Kapitel 5

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Ich sitze im Klassenzimmer und warte auf den Lehrer. Also schaue ich mich im Zimmer um und muss feststellen, dass jedes Mädchen mit irgendeinem Jungen redet. Viele küssen sich oder flirten miteinander. Sie sehen alle so glücklich aus und ich, ich sitze alleine und muss den vielen Paaren zusehen, wie sie sich küssen oder umarmen. Wisst ihr wie deprimierend das ist? Wenn jeder glücklich ist, nur du nicht. Wie gerne ich doch einen Freund hätte, der mich liebt, mich umarmt oder küsst. Ich sehne mich danach, denn ich habe nie so richtig das Gefühl bekommen geliebt zu werden. Ich will auch diese Zärtlichkeit spüren, denn ich war ungefähr einen Monat mit meinem Freund zusammen, als er mich mit meiner Schwester betrogen hat. Plötzlich fuchtelt jemand mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum. Ich schrecke aus meinen Überlegungen hoch und schaue in Tylers Augen. Schicksal? "Alles okay bei dir?" "Ja, es ist alles in Ordnung." Tyler schaut mich bisschen mistrauisch an, aber zum Glück kommt jetzt unser Lehrer rein. "Guten Morgen. Eure Steckbriefe legt ihr bitte vor auf mein Pult." verkündet er. Jeder drängelt sich vor, deshalb warte ich, bis sich die Menge so ziemlich aufgelöst hat. Ich gehe vor und lege mein Zettel auf den Pult. Der Lehrer greift gerade nach dem Stapel und streift meine Hand. Schnell ziehe ich sie zurück, aber der Lehrer grinst mich doof an. Ich drehe mich um und gehe wieder auf mein Platz zurück. Unauffällig reicht Tyler ein Zettel hinter. Wieso hat der so doof gegrinst? Des war voll Pedohaft!. Stimmt, das war echt gruselig. "Tyler, konzentrieren sie sich bitte auf mein Unterricht. Den Zettel geben sie mir am Ende des Unterrichts." Mist, unser Lehrer hat uns wohl erwischt. Anscheinend denkt er, dass der Zettel bei Tyler ist. Als sich der Lehrer an die Tafel dreht, reiche ich Tyler den Zettel zurück. Natürlich habe ich nicht geantwortet. Der restliche Schultag vergeht sehr langsam und ich bin sehr froh, als es zum Ende klingelt. Ich warte, bis jeder weg ist und gehe als letzte aus dem Klassenzimmer. Tyler muss ja noch zum Lehrer und ich beschließe zu lauschen was sie reden. Ich weiß nicht wieso ich das mache, aber ich bin sehr neugierig und ich will einfach wissen, was Tyler über mich sagt.

Ich stehe an der Tür und höre aufmerksam zu. "Tyler, geben sie mir den Zettel." höre ich die Stimme vom Lehrer. Leises Rascheln. "Was haben sie sich dabei gedacht?" fragt der Lehrer aufgegrbracht. "Das was auf dem Zettel steht." antwortet Tyler knapp, woraufhin der Lehrer verächtlich schnaubt. "Was für eine Beziehung haben sie zu Lucy?" frägt der Lehrer weiter. "Ich wüsste nicht, was sie das angeht" entgegnet Tyler ruhig. "Sagen sie es mir!" fordert der Lehrer. "Ich kenne sie kaum. Darf ich etwa kein Kontakt zu ihr haben? Und übrigens, wenn Sie Lucy noch einmal so pedohaft angrinsen, oder anfassen, ich finde es heraus und das wird böse enden!" droht Tyler. Unser Lehrer ist anfang zwanzig und recht gutaussehend. Mit diesen Worten ist das Gespräch beendet und ich höre Schritte. Leider sind die Schritte viel zu schnell und ich habe keine Chance mich zu verstecken. Die Tür geht auf und Tyler stürmt raus. Als er mich sieht, bleibt er stehen und schaut mich verwundert an. Ich werde rot und schaue auf den Boden. Tyler nimmt meine Hand und zieht mich mit sich in sein Zimmer. Dort setzen wir uns auf sein Bett. "Hast du gelauscht?" beschämt schaue ich auf die Bettdecke und das reicht ihm. "Was hast du gehört?" will er wissen. "Alles" flüstere ich und wage es nicht ihn anzuschauen,  da es mir sehr peinlich ist. Ich spüre, wie er mit seinen Fingern mein Kinn anhebt und mich so dazu zwingt ihn anzusehen. Ich schaue in seine Augen und er in meine. Wieder habe ich das Gefühle, dass er mir in die Seele schauen kann. "Wenn er etwas macht, dann sag es mir." flüstert er. Ich nicke leicht. Er umarmt mich. Sofort umhüllt mich seine Wärme und ich lehne mich an ihn. Bei ihm fühle ich mich geborgen und sicher. Tyler ist die einzige Person auf der Schule, der ich mich geöffnet habe. "Danke" flüstert Tyler. Ich löse mich von ihm und schaue ihn fragend an. Er lächelt und schaut mich liebevoll an. "Dafür, dass du dich mir geöffnet hast." Anscheindend hat er an das Gleiche gedacht wie ich.

*Tyler POV*

Ich stürme aus dem Klassenzimmer. Dieses Arschloch! Grinst meine Lucy pervers an! Plötzlich sehe ich Lucy aus den Augenwinkeln. Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihr hin. Ich nehme sie an die Hand und gehe mit ihr in mein Zimmer. Sie wehrt sich nicht,  zu meiner Überraschung, natürlich freue ich mich. Dort setzen wir uns auf mein Bett. Ich frage sie ob sie gelauscht hat, worauf sie rot wird. Also hat sie gelauscht. Sie sieht so süß aus, wenn sie rot ist. Jetzt frage ich sie, wie viel sie gehört hat und sie flüstert alles. Sie schaut mich nicht an, deshalb hebe ich ihr Kinn an. Sie ist so wunderschön, aber sie darf nicht erfahren was ich für sie fühle, denn dann vertraut sie mir vielleicht nichtmehr und das will ich nicht. "Wenn er etwas macht, dann sag es mir." sage ich. Sie nickt. Ich umarme sie. Ihr Duft steigt mir in die Nase und ich atme ihn unauffällig ein. Verschiedene Gedanken spuken in meinem Kopf. Wieso hat sie sich mir geöffnet und keinem anderen? Mag sie mich auch so wie ich sie? "Danke" sage ich. Sie löst sich von mir und schaut mich fragend an. Ich sage ihr den Grund, was sie zum Lächeln bringt. Sie muss viel öfter lächeln, so sieht sie viel schöner aus. Sie schaut sich in meinem Zimmer. Ihr Blick bleibt an meiner Gitarre hängen und ihr Augen fangen an zu funkeln. Sie schaut mich fragend an und ich nicke. Sie steht auf und holt die Gitarre. Sie fängt an zu spielen. Jetzt fängt sie an zu singen und ich erkenne, dass sie Yours to hold von Skillet spielt. Sie hat eine gute Stimme und sie singt mit so viel Gefühlen. Ich beobachte sie während sie spielt. Sie sieht so schön aus. Ihre geschlossenen Augen, die Falten, die sich bilden,  wenn sie ihre Stirn runzelt, ihre vollen, risanen Lippen, die sie bewegt, ihre schwarzen Haare,  einfach alles an Uhr fasziniert mich. Mittlerweile hat sie zu ende gespielt. Jetzt spielt sie ein anderes Lied. Forever yours. Das ist eins meiner Lieblingslieder, dehalb singe ich mit ihr mit. Es ist ein tolles Gefühle mit ihr zu singen und es hört sich sehr gut an. Wir sind fertig und schauen uns in die Augen. Ihre blauen Augen scheinen undurchdringlich, dennoch kann ich einige Emotionen erkennen. Ihre Augen glänzen und sie lächelt. "Ich muss jetzt los" sagt Lucy. "Okay" Ich bringe sie zur Tür und umarme sie nochmal. Mir fällt plötzlich ein, womit man Lucy vergleichen könnte. Eine Rose. Wunderschön, aber lässt keinen an sich ran, wegen den Dornen, also ihrer Vergangenheit.

Never let you goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt