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*William*

Ich hatte zugegeben wirklich einiges getrunken, doch das wollte ich ihm nicht sagen, aber ich war mir auch sicher dass er es schon wusste. Ich wollte ihm plötzlich einfach nahe sein, er ist mir in diesen zwei Wochen nämlich schon ziemlich wichtig geworden. "Soll ich dir Wasser holen?" fragte Harry fürsorglich "Nein! Ich hab doch schon gesagt dass du hier bleiben sollst." beschwerte ich mich und griff nach seiner Hand damit er nicht ging. Wer sich jetzt fragt warum ich so viel getrunken hatte: Ich hab gestern mit Tamy geredet, über Talia und meine Eltern, irgendwann sind wir auch auf Harry gekommen, ich hab während wir geredet haben immer wieder ein paar Schlücke getrunken, als wir dann über Harry geredet haben, hab ich ihr auch davon erzählt was für eigenartige Gedanken ich habe und dann hab ich eben die Nacht mit meinen Gedanken und dem Rest der Flasche verbracht. "Warum?" fragte Harry mich, was mich aus meinen Erinnerungen zog "Warum was?" fragte ich daher und sah ihn, so gut es aus meiner Position ging, an. "Warum ich nicht gehen darf und warum du was getrunken hast!?" "Na weil eben, ich will nicht alleine sein." "Und warum hast du was getrunken?" "Na warum wohl? Talia ist meinetwegen tot, ich hätte sie nie mitnehmen dürfen. Danach hat sich meine Mutter selbst umgebracht, weil Talia tot war, also ist das auch meine Schuld, genau so wie die Sache mit meinem Vater. Alle haben mich verlassen und es ist alles meine Schuld, aber ich wollte nicht mehr so denken, alles vergessen, weil ich das sonst bei dir auch mache, deswegen eben." erklärte ich komplett offen. "Wow... ich denke aber nicht dass es alles deine Schuld ist, schließlich hast du sie nicht selbst umgebracht, es war dieser Werwolf, der ist an allem Schuld, nicht du." meinte er und malte mit dem Daumen kleine Kreise auf meinen Handrücken. "Guck, genau das mein ich. Du bist zu nett, obwohl du jetzt weißt was ich gemacht hab, versuchst du immer noch mir das auszureden, du bist viel zu gut für diese Welt und das ist gefährlich für mich, das verstehst du aber nicht!" nuschelte ich und schloss meine Augen, ich spürte wie Harry einen leichten Druck auf meine Hand ausübte und erwiderte ihn. "Hast du nicht gesagt dass ich alles verstehe?" "Ja, alles außer das." ich setzte mich wieder etwas auf und trank noch einen Schluck von meinem Tee. Statt die Tasse auf das andere Nachtschränkchen zu stellen, legte ich mich über Harry und stellte die Tasse neben ihn aufs Schränkchen. Ich blieb einfach so liegen als ich feststellte wie bequem es war und das sagte ich ihm auch "Du bist ja total bequem! Kannst du nicht immer hier bleiben?" "Nein, weil du ganz anders bist wenn du nicht gerade an Neumond Alkohol getrunken hast." "Aber du würdest wenn ich es erlauben würde?" "Das weiß ich nicht, vielleicht..." "Ich find es irgendwie schön wie es jetzt ist..." ich zog seine Hand an meine Brust und sah in seine Augen, er erwiderte meinen Blick. "Wärst du nüchtern würdest du das niemals sagen, nie. Du hättest mich schon längst wieder verjagt..." "Aber jetzt ist ja Neumond und ich bin vielleicht ein bisschen angetrunken, also darfst du hier bleiben." er grinste amüsiert. "Die Frage ist ob du dich daran auch nach Mitternacht noch erinnerst." bezweifelte er weiterhin meine Aussage "Ganz bestimmt und wenn nicht, dann erzählst du es mir." "Aber du wirst mir nicht zuhören. Es ist als würde ich gerade mit einer ganz anderen Person reden." "Du redest immer noch mit der selben Person, nur dass ich eben die Wahrheit zeige und fühle. Was Alkohol mit Menschen anstellen kann..." der letzte Satz ging eher an mich selbst, ich hatte einfach laut gedacht, dann war es still, ich lag über Harry der an der Wand lehnte und sah an die Decke. "Ich finde es gut so mit dir zu reden..." flüsterte der Junge in die Stille "Ich auch..." erwiderte ich und fing an mit meiner anderen Hand, die seine nicht fest hielt, etwas auf seine Hand zu zeichnen. "Was machst du da?" "Ich male, auf deiner Hand." erklärte ich ihm was er deutlich sehen konnte "Ja, das seh' ich, aber was malst du?" "Ich mach eine Skizze von meinem Tattoo auf deine Hand, ohne Farbe." "Du hast ein Tattoo?" er schien ziemlich überrascht, er hatte mich ja noch nie ohne Shirt gesehen. "Jap, ich zeig's dir." ich erhob mich und setzte mich neben ihn, ich zog mir mein Shirt über den Kopf und zeigte darauf. Auf meiner Brust war eine Pfote, beschützt von einer weißen Rose, Talia liebte weiße Rosen. Harry sah es sich an "Das ist schön..." murmelte er "Deswegen hab ich es auch machen lassen." ich lächelte und zog mein Shirt wieder an. "Merkst du das eigentlich?" fragte ich Harry nach einer weiteren kurzen Zeit stille. "Was denn?" "Ich bin wacher." ich lächelte stolz "Stimmt." auch er lächelte und musterte mich. Es legte sich wieder eine angenehme Stille um uns und wir sahen uns nur an "Was ist das nur immer?" flüsterte ich "Ich weiß es nicht, aber ich mag es." antwortete Harry in gleicher Lautstärke. "Ich auch irgendwie..." ergänzte ich und musterte ihn weiter lächelnd, er saß einfach da und seine grün-braunen Augen musterten mich. Er befeuchtete seine Lippen indem er mit der Zunge darüber strich und kaute dann auf seiner Unterlippe. Seine Haare waren wie immer eigentlich total durcheinander, sein Shirt war ein bisschen schief gerutscht da ich auf ihm lag, ihn schien das jedoch nicht zu stören. "Sollten wir damit aufhören?" "Ja, sollten wir, es kommt bestimmt komisch rüber. Als wären wir ein verliebtes Paar bei dem jeder besessen vom anderen ist. Aber das sind wir nicht." "Nein sind wir nicht..." wiederholte Harry "Nein, sind wir nicht." wiederholte auch ich nochmal, konnte meinen Blick aber noch nicht von ihm nehmen. Irgendwann lehnte ich mich ein Stück in seine Richtung und auch er kam mir näher. "Vielleicht könnten wir mal was-" er unterbrach mich "-ausprobieren? Von mir aus." wir kamen uns wieder ein Stück näher. Das Klingeln eines Handys rettete uns jedoch vor uns selbst, zurück in der Realität wurden wir beide rot, ich drehte mich schnell um und nahm mein Handy. "Tamy? Was gibt's?" "Wie geht's dir? Kommst du klar?" "Ja, Jack hat den Menschen zu mir geschickt, schlaf ruhig weiter, ich werd es überleben." "Sicher? Ich kann auch vorbei kommen." "Ja, sicher. Geht schon." wir verabschiedeten uns von einander, ich legte mein Handy zurück, konnte mich jedoch nicht umdrehen. "Ich setz mich dann mal auf die Couch und lese ein bisschen." murmelte Harry und stand auf, ich nickte nur gedankenverloren, Harry ging. Warum zur Hölle machten wir sowas? Wir waren nicht schwul, nicht verliebt und haben es auch nicht so nötig mit jemandem zu schlafen dass... naja, ich wisst schon. Ich ließ mich nach hinten fallen und schloss meine Augen, was ist wenn es doch so war, also was ist wenn ich doch schwul oder verliebt war? Aber das konnte nicht sein, ich hätte es schon früher bemerkt, ich war immer verliebt in Mädchen, immer, also wird sich das auch nicht ändern wenn da plötzlich so ein nutzloser Mensch herkommt, sich in unser Rudel einschleicht und denkt von allen geliebt zu werden. Irgendwann schlief ich ein, so wie ich da lag, komplett quer auf der Decke und mal wieder mit dem Menschen in Gedanken.

Kurz nach Mitternacht wachte ich auf da die Wirkung des Neumondes endlich vorbei war, damit verlor auch der Alkohol seine Wirkung wieder schneller. Mir wurde ziemlich schnell schlecht weshalb ich in die Küche ging und mir ein Glas aus dem Schrank holte, ich füllte es mit Leitungswasser und trank es in einem Zug aus. Im nächsten Moment wurde mir unglaublich warm weshalb ich mir einfach mein Shirt über den Kopf zog und kurz in der kühlen Küche stehen blieb, ich trank nochmal ein Glas Wasser und ging dann kurz ins Badezimmer. Irgendetwas in mir wollte unbedingt eine meiner Weinflaschen öffnen, ich fühlte mich wieder so schuldig, aber wie ich mich gerade fühlte war schlimmer. Normalerweise bin ich nach Neumond immer total munter und gehe mitten in der Nacht eine Runde spazieren, doch jetzt hatte ich Kopfschmerzen, mir war schlecht, mein Bauch tat total weh und ich war immer noch müde. Also trottete ich zurück ins Schlafzimmer und ließ mich wieder ins Bett fallen, da ich mich noch an alles erinnerte was ich gesagt und getan hatte, ließ ich mir jedes Detail nochmal durch den Kopf gehen, doch als die Wirkung des Neumondes vollständig, zu 100% abgeklungen war, verblassten die Erinnerungen. Ich erinnerte mich jedoch noch an den fast Kuss mit jemandem, der von Tamy unterbrochen wurde. Da ich durch den Alkohol wirklich müde war und mir alles weh tat, hatte ich auch keine Lust herauszufinden wer bei mir war. Ich fiel wieder in einen traumlosen Schlaf.

Ich wurde von den Sonnenstrahlen in meinem Gesicht geweckt, die durch mein Fenster schienen, drehte mich um und wollte weiter schlafen, konnte jedoch nicht mehr schlafen. Also setzte ich mich auf und blieb noch kurz sitzen, mir stieg Harry's Geruch in die empfindliche Nase, was mich erst ziemlich verwirrte. Er musste gestern hier gewesen sein, ich weiß nicht wie lange, aber er war hier, sogar in diesem Zimmer. Was ist wenn er derjenige war den ich küssen wollte? Diesen Gedanken vertrieb ich gleich wieder und stand auf, da ich immer noch Kopfschmerzen hatte, ging ich erst mal in die Küche um noch mehr Wasser zu trinken. Als ich das Glas abgestellt hatte, sah ich mich in meiner Wohnung um, es sah irgendwie ziemlich ordentlich aus. Die Kissen auf der Couch lagen ordentlich da, die Decken waren zusammen gelegt und der Stuhl der gestern noch mitten im Raum stand, wurde auch wieder an seinen Platz gestellt. Nur das Buch auf dem kleinen Couchtisch lag noch da, ich ging hin und nahm es, es war das Buch welches ich vor zwei Wochen gelesen hatte, als wir Harry und Felix kennengelernt hatten. Es kamen wieder Teile meiner Erinnerung an gestern, Harry kam mit dem Buch und zwei Tassen ins Schlafzimmer und hatte sich neben mich gesetzt, ich hatte ihm das Buch abgenommen und war ihm so verdammt nahe. Mit dieser Erinnerung kamen auch diese verrückten Gefühle die ich einfach nicht verstehen konnte. Aus meinem Schlafzimmer ertönte ein Klingeln das mich aus meinen Gedanken holte, ich ging rüber. Jack rief mich mal wieder an "Hey Will, alles klar bei dir?" "Ja, ja bei mir denk ich schon und bei dir?" "Auch, ich liebe Amelie dafür." "Hast du den Menschen gestern zu mir geschickt?" fragte ich den Alpha um sicher zu gehen. "Hass mich nicht dafür Will, aber kein Werwolf sollte an Neumond alleine sein." "Weißt du wie lange er hier war?" "Wir haben vorhin telefoniert, er meinte du solltest nicht wissen dass er da war wenn du dich nicht erinnerst. Und er hat auch erzählt dass du scheinbar ziemlich viel Alkohol getrunken hast. Du weißt genau wie gefährlich das an Neumond ist!" "Ja weiß ich... Und wenn er dir das erzählt hat, dann kannst du mir erzählen wie lange er hier war." "Er ist irgendwann nachts gegangen." "Wann war er hier?" "Er ist direkt los gelaufen nachdem ich ihn angerufen hab, irgendwann frühs, ich weiß nicht wann genau das war das war. Warum zur Hölle frägst du das?" "F*ck... Weißt du ob noch jemand hier war?" "Nein, er meinte ihr ward die ganze Zeit alleine und habt geredet." ich fluchte erneut, da ich mir nun ziemlich sicher war, dass er derjenige war den ich küssen wollte, meine einzige Ausrede waren Alkohol, Neumond und Einsamkeit. "Was ist los? Hast du was angestellt?" Ja "Nein, hab ich denke ich nicht, das hätte er dir doch erzählt." log ich "Stimmt... Okay, nächstes Rudeltreffen ist morgen." wir verabschiedeten uns noch und dann legte ich auf und fluchte für mich weiter und ließ mich nach vorne aufs Bett fallen. Frustriert schrie ich ins Kissen, ich will sterben wenn ich das wirklich gemacht hab.

Harry saß auf einem der Sessel und musterte mich nachdenklich, er bemerkte glücklicherweise nicht dass ich ihn auf die selbe Weise ansah. Meinen Arm hatte ich jedoch um Tamy gelegt, da ich einfach nicht akzeptieren wollte was ich über Harry dachte. Ich löste meinen Blick zögernd von dem Menschen und schenkte Jack meine Aufmerksamkeit, zumindest versuchte ich es. Während der Alpha irgendetwas über unseren derzeitigen Feind erzählte und uns auf den neusten Stand bringen wollte, spürte ich Harry's Blicke förmlich auf mir. Seit ich den Raum betreten hatte, ließ er mich nicht aus den Augen, achtete jedoch auch darauf dass es niemand bemerkte. 

Wolves - Fighting For Love (Wird Überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt