iii Rachel

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Das Blau seiner Augen durchbohrt meine Haut. Ich blinzele, um mich aus dem Bann seiner Präsenz zu lösen.

Verflucht. Natürlich muss er auch exquisit riechen.

"Gib's zu, Rachel. Warst du eifersüchtig, dass ich weniger Zeit für dich hatte, weil ich mit Merle zusammen war?", versucht er mich zum Reden zu bringen.

Für den Bruchteil einer Sekunde denke ich, er hätte mich durchschaut. Schon seit der Schulzeit. Damals war ich oft nicht mein selbst. Ich tat übertrieben fröhlich und gut gelaunt auf, weil die Stillen und Bedrückten ignoriert werden. Adam hatte die Seite eher selten zu Gesicht bekommen. Ich wusste nicht, ob er sich auch mit dem "wahren" Ich anfreundet hätte.

Ich atme auf. Ein Glück, er weiß nichts von meinem albernen Mich-zu-ihm-hingezogen-Gefühlt-Haben.

"Natürlich nicht." Ich wende den Blick von seinen forschenden Augen ab.

Ich war nicht eifersüchtig, weil er weniger Zeit für mich hatte. Ich war eifersüchtig, dass er überhaupt mit Merle zusammen war.

Ich war armselig.

"Du lügst."

Ich starre auf den dunklen Boden.

"Sieh mich an."

Da ertönt ein Klopfen an der Tür. "Mr Harris. Mrs Cox ist da."

"Sekunde."

Die Tür wird wieder geschlossen.

Adam nimmt mein Kinn zwischen den Fingern und zwingt mich, seinen Augen zu begegnen.

"Und jetzt schau mir in die Augen und beantworte die Frage noch einmal: Warst du eifersüchtig?"

"Nein." Meine Stimme bebt.

Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem leichten, süffisanten Lächeln. Er lehnt sich vor. Sein warmer Atem streift meinen Hals, als er dicht in mein Ohr flüstert: "Wir werden solange an deiner Antwort arbeiten, bis ich zufrieden damit bin."

Dann richtet er sich wieder in seiner vollen Größe auf. Er streckt mir die Hand entgegen in dem Moment, in dem Claire reinkommt.

"Also dann, Ms Clarke. Schön, Sie getroffen zu haben. Vielleicht ergibt sich bald die Gelegenheit zu einer Kooperation. Ich jedenfalls würde mich äußerst freuen." Sein Ton verfehlt nicht die Ironie.

Mein Mund fühlt sich staubtrocken an.

Wie ist er so ein selbstgefälliges Arschloch geworden?

Ich nehme seine Hand und zucke kaum bemerkbar zusammen. Er hat große, maskuline Hände, die sich wunderbar anfühlen.

Adams Augen verdunkeln sich. Ich schlucke hart. Dieser scheinbar unschuldige Hautkontakt sendet elektrische Schockwellen durch meinen Körper. Der Raum ist auf einmal viel zu warm.

Völlig verwirrt entziehe ich meine Hand. Reiß dich zusammen, Rachel! Du kannst nicht nach x-Jahren immer noch an der einen Person festhängen.

Claire spricht in der Entfernung. Ich steuere Richtung Ausgang und nicke ihr zu. Sie schenkt mir ein dankbares Lächeln.

Sobald ich das Gebäude verlassen habe, schnappe ich großzügig nach Luft. Adam wiederzusehen war ... heftig. So heftig, dass ich das Gefühl habe, ich sei eine Achterbahn mit zig-Loops gefahren, die mein Herz rasen lässt und jegliche vernünftigen Gedanken aus meinem Kopf leerfegt.

Ich kehre schweren Herzens ins Büro zurück. Das Ziel ist, Adam aus dem Weg zu gehen. Das wird wohl nicht so schwierig sein, oder? Er ist beschäftigt. Ich bin beschäftigt. Wir sind zwar Fachanwälte, doch nicht im gleichen Gebiet. Networking tu ich eh nicht oft. Wird ok werden, oder?

warum nicht wir beideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt