neben mir her ging. Ich nickte.
"Ich wüsste gern, was passiert ist...", sagte ich.
"Verständlich."
Wir gingen die letzten paar Meter zur Veranda des Hauses. Dann öffnete er die Tür und liess mich zuerst eintreten. Ich blickte mich neugierig um. Die Einrichtung wirkte sehr altmodisch, zur gleichen Zeit aber auch modern.
Hinter mir ertönte ein klickendes Geräusch. Ich drehte mich um und sah, wie der Kerl die Tür abschloss. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Er musste es bemerkt haben, denn keine zwei Sekunden später redete er auf mich ein.
"Mach dir keine Sorgen. Ich will dir nichts Böses. Ganz im Gegenteil, ich will nur das Beste für dich."
Aus irgendeinem Grund entspannte sich mein Körper, nachdem er diese Worte gesprochen hatte.
"Bitte, setz dich doch hin. Möchtest du etwas trinken oder essen? Sicherlich musst du einen Bärenhunger haben", sagte er und lachte leicht. Er hatte Recht, ich verspürte ein leichtes Gefühl von Hunger und auch Durst. Ich nickte.
"Gut ich bin gleich zurück", sagte er und verschwand in einer Tür, die wohl zur Küche führen musste. Ich sah mich um. Die Möbel waren alle aus Mahagoni-Holz gefertigt und sahen sehr teuer aus mit ihren Schnitzereien. An einer Wand zog sich ein riesiges Regal entlang, vollgestopft mit zahlreichen Büchern, eines scheinbar älter als das andere. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich eine Ansammlung von Sitzpolstern und einem Sofa, das Platz für etwa drei oder vier Personen bat. Sie waren alle um einen kleinen Sofatisch gestellt, nur an einer der vier Seiten war es leer. An der Wand hing ein grosser Fernseher, der so aussah, als würde er jeden Moment auf den Boden fallen und kaputt gehen.
Dann hörte ich Schritte und der Kerl kam mit einem Teller mit Brot und etwas Marmelade und einem Glas Orangensaft zurück.
"Es ist jetzt nicht unbedingt ein 5-Sterne-Menü aber für den Anfang sollte das reichen", sagte er und setzte sich lächelnd mir gegenüber, nachdem er mir den Teller und das Glas überreicht hatte. Gemütlich ass ich das Brot mit der Marmelade & nahm zwischendurch kleine Schlucke vom Orangensaft. Am liebsten hätte ich alles gierig hinuntergeschlungen, denn mit jedem Bissen merkte ich, wie hungrig ich eigentlich wirklich war. Er beobachtete jede meiner Bewegungen, so als ob er nach etwas suchen oder auf etwas warten würde, das gleich passieren sollte.
Nachdem ich alles aufgegessen & leer getrunken hatte schob ich den Teller sowie das Glas ein wenig von mir weg. Er räumte alles weg und setzte sich mir wieder gegenüber.
"Hast du irgendwelche Fragen, die ich dir beantworten soll, bevor ich mit den Erklärungen anfange?", fragte er und verschränkte seine Finger ineinander. Ich dachte nach. Ich hatte vermutlich mehr Fragen, als er Antworten hätte, daher beschränkte ich mich auf ein paar wenige.
"Wer bist du? Wie ist dein Name?", fragte ich zuallererst.
"Ich bin Ethan", beantwortete er mir meine Frage.
"Ok und wie ist mein Name?", fragte ich als nächstes.
"Du bist Adriana." Als er meinen Namen sagte, flackerte eine Erinnerung in meinem Kopf.
'Es wird alles wieder gut Adriana! Versprochen!'
Ich musste vollkommen weggetreten sein, denn Ethan machte ein besorgtes Gesicht. Auch hielt er meine Hände.
"Alles in Ordnung?", fragte er. Ich nickte.
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Am Anfang der Ewigkeit
Random"Wer bist du? Wie ist dein Name?" "Ich bin Ethan." "Ok und wie ist mein Name?" "Du bist Adriana." Adriana wacht an einem ihr unbekannten Ort auf und hat keinerlei Erinnerung daran, was geschehen ist. Sie weiss nicht einmal mehr ihren Namen. Als sie...