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"Wie lange war ich weg?", fragte ich auf dem Rücken liegend. Ich versuchte meine Stimme unsicher klingen zu lassen.

"Zwei ganze Tage", beantwortete Phil meine Frage. "Und wie fühlst du dich? Spürst du irgendwelche körperlichen Veränderungen?"

'Klar doch: meine Sinne sind geschärft, meine Muskeln fühlen sich stärker an und ich sehe alles wie in Zeitlupe!' Das durfte ich natürlich nicht sagen. Deshalb beschränkte ich mich auf folgende, unsicher wirkende Antwort: "N...Nein, sollte ich? Immerhin waren es doch nur zwei Tage..?"

"Ja das stimmt auch wieder. Zu fragen schadet ja nicht", lächelte er. Wut wallte in mir auf und drohte mich zu überrumpeln. Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen, nur nicht schon zu Beginn die Beherrschung verlieren.

"Du fragst dich doch sicher, wie es jetzt weitergehen soll, oder?", ohne eine Antwort abzuwarten sprach er weiter, "Das Ziel dieser ganzen Operation ist militärisch orientiert. Wir versuchen unter anderem bessere Trainingsprogramme für Soldaten herzustellen. Deshalb wirst du dich vielen Tests und Trainings unterziehen müssen. So werden wir deine Kondition und Koordination testen und aufbauen. Morgen früh beginnen wir bereits mit deinem Training. Denn dank den Nanomaschinen, mit welchen wir deine Wundsalbe bearbeitet haben, sind deine Wunden bereits verheilt."

Ich hatte ihm ruhig zugehört und auf die Decke über meinem Bett gestarrt. Langsam drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und schaute ihm in die Augen. "Ist das alles?", fragte ich ihn und spielte noch immer die Verängstigte.

Phil zuckte beim Blickkontakt zusammen und ich hörte wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Nervös antwortete er mir: "Ja bis jetzt schon. Ruh dich doch bis morgen aus, gleich wird dir jemand dein Essen bringen."

Er stand auf und ging zügig zur Tür. Bei ihr angekommen drehte er sich noch einmal kurz um und sagte dann: "Freut mich, dass du den Eingriff überstanden hast. Hoffentlich werden wir viele weitere Erfolge erzielen!" Mit diesen Worten verliess er mein Zimmer.

Ich setzte mich auf meine Bettkante und blickte auf die Tür, dort wo gerade vorher noch Phil gestanden hatte. Meine Hände hatte ich in meinem Schoss auf dem weissen Stoff der Krankenhauskleidung.

Mein Blick wandte sich dem grossen Einwegspiegel neben der Tür zu. Ich sah mich selbst im Spiegelbild: Weisse Krankenhauskleidung, bleiches Gesicht, verstrubbelte braune Haare und grüne Augen.

Ich legte meinen Kopf schief und der Spiegel folgte meiner Bewegung. Die grünen Augen starr auf mich gerichtet.

Ein ganz anderes Grün, als das, welches ich mir gewohnt war. Es verwunderte mich gar nicht mehr, dass Phil beim Augenkontakt zusammengezuckt war. Denn die Augen, die mich vom Spiegel her anstarrten ähnelten weniger denen eines Menschen, sondern denen einer Raubkatze.

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