21. Dezember

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Schon den ganzen Tag ist merklich spürbar, wie der allgemeine Weihnachtsstress seine Hochformen annimmt. Aufgrund von Stellas Ausfall hat Madame Mercier mich alleine an die Rezeption gesetzt, wo fast durchgängig das Telefon klingelt, da sich fast alle Gäste Termine bei Friseuren und Kosmetikerinnen für den heiligen Abend sichern wollen oder wiederum andere sich einen Fahrer zur Messe in der Stadt reservieren lassen.

Ich puste mir eine Strähne aus der Stirn und nehme mir einen Kugelschreiber, von welchen unzählige in einem Becher auf dem Schreibtisch stehen und streiche die Lieferung für Gabrielle Williams durch, die sich nicht entscheiden konnte, welches Parfum sie an Weihnachten tragen möchte, weil sie einfach zu viele hat. Kurz schließe ich meine Augen und versuche kontrolliert auszuatmen. Ich wollte mich nicht von dem Weihnachtsstress packen lassen und nun hat er es wieder getan. Eigentlich liebe ich dieses rege Treiben, was überall herrscht, aber ich habe seit vier Stunden nichts getrunken und mein Hirn ist so dehydriert, dass ich denke, ich würde eine Fata Morgana sehen, als Jonas durch die Drehtür kommt. An seinen Stiefeln ist ein wenig Schnee, welcher durch die sofortige Wärme von dem schwarzen Leder läuft, was mich in diesem Moment einfach nur noch stört. Mit einem undeutbaren Blick und ein wenig nervös steuert er auf mich zu und zerknautscht dabei seine grüne Beanie in den Händen.

Das Telefon klingelt und ich hebe sofort ab, weil ich nicht möchte, dass irgendwelche Beschwerden an Madame Mercier über mich rausgehen. „Ellie bei der Rezeption, wie kann ich ihnen helfen?", frage ich mit einem gespielten Schwung Freundlichkeit in meiner Stimme.

„Ellie? Ist nicht zufällig Madame Mercier da? Sie wirkt so qualifiziert", kommt Mrs Hunters hysterische Stimme durch den Hörer.

„Nein tut mir Leid, sie ist gerade nicht hier. Aber ich kann ihnen bestimmt auch weiterhelfen Mrs Hunter." Mit dem Zeigefinger tippe ich auf den Schreibtisch und beiße mir auf die Unterlippe, welche sich unangenehm trocken anfühlt. Die Heizungsluft und der ganze Stress sind gerade wirklich nichts für mich und alleine die Tatsache, dass Jonas, höflich wie er ist, einen Schritt Abstand vom Tresen gelassen hat, damit ich telefonieren kann, lässt mich super nervös werden.

Mrs Hunter seufzt laut auf. „Jeremy-Pascal ist krank. Ich brauche Medikamente. Am besten sofort."

„Was hat er denn, Mrs Hunter? Wenn es etwas schlimmeres oder ernsteres ist, kann ich gerne einen Arzt anfordern, das ist gar kein Problem." Meine Fingernägel klacken in regelmäßigen Abständen auf das Holz. Keine Antwort. „Mrs Hunter?"

„Ja natürlich sollen sie einen Arzt verständigen, denken sie etwa, dass ich nur so bei ihnen unten anrufe?"

Jonas lugt über den Tresen und lächelt mich kurz an, was ich leider nicht erwiedern kann, da Mrs Hunter mir laut ins Ohr schreit, dass es um Leben und Tod gehen würde. „Mrs Hunter", unterbreche ich sie scharf und nehme mein Handy aus der Schublade beim Schreibtisch, in welcher es still und leise vor sich hingeladen hat. „Soll ich lieber einen Krankenwagen verständigen? Was hat Jeremy-Pascal?"

„Das ist ja wohl-", beginnt sie, wird aber dann durch ihren Ehemann unterbrochen, welcher ihr hörbar das Telefon aus der Hand nimmt.

„Hallo Ellie, Jeremy-Pascal liegt nicht im Sterben, nur bevor du jetzt einen Krankenwagen rufst. Er hat sich erkältet, aber Coco möchte trotzdem, dass er einen Arztbesuch bekommt", sagt er freundlich und ich schiebe die Schublade wieder zu. Was für eine hysterische Kuh.

Ich schüttele meinen Kopf. „Natürlich Mister Hunter. Ich werde einen Arzt für sie anfordern, es wird hoffentlich nicht lange dauern, er wird dann direkt zu ihnen ins Zimmer kommen. Ist das ihrer Frau so recht oder soll ich lieber doch einen Krankenwagen holen?"

„Nein, nein", sagt er rasch und ich kann mir bildlich vorstellen, wie er den Kopf schüttelt, während seine Frau nur wütend daneben steht. „Vielen Dank Ellie. Ich hoffe wir sind dir keine Last."

Under The Mistletoe - Adventskalender 2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt