15. Dezember

154 7 2
                                    

Es war Sonntag und Julien saß um Punkt 12 Uhr in seinem Arbeitszimmer im Haus und nahm eine Instastory auf in der er sich noch einmal für die Verspätung entschuldigte und auf das neue Video verwies.
„Einfach hochswipen und schon kommt ihr zum neuen Video. Viel Spaß.“ sagte er gerade als die Glastür aufging und sich Kira in das Innere schlich, die Haare nur notdürftig zusammen gebunden, in einer Jogginghose und die Straßenschuhe unten gegen ein paar Latschen aus Juliens Shop getauscht.
„Guten Morgen.“ grinste der Singapurer die Frau an die dank fehlendem Make up leichte Augenringe hatte.
„Hi. Und der Morgen ist offiziell seit einer Stunde schon rum.“ sagte Kira lächelnd die sich bei solchen Kleinigkeiten immer an die Floskeln ihrer Patienten erinnerte.
„Wie auch immer. Ich werd jetzt gleich weiter machen mit dem neuen Video, ich muss mich ran halten damit ich an Weihnachten etwas Zeit hab.“ sagte Julien und öffnete schon den Ordner mit dem neuen Projekt, wo sämtliche Ideen abgespeichert waren.
„Aber heute Abend bitte einmal nicht die Arbeit in den Vordergrund stellen.“ lächelte Kira als sie sich an die Tischkante hockte und somit mit dieser auf Augenhöhe war.
Ju jedoch sah nun fragend zu ihr herunter und ließ Kira wieder lächeln.
„Was hast du vor?“ fragte Ju schon und stellte sich automatisch etwas ganz anderes vor, mit weniger Kleidung und dafür viel mehr Hautkontakt.
„Eine Art... Überraschung. Lass dich auf jeden Fall drauf ein, es fällt mir schon extrem schwer. Und zieh dir bitte was an was nicht nach zu Hause schreit. Ich weiß ist viel verlangt und so aber-“ Kira war schon bei den Worten wieder aufgestanden und spürte sofort Juliens Hand an ihrer als er sie zu sich auf seinen Schoß zog und die mit einem Kuss unterbrach.
„Alles klar. Ich lass mich drauf ein und denke ein Hemd werd ich auftreiben das ich nur noch bügeln lasse.“ lächelte Julien und sah zu wie Kira die Augenbrauen etwas skeptisch oder auch zweifelnd anhob.
„Bügeln lassen?  Meine Güte man sollte meinen du hast Hotel Mama doch noch nicht verlassen.“ lächelte Kira und ließ Julien ebenfalls lächeln.
„Wenn ich es selber bügel kommt nichts bei rum außer vielleicht ein Brandloch. Meine Mama macht ja nicht alles.“ konnte Julien nur wieder sagen und ließ Kira lächeln.
„Okay... dann sei für sieben Uhr einfach fertig. Ich hol dich dann ab.“ sagte Kira und stand schon wieder auf um sich selber wieder etwas zu beschäftigen damit auch Julien seine Zeit hatte, war der nun mit seinem Kopf auf Hochtouren was denn Kiras Überraschung war und wofür er sich so schick machen sollte.
An diesem Abend also stand er pünktlich um 19 Uhr im Flur und fuhr sich noch einmal durch seine Strubbelfrisur als er sich in seinem Handy besah.
„Alter ihr seid jetzt ein Jahr zusammen und trotzdem bist du noch nervös wenn Kira dich überrascht?“ fragte Thomas als der seinen Boss so sah.
„Ist ja nicht so das es alltäglich ist das sie mich überrascht. Sie meinte was von das es ihr selber schwer fällt und bis jetzt kenn ich nichts das ihr nicht leicht gefallen wäre. Verstehst du?“ fragte Julien und ließ Thomas lächeln.
„War Kira je kein Kind von Freundlichkeit? Sie wird vielleicht was machen das sie selber noch nicht getan hat deswegen dieses schwer fallen.“ sagte Thomas überlegend und wechselte auch gleich das Thema.
„Sag mal hast du über meine Idee gestern nachgedacht? Ich denke nämlich das es das beste wäre.“ sagte der Bebrillte schon und ließ Ju nicken.
„Ich denke das es wirklich die beste Idee ist. Aber dann muss ich mich ran halten immerhin muss ich noch-“ begann Julien und wurde dank des Klingelns in seinem reden unterbrochen als er auf die Uhr am Handy sah und leicht lächelte.
Schon im nächsten Moment stand er bei der Tür und öffnete sie. Kira trat kurz ein, hauchte sich die Hände wärmer bevor sie Thomas anlächelte und sich an Julien wand.
„Können wir?“ fragte sie schon als sie zusah wie Julien seinen Parker nahm und diesen anzog.
„Klar. Verrätst du mir wo wir hin gehen?“ fragte Julien nur und ließ Kira lächeln.
„Sagen wir einfach ich hoffe du hast noch nichts gegessen und bist bereit für ein schickes Restaurant.“ sagte Kira nur und ließ so noch mehr Fragezeichen in Juliens Augen aufblitzen.
Dennoch blieb er brav und wartete die halbe Stunde ab die sie zum Restaurant gingen das Kira offenbar ausgesucht hatte.
Es war nobel, beinahe zu nobel für Juliens Geschmack und er war sich sicher das er noch nie hier war, somit trat er ein, ließ Kira das ganze übernehmen als sie den Mantel an den Haken hängen ließ und sich an jemanden von der Bedienung wandte.
„Hallo. Hier wurde für heute Abend ein Tisch auf den Namen Klein reserviert. Für vier Personen.“ sagte die Brünette und erneut sah Julien sie fragend an, fuhr sich noch einmal durch die Haare und sah sich um.
„Aber sicher doch. Folgen Sie mir bitte?“ sagte der Kellner, nahm schon zwei weitere Speisekarten und ging durch den Gang den die Tischgruppen bildeten auf einen eckigen Tisch zu an dem schon zwei Menschen saßen.
„Auf geht’s.“ murmelte Kira an sich selber und sah den Blick des Mannes in dem Anzug als der aufstand und sich an Kira wandte.
„Hallo Kira.“ sagte er und besah sich im selben Augenblick schon Julien, der etwas nervös schluckte als er erkannte was das hier zu bedeuten hatte.
„Hallo Mama, Papa. Das ist Julien. Mein Freund. Hab ja gesagt da sich ihn mitbringe.“ sagte Kira und stellte so gleichzeitig Ju vor der noch einmal hart schluckte und sich anschließend an den Mann wandte.
„Guten Abend Herr Klein.“ begrüßte nun auch Julien den Mann von dem er nicht mehr viel wusste und es schien als wäre die Informationen die Kira ihm über in Jahr hinweg immer wieder gegeben und die Infos die er vor ein paar Tagen noch gefunden hatte wie verschwunden.
„Guten Abend. Wollt ihr euch nicht setzen?“ fragte Herr Klein schon und sah zu wie Julien nun sogar Gentleman like Kira den Stuhl zurecht zog, mehr deswegen weil er Angst hatte wenn er dies nicht tun würde einen schlechten Eindruck zu hinterlassen.
Anschließend setzte er sich selber gegenüber des Mannes der deutlich zu ernst aussah und sich schon erneut der Speisekarte widmete und sich einen Wein aussuchte den er folglich für alle bestellte ohne zu hinterfragen.
„Mich hat es ja gewundert das du ein Essen wolltest. Und das so kurz vor Weihnachten.“ sagte Herr Klein und sah zu seiner Frau die nur lächelnd nickte und sich anschließend auch an Kira wandte.
„Nun ja... ich dachte ihr wollt vielleicht meinen Freund kennen lernen. Immerhin haben wir uns ja bald ein Jahr nicht mehr gesehen. Und nur telefonieren ist auch nicht so ganz klug.“ sagte Kira und sah von ihrem Vater zu ihrer Mutter.
„Und Sie sind also Kiras Freund? Darf sie fragen woher sie ursprünglich stammen?“ fragte Kiras Mutter höflich nach als sie sich Julien etwas genauer betrachtete und der offenbar für sie nicht deutsch genug aussah.
„Ähm aus Singapur. Meine Mutter kommt von dort.“ sagte Julien nur wahrheitsgemäß und spürte im nächsten Moment schon Kiras Hand an seiner auf seinem Oberschenkel.
„Und das ist der einzige Grund? Du willst uns deinen neuen Freund vorstellen? Bis jetzt haben meine Kinder immer finanzielle Gründe gehabt um sich bei mir zu melden.“ sagte der Mann nur und Kira seufzte.
„Keine Panik ich will kein Geld. Ich komm ziemlich gut alleine klar. Ich dachte auch weil Weihnachten ist und letztes Jahr schon nicht so gelaufen ist das wir vielleicht nen Neustart machen.“ sagte Kira nur und sah den Kellner auf sich zukommen der die Bestellungen der vier aufnahm.
Julien hielt sich im Hintergrund und lauschte mehr den Gesprächen der Familie als das er sich einbrachte. Das Kira das mit Überraschung gemeint hatte ließ auch ihn etwas plätten, hatte er nach all den Reaktionen von ihr nicht einmal mehr mit so etwas gerechnet.
Dennoch beließ er es dabei der stumme Mitesser zu bleiben und sich einfach nur dann zu Wort zu melden wenn er etwas gefragt wurde.
Je mehr er Kiras Vater reden hörte umso mehr verstand er warum Kira ihn die ganze Zeit außen vor gelassen und sich dagegen gewehrt hatte Julien ihren Eltern vorzustellen.
Kiras Vater wirkte egozentrisch, etwas arrogant und schien in seiner Tochter nur Fehler zu sehen weil sie nicht studiert hatte oder gar das Abitur gemacht hatte das sie offenbar hätte machen können.
Die Mutter hingegen nahm viel zu vieles einfach nur stumm hin, fragte Julien dafür eher aus der versuchte seine Antworten so knapp und gewählt wie nur möglich zu halten.
„Was machst du eigentlich Weihnachten? Bist du in Aachen?“ fragte Kiras Mutter nun doch endlich an Kira selber und Julien atmete kaum merklich erleichtert aus als er sich seinem Wein widmete und den letzten Schluck nahm. Er bräuchte eindeutig mehr um diesen Abend zu überstehen wenn sie noch länger blieben.
„Ich hab schon Pläne. Ihr habt euch nicht gemeldet und Veronika und Mike haben auch schon was mit Kind und Kegel vor. Deswegen bin ich hier. Eigentlich sogar eher bei Ju.“ sagte Kira und wartete das die Teller abgeräumt wurden und ihr Vater die Rechnung beorderte.
„Dann ist gut. Wir sind nämlich nicht da. Wir haben uns einen Kurztrip gebucht und sind bis zum neuen Jahr nicht in der Stadt.“ sagte ihr Vater als sei es selbstverständlich und Kira seufzte.
„Wieso war mir so was klar? Seht ihr Mike wenigstens noch bevor ihr los macht? Oder soll ich die Geschenke mit weg schicken?“ fragte Kira nur nach als sei auch dass das übliche Prozedere und Julien versuchte sich auf das Tischtuch zu konzentrieren ehe er seinen Geldbeutel hervor zog und sein und Kiras Essen zu berechnen.
„Wir werden auf den Weg dorthin bei Mike vorbei fahren und ihn die Geschenke für die Kinder geben.“ sagte ihr Papa allerdings und Kiras Mutter setzte gleich hinterher.
„Aber wir können deine Geschenke für die Zwillinge mit nehmen wenn du möchtest.“ sagte sie und Kira nickte. Mike war Kiras älterer Bruder der in diesem Jahr das Glück gehabt hatte Vater zu werden und deswegen war für Kira klar das auch ihr Bruder dieses Jahr Geschenke bekommen würde.
„Gut dann bring ich sie morgen oder übermorgen vorbei.“ sagte Kira sichtlich resigniert und sah selber auf die Rechnung.
„He ich mach das auch.“ sagte sie an Julien gewandt der sich zusammen rechnete wie viel das Essen gekostet hatte.
„Kein Problem. Machst du das nächste mal und ist dann gut.“ lächelte Julien zu ihr herüber und legte das Geld inklusive etwas Trinkgeld auf die Rechnung ehe Kiras Vater den Rest dazu beilegte und es dem Kellner gab.
„Dann ist ja soweit alles geklärt. Dann würde ich sagen wir sehen uns im neuen Jahr. Julien, hat mich gefreut.“ sagte Kiras Vater nur und hielt nach dem aufstehen Julien die Hand hin der diese auch ohne zögern ergriff.
„Mich auch Herr Klein. Frau Klein.“ sagte Julien und gab auch Kiras Mutter die Hand zum Abschied ehe er zusah wie Kiras Eltern zusammen das Lokal verließen und Kira noch einmal tief durchatmete.
„Puhh... so kann man den zweiten Advent auch rum bekommen.“ seufzte Kira und schien sichtlich geschafft.
„Und ich werd dich nie wieder dazu drängen mir deine Eltern vorzustellen.“ sagte Julien etwas belustigt als er Kira zu den Jacken folgte und ihr sogar in diese half.
„Aber jetzt siehst du warum ich das nie wollte.“ erklärte auch Kira als sie das Restaurant verließen und sich auf den Weg nach Hause machten. Den gesamten Weg über redeten sie über Kiras Eltern, darüber wie Julien sie wirklich fand und das er und sie sich einig waren das so schnell kein zweites Essen stattfinden würde.
Erst als der Aufzug oben aufging und Julien sich sicher war zu Hause angekommen zu sein fiel die ganze Anspannung des Abends von ihm endgültig ab und er entledigte sich der Jacke und den Schuhen.
„Aber weißt du was ich denke?“ fragte Kira als auch sie sich aus ihrem Mantel und den Schuhen geschält hatte.
„Das es so vielleicht doch das beste war, immerhin kennst du meine Eltern jetzt hautnah.“ lächelte Kira und ließ Julien lachen als er sie von hinten umarmte und anschließend in seinen Armen drehte.
„Und ich denke das ich nicht mehr darüber reden will wenn ich etwas anderes machen kann.“ grinste Julien auf einmal in einer Art und Weise die Kira in sofort eine wohlige Stimmung versetzte.
Ohne groß zu zögern ließ sich die Frau auf den kommenden Kuss ein und auch darauf in sein Schlafzimmer gedrückt zu werden wo die Nacht nicht nur mit kuscheln beendet wurde.

Last ChristmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt