03.12.2014
Heute Morgen wollte ich mal wieder ein halbes Vollkornbrot mit Frischkäse und Heidelbeeren essen, nachdem ich gestern Apfelmus mit Rosinen und getrockneten Cranberries gefrühstückt hatte. [...]
[...] Zu Hause habe ich Suppe gegessen und danach einen Schokomuffin, weil ich mich nicht zurückhalten konnte. Deshalb kam mal wieder das schlechte Gewissen. Den Muffin hätte ich nicht essen müssen, denn ich wäre auch ohne gut zurechtgekommen.
Danach habe ich auch noch einen Keks gegessen. Ich weiß leider nicht, wie viele Kalorien beides hatte. Dafür mache ich heute Abend noch ein bisschen Sport. [...]
[...] Ich habe keine Kraft um Hausaufgaben zu machen. Ich versuche es trotzdem.-----------------------------------------------------------------------
Aß ich Dinge, die ich nicht essen „sollte", so musste ich das bestmöglich ausgleichen, um in der Woche bloß im Kaloriendefizit zu bleiben. Den Fressanfall am Wochenende sollte ich mir ja schließlich verdienen. Für diesen besorgte ich extra die Lebensmittel, auf die ich wirklich Lust hatte. Lebensmittel mit einer Menge Zucker und viel Fett.
04.12.2014
[...] Mama hat mir eine warme Schokomilch gemacht und auf dem Tisch lagen Nuss-Nougat-Croissants. Leider konnte ich überhaupt nicht widerstehen. [...][...] Zwei Schülerinnen haben im Spanischunterricht ein Referat über Tacos gehalten und danach sogar welche für die Klasse zubereitet. Ich habe einen ohne Fleisch bekommen und ein paar Mal abgebissen, um nicht aufzufallen. Denn am liebsten hätte ich nichts gegessen nach diesem Frühstück. Den Rest vom Taco habe ich in die Serviette eingewickelt und später Julia gegeben. Sie fand's lecker.
Zu Hause habe ich nichts gegessen, weil ich meinen Eltern gesagt habe, dass wir in Spanisch Tacos gegessen haben. Das war ja nicht gelogen. [...]
[...] Um 15 Uhr bin ich losgegangen und habe Muffins, Rittersport Joghurt-Schokolade, Duplo und Lebkuchen gekauft.07.12.2014
Heute war ich schon um 2 Uhr wach und habe angefangen, meinen Schokonikolaus zu essen. Dann bin ich nochmal eingeschlafen und habe von Therapeuten und von Selbstverletzung geträumt. Nachdem ich aufgewacht bin, habe ich weiter meinen Schokonikolaus gegessen, heiße Schokolade getrunken, ein kleines Toast-Brötchen und ein Vollkornbrot mit Nutella gegessen. Den Schokonikolaus habe ich aufgegessen und mir war so schlecht, dass ich danach nichts mehr essen wollte. Später habe ich doch noch einen kleinen Schoko-Weihnachtsmann gegessen. Ich hasse mich so sehr. Nie wieder will ich einen Cheat-Day mit so einer großen Essensmenge machen.-----------------------------------------------------------------------
Doch je mehr ich in der Woche hungerte, desto schlimmer wurden auch die Fressanfälle am Wochenende, unabhängig davon, dass ich eigentlich die Cheat Days nicht weiterhin derartig ausarten lassen wollte. Ich redete mir die übertriebenen Fressanfälle damit schön, dass mein Stoffwechsel dadurch wieder angeregt wird, da ich mich in der Woche schließlich in einem massiven Kaloriendefizit befand.
14.12.2014
Gestern war Samstag, aber für meinen Stoffwechsel habe ich mir gedacht, dass 2 Cheat-Days nacheinander vielleicht besser helfen würden, also habe ich mit dem ganzen Essen schon gestern angefangen. Den ganzen Tag lang habe ich nur gegessen. [...]-----------------------------------------------------------------------
Irgendwann hielt ich den Hunger, der sich in der Woche durch die restriktive Ernährung aufbaute, nicht mehr aus und wollte das Bedürfnis nach Nahrung mit hochkalorischen Lebensmitteln befriedigen. Mehr und mehr machte sich das Gefühl in mir breit, die Kontrolle zu verlieren, denn mein Wunsch, Gewicht zu verlieren und mein Handeln, viel zu viel zu essen, widersprachen sich.
16.12.2014
Heute habe ich viel Schokolade gegessen. In der Schule habe ich mir meine selbstgemachten Plätzchen mit Julia geteilt. Ja, ich fühle mich schlecht. Wie jedes Mal. [...][...] Nach dem Mittagessen (Milchreis) habe ich noch ca. 25 Minuten Sport gemacht.
Breaking News: Ich kann mich nicht leiden.17.12.2014
[...] Im Unterricht haben wir Kekse gegessen. [...][...] In der Pause habe Julia und ich Lebkuchenherzen gefuttert. [...]
[...] Zu Hause habe ich mega viel gegessen. Ich habe beschlossen, morgen die ABC-Diät anzufangen, die ich auf einer Pro-Ana-Seite entdeckt habe. Hoffentlich schaffe ich das.19.12.2014
Gestern, am ersten Tag der ABC-Diät habe ich die 500 kcal gut geschafft und Sport gemacht. [...][...] Zum Frühstück habe ich nichts gegessen, zum Mittagessen Gemüselasagne und den restlichen Tag habe ich nur einen riesigen Fressanfall gehabt. Es ist wieder so weit, dass ich mein Essverhalten GAR NICHT mehr kontrollieren kann. Hoffentlich klappt es wieder nächstes Jahr.
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Aber es klappte nicht. So sehr ich es auch versuchte, die Kontrolle durch das Hungern wieder zu erlangen, ich scheiterte jeden Tag, weil mich Essen für den kurzen Moment alles vergessen ließ. Und ich wollte alles vergessen, denn in meinem Kopf herrschten der Selbsthass, der mit Selbstverletzung verbunden war, Einsamkeit, soziale Ängste und die Unzufriedenheit mit meiner Familie.
Jeden Tag wollte ich es aufs Neue ausprobieren, weniger zu essen und zu hungern, aber der Versuch endete immer mit einem Fressanfall. Die Gewichtszunahme ließ sich aus diesem Grund nicht vermeiden.
Einige Tage lang aß ich morgens 100 Gramm fettreduzierten griechischen Joghurt, gesüßt mit etwas Agavendicksaft. Das war also noch weniger als das halbe Vollkornbrot, welches ich vorher immer aß, also hatte ich dementsprechend großen Hunger. Dieser trieb mich nun immer wieder zum unkontrollierten Überfressen, wobei ich alles, was ich finden konnte, aß.
Mein Körper nahm alles, auch wenn es „nur" Suppe war. Dadurch, dass ich mir Schokolade verboten habe, wollte ich sie umso mehr essen, weshalb ich diese unter Kontrollverlust fast jeden Tag hinunterschlang.
Mit dem Gewicht, welches ich wieder zunahm, war ich natürlich nicht zufrieden und so bekam ich den Gedanken, gesund abzunehmen, dachte aber immer noch teilweise restriktiv, weshalb ich einige Male in Fressanfälle verfiel.
Ich aß vermehrt Dinge wie Vollkornnudeln, Chia-Pudding und selbstgemachtes Müsli mit Beeren und Mandelmilch/Haferdrink/Reisdrink. Zu der Zeit lebte ich schon fast ein Jahr vegetarisch, weshalb ich gerne den nächsten Schritt wagen wollte. Den veganen Lebensstil erlaubten mir meine Eltern jedoch nicht, bevor ich ausgezogen bin. Das hinderte mich nicht daran, weiterhin gesunde vegane Speisen auszuprobieren und meine Ernährung ein wenig gesünder zu gestalten. Die Betonung liegt auf „ein wenig", denn ich liebte Junk Food natürlich genauso sehr wie vorher, aber reduzierte auch schon teilweise solche Lebensmittel, oder auch „Schrott", wie ich es gerne nannte.
Für mich gab es nun statt Brot oder griechischem Joghurt, Müsli mit Obst und Pflanzenmilch zum Frühstück. Mittags habe ich meistens das gegessen, was meine Mutter kochte, also leider recht ungesund, aber immerhin noch vegetarisch. Manchmal bereitete ich mir mittags auch selbst etwas zu.
Meine ersten Kochversuche starteten und einen der ersten hielt ich in meinem Tagebuch fest. Meine Grundsätze waren, dass es vegan, schnell zubereitet und einfach sein sollte. In den meisten Fällen schmiss ich irgendwas zusammen:
Reis in Gemüsebrühe gekocht und mit Currypulver gewürzt. Dazu gegarte Paprika und Karotten mit etwas Currypulver und Cayennepfeffer gewürzt und als kleines Extra Tofu-Bratstreifen.
Meine Eltern waren begeistert und mir hat es auch geschmeckt. Für einen der ersten Versuche, nach Schnauze zu kochen, war es in Ordnung. Nicht annähernd eine Meisterkreation, aber immerhin schmeckte es.
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Wer nicht (auf seinen Körper) hören will, muss fühlen
RandomEine sehr persönliche Geschichte, die durch sämtliche Höhen und Tiefen einer Essstörung und deren Genesung geht. Realitätsnah. Emotional. Echt. (TRIGGERWARNUNG: Gewicht, Kalorien, Depressionen, Selbsthass)