xvi Rachel/Adam

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Das Lustige ist, dass zur selben Zeit meiner Verlobung die Verlobung von Adam und Fiona Evans bekannt gemacht wird. Ich gebe "Fiona Evans" in Google-Suche ein. Sie hat Kunstgeschichte studiert und betreibt eine erfolgreiche Galerie. Ich finde auch ein paar Fotos und Artikel von ihr und Adam. Sie ist sehr hübsch und groß. Angeblich sollen sie schon seit zwei Jahren zusammen sein. Mein Herz schmerzt ein wenig, aber seltsamerweise ist der Schmerz nicht stechend wie damals vor zwölf Jahren.

Am Wochenende besichtigen Alex und ich ein paar Restaurants, die für unsere Verlobungsfeier in Frage kommen könnten. Zufällig treffen wir auf Adam und seine Verlobte. Als wir einander passieren, nickt Adam mir zu und ich schenke ihm ein leichtes Lächeln.

In diesem Moment wird mir klar, dass ich Fortschritte mache, Adam und meine Gefühle für ihn hinter mir zu lassen. Es mag sein, dass wir zueinander passen. Nur haben wir uns zum falschen Zeitpunkt getroffen. Auf dieser Welt gibt es nicht nur die eine Person, die auf einen zugeschnitten ist, sondern mehrere. Die Frage ist, ob man sich an dieser einen Person festhalten will, oder ob man bereit ist, einer anderen Person eine Chance zu geben.

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"Rachel, schau dir das hier an!"

Claire stürmt aufgeregt in mein Bürozimmer, das iPad in der Hand.

"O mein Gott." Ich scrolle den Artikel herunter. Es geht um Harris & Partners. Die Kanzlei ist über Nacht aufgelöst worden, weil Adam Harris eine Affäre mit der Frau seines Mandanten gehabt haben soll.

"Das hätte ich dem Harris niemals zugetraut", sagt Claire, die ja Merle in ihrem Scheidungsprozess repräsentiert, wohingegen Adam die Gegenseite.

"Ich muss ihn anrufen." Ich greife nach meinem Handy und wähle seine Nummer, ohne zu zögern. Natürlich geht niemand ran.

"So ein Mist", schimpfe ich. Abrupt stehe ich auf und packe meine Tasche.

"Wo gehst du hin?", fragt Claire.

"Zu Adam."

Adam

Es ist raus, und ich fühle mich seltsamerweise erleichtert, und befreit. Die Vorstellung, mein gesamtes Leben zusammen mit Fiona verbringen zu müssen, war bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich Rachel und ihren Verlobten sah, noch erträglich gewesen. Aber sobald ich sah, wie glücklich Rachel dem Mann an ihrer Seite anstrahlte, brachen alle Mauern in mir zusammen. Ich hätte derjenige sein können, der sie zum Lachen bringt.

Also machte ich Schluss mit Fiona. Sie hielt ihre Drohung aufrecht und ging mit den Fotos zu der Presse. Alle Partner verließen die Kanzlei, alle Mandanten kündigten. Nun stehe ich allein da. Zwar habe ich alles verloren, aber es ist nicht derart niederschmetternd wie ich dachte.

Ich sitze in dem Ledersessel meines Büros und sippe Whisky. Die ganze Stadt erstreckt sich unter meinen Füßen. Gewiss werde ich den Blick aus den bodentiefen Fenstern vermissen.

"Adam."

Rachel steht an der Tür, so wunderschön wie immer.

"Ist das wahr, was im Internet steht?" Sie kommt ein paar Schritte näher.

"Die Affäre liegt zehn Jahre zurück. Ich wusste noch nicht mal, dass sie verheiratet war. Sie hat mich verführt", erkläre ich ihr leise in der Hoffnung, sie würde mir glauben.

Sie atmet erleichtert aus. "Gott sei Dank."

"Aber Skandal ist Skandal. Die Kanzlei ist insolvent. Es wird einige Weile dauern, bis meinen Ruf repariert werden kann. Vielleicht auch nie."

"Na ja, du hast noch mich, deine beste Freundin. Und sie ist bereit, mit dir eine neue Kanzlei zu gründen. Wie klingt Clarke & Partners?"

Meine Mundwinkeln zucken. "Clarke & Partners klingt perfekt."

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Wir gehen spazieren.

"Erzähl mir von deinem Verlobten."

Röte steigt in Rachels Wange auf. Und ich spüre einen Anflug von Eifersucht, gemixt mit Wehmut.

"Alex. Er ist super lieb, super aufmerksam und super fürsorglich." Ein verträumter Ausdruck liegt auf ihrem Gesicht.

"Wow. Er muss wirklich super sein", entgegne ich. Ein bitterer Geschmack breitet sich in meinem Mund aus.

Überraschenderweise sieht sie mich ebenso wehmütig an. "Adam - ein kleiner Teil in mir wird dich für immer lieben. Aber wir haben uns einfach zur falschen Zeit getroffen. Sobald ich den Gedanken losgelassen habe, dass es auf dieser Welt nur dich gibt, konnte ich mich in Alex verlieben. Und tut mir leid, das sagen zu müssen: Alex hat mich in jeder Hinsicht mehr verdient als du und umgekehrt. Für ihn hat es nie eine andere gegeben, es gibt nur mich."

Wir schweigen für eine lange Zeit. Schließlich nicke ich. "Ich freue mich für dich, Rachel, ehrlich."

Rachel lächelt ein dankbares, glückliches Lächeln. "Bleiben wir trotzdem Freunde?"

"Klar."

Ich strecke beide Arme aus. Sie nimmt die Einladung an. Wir drücken uns fest. Ich atme vermutlich zum letzten Mal den vertrauten Geruch ihrer Haare ein.

"Ich liebe dich, Rachel", bringe ich erstickt hervor.

Sie streichelt mir sanft über den Rücken.

"Ich weiß."

warum nicht wir beideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt