ii Rachel

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Mein Handy klingelt, als ich soeben aus einer Besprechung mit einem Mandanten komme. Es ist Claire.

"Claire?"

"Rachel! Wo bist du gerade?", ertönt es aus dem gegenüberliegenden Ende der Leitung.

"Zentrum."

"Gott sei Dank! Ich habe in einer Stunde eine Besprechung mit dem Rechtsanwalt des Ehemanns von Merle Scott. Aber Leo hat sich plötzlich übergeben und ich muss ihn aus dem Kindergarten abholen. Könntest du bitte zu der Besprechung gehen und versuchen, mir Zeit zu verschaffen? Ich werde mich höchstens eine halbe Stunde verspäten."

"Du meinst den Anwalt des Ehemanns von der Merle Scott?"

"Ja."

Neugier ergriff mich. "Natürlich. Bin unterwegs."

"Danke! Ich schulde dir was", sagt sie erleichtert, "ich schicke dir die Adresse."

Da ich noch knapp eine Stunde Zeit habe, schlendere ich die geschäftige Straße hinunter und betrachtete die Schaufensterpuppen der Boutiquen. Mein Blick bleibt an einem hellrosafarbenen bodenlangen Abendkleid hängen, dessen obere Hälfte komplett aus weißer Spitze stand. Es ist wundervoll. Nur muss ich es wahrscheinlich zum Schneider bringen und kürzen lassen, so wie ich bei fast allen langen Kleidern machen muss, die ich besitze.

Richtig, ich hätte definitiv nichts dagegen, wenn ich ein paar Zentimeter größer wäre oder wenn mein Körper zumindest besser proportioniert wäre.

Ich erreiche die Kanzlei Harris & Partners zwanzig Minuten zu früh. Sie befindet sich in einem der modernen Hochhäuser in der City. Der Aufzug bringt mich zum 37. Stock. Die Dame an der Rezeption begrüßt mich freundlich.

"Guten Tag, mein Name ist Rachel Clarke. Mrs Claire Cox schickt mich, sie wird sich ein wenig verspäten, weshalb ich die Besprechung mit Mr Harris zunächst bestreiten soll", erkläre ich die Dame namens Natalie.

"Ok, Ms Clarke. Nehmen Sie Platz, Mr Harris befindet sich noch in einer Videokonferenz."

Ich lächle ihr zu und lasse mich auf einem der schwarzen gepolsterten Lederstühle nieder, die in einer Reihe aufgestellt sind. Ich hole mein iPad heraus und beginne, ein paar E-Mails zu beantworten.

"Ms Clarke?"

Ich hebe den Kopf.

"Sie können jetzt rein."

Ich folge der Rezeptionsdame namens Natalie in das Bürozimmer von Mr Harris. Ich bin mehr als gespannt, was für einen Anwalt Adam sich genommen hat.

Ich betrete das Zimmer, woraufhin Natalie die Tür hinter mich schließt. Der Zimmer war um einiges geräumiger als meiner, aber ebenfalls modern und schlicht eingerichtet mit bodentiefen Fenstern und maskulinen Möbelstücken.

Ich war im Begriff, meine Hand auszustrecken und mich vorzustellen, als Adam Harris mir gegenübertritt. Mitten in der Bewegung halte ich inne. Für mehrere Sekunden vergesse ich zu atmen.

Nein.

Das ist nicht wahr.

Wie ... ?

Harris & Partners.

Natürlich. Jetzt erst dämmert es mir.

Die Welt ist ehrlich verdammt klein.

"Adam." Ich zwinge mich, zu ihm hoch zu sehen.

Verdammter Mist. Er ist attraktiv. Nicht mehr auf die jungenhafte Art, sondern auf die männliche. Kurze aschblonde Haare, kristallblaue Augen, sinnliche Lippen und leichter Bartschatten. Sein weißes Hemd spannt über seinen kräftigen Schultern, seiner breiten Brust, die dunkle Anzugshose verbirgt nicht seine muskulösen Beine.

warum nicht wir beideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt