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~ Sicht von Dr. Row ~

"Nein, nein, nein, ...", ich konnte nichts Anderes mehr sagen oder denken, "nein, nein, nicht so!" Ich ging im Operationssaal auf und ab. Chris sass noch immer neben dem OP-Tisch.

Neben dem OP-Tisch, auf dem Jane lag.

Ohne Herzschlag.

Tot.

15 Minuten hatte Chris versucht, sie wiederzubeleben. Jedoch ohne Erfolg. Nun lag Jane seit 2 Minuten tot auf dem Tisch. Wir waren schon so weit gekommen. So viel Zeit und Geld wurde in dieses Projekt investiert, doch nun war sie tot. Und all dieser Aufwand umsonst.

Ich war nicht traurig, dass sie gestorben war. Nur die Wut über diese verpasste Chance, was alles aus ihr geworden wäre, beherrschte mich.

"Verflucht, Chris! Können wir nichts mehr tun?", ich war verzweifelt, denn die Chance, jemals wieder einen Gendefekt wie den von Jane zu entdecken, war verschwindend gering.

Chris seufzte und zog seine blutigen Handschuhe aus. "Ich hab getan, was ich konnte. Das einzige, was wir nun noch tun können, ist ihren Leichnam zu ihrer Familie zurückzubringen."

Ich raufte meine Haare. Warum? Warum musste das passieren? Doch es stand nicht in meiner Macht nun noch etwas zu ändern.

Ich seufzte und rief meinen Assistenten Ben an: "Ben, komm mit ein Paar Krankenschwestern rein und bring Janes Leiche raus!"

"Dann ist es also misslungen..!", auch ihm hörte man die Enttäuschung an. Ich gab ihm keine Antwort, sondern legte auf.

Mit dem Kopf in den Nacken gelegt sagte ich zu Chris: "Entferne alles, ihre Leiche wird gleich abgeholt."

Er machte sich an die Arbeit und befreite ihre Leiche von all den Kabeln und Schläuchen.

Die Augen geschlossen, rieb ich mir meine Nasenwurzel und überlegte, wie wir weiter vorgehen könnten. Die Investoren werden definitiv nicht begeistert sein, wenn sie die Nachricht ihres Todes hören.

Plötzlich hörte ich einen scharfen Atemzug. Erst dachte ich, es sei Chris, der etwas entdeckt hatte. Doch dann drehte ich mich um und konnte meinen Augen nicht trauen.

Jane sass aufrecht auf dem Operationstisch und schnappte nach Luft. Ihre Augen waren geschlossen und ich hatte den Eindruck, dass sie bewusstlos war. Die Arme hingen schlaff an ihr herunter. Doch so plötzlich wie sie sass, fiel sie auch wieder zurück. Ich hätte schwören können, dass sie gelächtelt hat.

Verwirrt und baff schaute ich von ihr zu Chris. Dieser sah genauso aus, wie ich mich fühlte. Erschrocken hatte er die Augen weit aufgerissen und der Mund stand ihm offen.

"Das wird uns doch kein Mensch glauben! Wie lang war sie jetzt tot? Zehn Minuten, Fünfzehn?", sagte ich langsam und verwundert zu ihm. "Siebzehn Minuten um genau zu sein. Bringen wir sie zurück in ihr Zimmer?", antwortete er leise und mit starrem Blick.

"Ja! Jedoch schliessen wir sie an Monitore an, wir dürfen sie nicht noch einmal verlieren. Wir können planmässig mit dem Training beginnen. Die Investoren werden hoch erfreut sein. Jedoch müssen wir die genauen Umstände dieses Vorfalls klären!", ich war fröhlich gestimmt und verliess den OP-Raum.

Dem Team, welches gekommen war, um Jane abzuholen, meldete ich fröhlich, dass sie sie in ihr Zimmer zurückbringen sollten.

Ich pfiff vor mich hin und konnte meine Freude über den Ausgang dieses Vorfalls nicht verbergen.

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