„Mrs Atkinson - Du führst doch zurzeit einen Prozess gegen sie?", fragt sie ruhig, „sie ist meine Mutter."
Ich schweige vor Überraschung. Mir war bewusst, dass Mrs Atkinson sowohl vor als auch während ihrer Ehe unzählige Verhältnisse mit verschiedenen Männern hatte. Aber auch außereheliche Kinder? Das ist mir neu. Sie hat es verdammt gut verstecken können.
„Ich weiß, dass du sie gefickt hast."
Ich ziehe scharf Luft ein. In mir macht sich langsam ein panisches Gefühl bereit. „Pass bloß auf, was du da behauptest, Fiona. Jede Behauptung braucht ihren Beweis", bemühe ich mich um einen ruhigen Ton.
Sie lächelt leicht süffisant, während sie nach ihrem Handy auf dem Beistelltisch greift. Sie hält es mir hin, und ich sehe die Fotos, deren Existenz ich bereits längst vergessen habe. Die Bilder zeigen Emma Atkinson und mich im Bett. Unsere Körper sind zwar bedeckt, aber unserem Ausdruck nach ist eindeutig zu beurteilen, was wir getrieben haben und in welchem Verhältnis zueinander wir standen.
„Was würde wohl ihr Noch-Ehemann Mr Atkinson - beziehungsweise der Kläger, dein Mandat - zu dieser Affäre sagen, und vor allem: die ganze Welt? Ich kenne einige, die bei der Presse arbeiten, weißt du", sagt sie in scheinheiliger Stimme.
„Du erpresst mich." Vor Zorn balle ich die Hände zu Fäusten zusammen.
„Du lässt mir keine andere Wahl, Adam Harris", erwidert sie skrupellos. Wir starren uns herausfordernd in die Augen, im Stillen einen Kampf ausliefernd, keiner willig nachzugeben.
"Ich wusste nicht, dass sie verheiratet war", sage ich schließlich leise.
"Die Welt interessiert das aber nicht. Die Welt interessiert nur, dass einer der renommiertesten Scheidungsanwälte der Stadt es mit der Frau seines Mandanten hinter seinem Rücken getrieben hat."
Auf einmal fühle ich mich eklig. Ich schlucke schwer. "Und mit der Tochter dieser Frau hat er es auch getrieben, um noch eins drauf zu setzen", füge ich in einem mich selbst verhöhnenden Ton zu.
"Du bist ein Arschloch, Adam. Aber ich bin von klein auf nur von Arschlöchern umgeben - mein Vater, mein Onkel, meine Lehrer, meine Ex-freunde - und das soll auch so bleiben." Sie verschränkt die Arme vor der Brust und lächelt mir triumphierend zu.
Ich beiße die Zähne so fest zusammen, dass mein Kiefer schmerzt. "Du willst es also zu einer Lose-Lose-Situation kommen lassen. Wer bist du? Du bist nicht die Fiona, die ich einst kannte."
„Die existiert seit dem Moment nicht mehr, als du sie abserviert hast."
"Nur um es klar zu stellen: Du mögest mich als Person bekommen, aber mein Herz? Niemals", sage ich harsch und schreite aus dem Raum, der mich jede Sekunde zu ersticken droht.
Schweren Herzens manövriere ich mein Wagen durch den nächtlichen Verkehr. Es ist lange her, seitdem mich das letzte Mal etwas komplett aus der Bahn werfen konnte. Ich fuhr in die Tiefgarage meines Gebäudes. Da kommt mir erst in Sinn, dass Rachel noch in der Wohnung sein muss. Ich habe absolut keine Ahnung, wie ich ihr gegenüber treten soll. Sie ist die erste Frau seit Merle, mit der ich mir eine Zukunft vorstellen kann. Ihretwegen bin ich bereit, unverbindliche Affären aufzugeben und eine anständige Beziehung zu führen.
Für lange Zeit laufe ich durch die Gegend und versuche, meine Gedanken zu sortieren. Shit, wenn Fiona wirklich die Fotos ans Tageslicht bringt, dann bin ich erledigt. Wo hat sie zum Teufel diese Bilder her? Die liegen mehr als zehn Jahre zurück! Mein Kopf schmerzt aus purer Verzweiflung.
Letztendlich kehre ich zu meiner Wohnung zurück. Rachel liegt in meinem Bett - so wunderschön - und schläft friedlich. Sie liegt auf der Seite, so dass ihr die leicht lockige Haare ins Gesicht fallen. Ich setze mich am Rand des Bettes und streiche die braune Locken hinter ihr Ohr.
Ich beobachte sie für eine Ewigkeit, während mir tausende Emotionen und Gedanken durch den Kopf gehen. In meinem Inneren schmerzt es auf eine seltsame Art und Weise. Zwischen Rachel und mir ist es bereits Schluss, bevor etwas anfangen konnte.
Vielleicht ist es auch besser so. Vielleicht sind wir einfach nur als Freunde bestimmt.
"Vergib mir, Rachel, dass ich so egoistisch bin", flüstere ich, "aber ich kann nicht einfach alles aufgeben, was ich mir in den letzten Jahren so hart erarbeitet habe."
Plötzlich schlägt sie ihre großen grünen Augen auf. Zunächst blickt sie verwirrt um sich herum, bis ihr Bewusstsein einsetzt. "Adam?" Sie setzt sich auf und reckt sich. Dabei rutscht die Decke von ihrem Oberkörper, so dass sich ihre nackte, wohlgeformte Brüste zum Vorschein kamen.
Fuck.
Abrupt erhebe ich mich und sammle ihre Kleidungsstücke auf. "Es ist spät, ich bringe dich nach Hause." Ich reiche ihr die Sachen, wobei ich mich nicht traue, ihre Augen zu begegnen.
"Alles in Ordnung?", fragt sie unsicher.
Gott, es macht mich fertig, sie zu verunsichern. Ich nehme einen tiefen Atemzug und zwinge mich zu einem Lächeln.
"Tut mir leid, Rachel, eine Freundin hatte einen Unfall und ich bin ein wenig aufgewühlt. Deswegen möchte ich gern allein sein und schlafen. Ich ruf dich morgen an, ok?"
Sie nickt und drückt meinen Arm, ohne weiter nachzuhaken. Ihr ist nämlich genau bewusst, wie wenig ich in solchen Momenten reden möchte.
"Wenn du etwas brauchst, ich bin für dich da, das weißt du doch?"
Sie zieht sich an, und ich komme mir wie das größte Arschloch auf der ganzen Welt vor. Zum Abschied küsst sie mich auf die Wange und besteht darauf, den Weg nach Hause alleine zu bestreiten. Ich mache keine Anstalten, ihr zu widersprechen. Das Klackern ihrer Stilettos schwindet aus der Hörweite. Ich verharre in derselben Position, in der sie mich verlassen hat, und fühle mich miserabel.
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warum nicht wir beide
Romantizm[beendet] Am Tag des Abschlussballes machte Adam Harris seiner Freundin einen Heiratsantrag. Das brach Rachels Herz. Zwölf Jahre später trifft sie Adam wieder. Er ist erfolgreich, unverschämt sexy und - UNVERHEIRATET.