10: Laborparty

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~Sicht von Dr. Phil Row~

Ich zog meinen weissen Kittel an, packte mein Klemmbrett und warf einen Blick auf meine Uhr.

9:30, genau pünktlich!

Ich lächelte und lief den geraden Korridor entlang. Am Ende des Korridors gab es eine Tür, hinter welcher sich der Beobachtungsraum befand. Doch das war heute nicht mein Ziel.

Ich bog vor der Tür zum Beobachtungsraum links ab und öffnete die nächste Tür. Diese führte zum Labor.

"Überraschung!", wurde im Chor gerufen als ich Eintrat. Es wurden Ballone und Girlanden herumgeworfen. Ich lachte leise, "Danke, wirklich lieb von euch! Ihr habt ja sogar an Sekt gedacht, wirklich super. Danke!" "Gratulation, die erste Phase des Projektes ist abgeschlossen! Wir haben nun genug Daten um Phase zwei zu beginnen", sagte Ben, mein Assistent glücklich strahlend. "Und ich dachte es gäbe Probleme, dass ihr mich unbedingt sehen wolltet!", ich war wirklich überrascht gewesen. Wir schlürften gemeinsam Sekt und assen Kuchen. Chris, mein Chirurgie Chef, Oliver mein 'Mädchen' für alles und einige der Krankenschwestern waren auch dabei.

Und wirklich es war eine Leistung, die erste Phase abgeschlossen zu haben. Sie hatte ganze zwei Monate gedauert. In diesen zwei Monaten haben wir unser Testsubjekt (also Jane) vielen Tests unterzogen. Sie musste uns Blutproben, Gewebeproben, Urinproben, Haarproben und noch vieles mehr geben. Je nach dem, wie sie kooperierte, bekam sie einige Privilegien. Anfangs war sie sehr störrisch gewesen, doch nach dem ersten Monat, hatte sie sich beruhigt. Was der Grund dafür gewesen war, konnte selbst ich als Psychologe nicht genau sagen. Wahrscheinlich schmiedete sie insgeheim einen Fluchtplan, doch solange sie sich ruhig verhielt, würde ich mich sicher nicht beschweren. Naja, auf jeden Fall bekam sie durch ihre Kooperation eine Uhr, Bücher und ein Malgestell. Doch die Pinsel musste sie über Nacht immer abgeben, da sie diese als Waffe benutzen könnte. Doch das alleine war natürlich nicht die Phase eins. Die Analyse, aller Proben und einige kleinere Vorexperimente gehörten auch dazu. Die Experimente führten wir jedoch nur an den Proben durch. Das war auch gut so, denn einige gingen fürchterlich schief.

Doch nun würde Phase zwei beginnen. Wie aufregend.

"Los Boss", sagte Chris zu mir, "du musst jetzt eine kleine Rede halten!" "Alles klar, mach ich gleich Chris", sagte ich. Ich stellte mich auf einen Stuhl, der neben dem Computer zur Blutanalyse stand, und klimperte mit meinem Sektglas und der Kuchengabel.

"Liebe Mitarbeiter, liebe Freunde", sagte ich mit froher Stimme, "wie ihr wisst, ist der Anlass dieses kleinen Festes, die Abschliessung der Phase eins im Projekt 'illustratio', was soviel wie 'Erleuchtung' bedeutet. Die Phase zwei wird schon in diesem Moment vorbereitet und wird auch sehnlichst erwartet. Nicht nur von uns, sondern auch vom Militärchef, seinen direkten Untergebenen, von Politikern und vom Präsidenten! Nicht nur wir, sondern auch die vorhin genannten Personen erwarten gespannt die nächste Phase. Zur Erinnerung noch eine kleine Zusammenfassung der bisherigen und folgenden Ereignisse:

Dank der Blutuntersuchungen an den Schulen haben wir unser Testsubjekt ausfindig machen können. Ihre Besonderheit ist wirklich einzigartig und noch nirgends anders auf der Welt aufgetaucht. Sie hat den einzigartigen Gendefekt, der es ihr ermöglicht, eine dauerhafte und höchst effektive Art des Gendopings zu vollziehen. Gendoping heisst, dass man einige Eigenschaften des Menschen durch einsetzen von Genen (z.B. von Tieren) verbessern kann. Wir haben nun alle Daten des Testsubjektes ausgewertet und können die nächste Phase beginnen: Wir können die Gene des Testsubjektes aufbessern und mit weiteren Genen ergänzen! Wie unsere Forschungen ergeben haben, gelingt dies am Besten mit Tiergenen. Zu erwarten sind enorme Steigerungen in der Ausdauer, der Kraft, der Schnelligkeit und in den Reflexen. Die Operation wird morgen durchgeführt. Dabei werden viele Personen erwartet, welche zuschauen und uns vielleicht auch mit ihrem Wissen weiterhelfen können.

Und nun, meine Freunde, stossen wir gemeinsam an!" Ich hob feierlich mein Sektglas. "Auf den Beginn der Phase zwei!"

Alle applaudierten begeistert, als ich von meinem improvisierten Podest runter stieg. Alle ausser Oliver, der betrübt in seinem Kuchen herumstocherte. Ich würde mit ihm noch ein ernstes Wörtchen reden müssen, er war schon so, seit wir Jane zu Forschungszwecken isoliert hatten (ich mochte das Wort verschleppt nicht). Würde er seine Einstellung nicht ändern, müsste man andere Massnahmen ergreifen, welche alles andere als erfreulich wären!

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