16

1.1K 50 5
                                    

Eine Woche später
Peter

Unser Bus blieb vor dem Empire State Building stehen und meine ganze Klasse stieg aus. Mr. Harrington teilte uns in drei Gruppen auf, zum Glück war ich nicht in Flashs Gruppe, und wir wurden rumgeführt. Die Tour würde dann aber für alle auf der 102. Etage enden. Dort könnten wir dann entweder noch etwas bleiben oder nach Hause gehen. Ich staunte, als ich das Museum auf der zweiten Etage erblickte. Es erinnerte mich sehr stark and Mr. Starks Werkstatt, was kurzzeitig Glücksgefühle in mir auslöste. Als mir dann einfiel, dass er tot war, waren diese wieder verschwunden.

Schweigend hörte ich dem Tourguide zu und verdrehte gelangweilt die Augen. Dann beantwortete er noch einige Fragen und wir stiegen in den Aufzug um zur 86. Etage zu fahren. Als der Aufzug losfuhr verkrampfte ich mich etwas, denn ich erinnerte mich an etwas schlimmes. Sehr schlimmes...
„Was ist?", fragte Wade und legte seinen Kopf schief, als er zu mir sah. Schnell schüttelte ich meinen Kopf und sagte ihm das es nichts wäre. Wir kamen oben an und sofort holte ich mein Handy raus um ein Foto zu machen. Als ich dann am Glas stand wurden meine Knie etwas weich. Es war lange her, dass ich so weit oben war.

„Wade schau mal! Die sehen aus wie Ameisen", meinte ich und brach mit Wade in Gelächter aus. Aber als ich merkte, dass er sturr geradeaus sah und nicht nach unten, zog ich meine Augenbrauen zusammen. „Hast du Höhenangst?", fragte ich und umarmte ihn. „Nein... Okay, vielleicht... Ein bisschen?", antwortete Wade schließlich nach langem zögern.
„Aber kipp mir hier-"
„Wir gehen weiter! "

Enttäuscht, da ich meinen Satz nicht beenden konnte, stiegen wir wieder in den Fahrstuhl. Ich bekam wieder Angst, als wir weiter hochfuhren.
Wahrscheinlich hatte Wade dennoch mehr Angst als ich. Der Arme hat ja Höhenangst.

Spiderman Spiderman
Does whatever a Spider can

Ein kalter Schauer lief meinen Rücken hinunter, was aus dem kleinem Ohrwurm eine gruselige Erinnerung machte. Leider konnte ich mich noch genau daran erinnern was geschehen war, was meine Angst noch bestärkte. Nachdem wir aus dem Fahrstuhl traten, war die Tour theoretisch vorbei. Sofort holte ich mein Handy raus und machte einige Fotos von der schönen Aussicht. Wade hielt sich ziemlich weit vom Rand entfernt und tat so als wäre er desinteressiert. Aber seine Hände verrieten ihn. Denn er tat sie immer wieder irgendwo anders hin. „Bock auf ein Selfie, Wade?", fragte ich und nickte ihm mit meinem Kopf zu. Gequält kam Wade auf mich zu und versuchte erst garnicht runter zu schauen. Schon lustig, dass jemand, der so Selbstbewusst ist wie er, Höhenangst hat.

Wir machten einige Bilder und stiegen dann in dem Fahrstuhl. „Und keine Angst mehr?", fragte ich nachdem wir eingestiegen waren. „Solange du bei mir bist, brauch ich keine Angst haben, Spidey. Du beschützt mich doch." Wade setzte ein dreckiges Grinsen auf, doch ich hob nur eine Augenbraue. „Bist du dir da sicher?", fragte ich gespielt ernst, doch ein ungutes Gefühl kam in mir auf.

„Eines Tages wirst du, Spinnilein, all deine Freunde verlieren. Sie werden denken, du beschützt sie, aber du wirst sie umbringen!"

Ich konnte die Stimme direkt in meinem Ohr wahrnehmen und es zerstörte mich. Immer wieder erinnerte ich mich an letzte Woche. Als ich in diesem Raum wach wurde. Als sie experimente an mir durchgeführt hatten und mir drohten.

„Tu was wir wollen, sonst verlierst du das was du am meisten liebst!"

Ich konnte noch genau das Lachen hören, welches mir immer wieder eine Gändehaut beschärrte. Immer wieder wurde ich der Nacht wach, nur weil ich mich an dieses Lachen erinnerte. Immer wieder bekam ich Angst, nur weil ich mich daran erinnerte, was sie zu mir gesagt hatten... Was sie mir nehmen wollten...

„Hey Peter? ", meinte Wade plötzlich und deutete auf die Stockwerkanzeige. Dann rüttelte etwas und die Lichter flakerten einige Sekunden. „Der Fahrstuhl ist stecken geblieben..." Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. „Drück mal ein paar Knöpfe. Vielleicht ist das nur ein Defekt..." Er drückte irgendwelche Knöpfe, doch es geschah nichts. „Gibt es da so einen Knopf um Hilfe zu rufen?" Meine Stimme war ruhig, doch ich konnte mein Herz pochen hören. Wahrscheinlich würden wir gleich gesagt bekommen, dass wir ruhig bleiben sollten und dass Hilfe unterwegs ist. „MEINE FRESSE! ICH HAB DOCH SCHON ALLE MÖGLICHEN KNÖPFE GEDRÜCKT!", rief Wade plötzlich wütend, weswegen ich zusammen zuckte und zu ihm rüber ging. „Wie lange wird es ca. dauern bis wir hier draußen sind?", fragte ich ruhig. Wieder begann das Licht zu flackern. „2 bis 3 Stunden. Bitte bleiben Sie ruhig."

Dann begann das Licht wieder zu flackern und die Verbindung brach ab. „Ernsthaft? 2 bis 3 Stunden?!", wütend setzte ich mich auf den Boden.

[...]

Wade stoppte in seinem Satz, als mein Handy klingelte. Ich wusste nicht, dass man hier oben Empfang hat... Naja egal auch.

„Wo bleibst du Spinnilein!? Du bist schon eine Stunde zu spät. Willst du dass jemand aus deiner Familie stirbt?", mein Atem beschleunigte sich, als ich die Stimme erkannte. „Wir stecken im Fahrstuhl fest... Ich weiss nicht wann wir wieder rauskommen...", meinte ich kleinlaut aber ruhig. „Werd' nicht frech, Parker! Ich weiss wo du wohnst, wer deine Freunde sind und wo sich deine geliebte Tante gerade befindet. Beeil dich!" Und damit würde die Verbindung unterbrochen. Mit zitterndem Atem packte ich mein Handy wieder weg und deutete Wade weiter zu erzählen.

„Ne Peter,", meinte er nach einigen Sekunden. „was ist los?" „Nichts... Ich will hier nur raus...“ Danach konnte ich mich nicht mehr unter Kontrolle bringen. Hektisch stand ich auf und lief im Aufzug auf und ab. Mir gingen die schlimmsten Befürchtungen durch den Kopf, was May passieren könnte, was uns passieren könnte und was den Menschen draußen gerade passierte. „W-wie lange haben die gesagt, dauert es ca?“, fragte ich mit zitternder Stimme und blieb stehen. „2 bis 3 Stunden... Warum?“
„Weil-“ Ich würde unterbrochen, als wieder das Licht flackerte und es einen starken Ruck gab. „Genau deswegen!“, rief ich ängstlich hervor.
Wade stand nach kurzen zögern auf und umarmte mich. „Schau mal Peter. Vielleicht müssen wir nur noch eine Stunde warten...“ Er klang optimistisch, aber war er es auch? Nach einigen Minuten löste ich mich von ihm. „Sorry... “

Nach einer weiteren Stunde gab es einen Ruck und das Licht ging wieder normal an.
Der Fahrstuhl begann sich zu bewegen und wir fuhren endlich ganz runter. „Dankeee“, murmelte ich, nachdem ich aus dem Aufzug stieg. „Und danke Wa-“ Doch Wade war schon weg.

Top Secret | SpideypoolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt