I'm breaking a habit tonight

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Müde stapfte er durch den Schnee und ärgerte sich darüber, dass die ganze Zeit Schneeflocken in sein Gesicht fielen und in seinen Haaren hängen blieben. Er hasste den Winter. Diese Jahreszeit war kalt, ungemütlich und man kam nicht gut vorwärts.
Wenigstens hatte er es noch im Herbst nach Ame geschafft. Da hatte man wenigstens den Jahresunterschied kaum gemerkt, da regnete es ja fast immer.
Aber jetzt hatte er Gewissheit, dass Itachi Uchiha nicht in Ame war. Es war sowieso eigentlich eine Schnapsidee gewesen, was sollte Itachi auch dort tun?
Das einzige Ärgernis war, dass diese Frau ihm in den Weg gekommen ist und ihn aus der Stadt vertreiben wollte. Das kleine Gefecht mit ihr hatte er persönlich als ziemlich unnötig empfunden. Ärgerlich war nur gewesen, dass sie ihm das Katana kaputt gemacht hatte.
Ehrlich gesagt freute er sich jetzt wieder zu den anderen zurückzukehren und weiter zu planen. Er würde sich ein paar Tage Ruhe gönnen, ehe er sich wieder auf die Suche nach dem Clanmörder machte.
Endlich kam er zu dem Wald und wenig später sah er die verfallene Hütte, in der er die anderen zurückgelassen hatte, damit sie auf ihn warteten. Innerlich verdrehte er die Augen, die Reaktionen konnte er sich schon vorstellen, wenn er wieder ankäme.
Karins lautes Gekreische und ihre dämlichen Annäherungsversuche, Suigetsu würde wahrscheinlich aufatmen und erleichtert sein, dass er wieder da war. Und Juugo würde wie immer nichts tun oder nur nicken.
Allerdings hatte er kein gutes Gefühl im Magen, als er die Hütte sah und irgendwie hatte er auch nicht das Gefühl, dass das, was er eben gedacht hatte, von seinen Kameraden kommen würde. Warum er ein schlechtes Gefühl hatte?
In der Hütte brannte kein Licht.
Mit einer schnellen Bewegung zückte er sein neues Katana und ging langsam auf den Eingang der Hütte zu. Das einzige Fenster war zerbrochen und im Innern des kleinen Hauses sah er eine bewegungslose Hand liegen. Sofort lief er hinein.
Die Wände waren teilweise eingerissen, die Sachen lagen zerfetzt auf dem Boden, in zwei Ecken lagen zwei leblose Gestalten. Und allein der Anblick war schon nicht gut, denn es waren nur zwei Gestalten.
Zwei, nicht drei.
„Scheiße!", fluchte er.
Schnell ging er zum ersten und erkannte Karin an ihrer auffälligen Haarfarbe.
„Karin? Karin, wach auf!"
Sie regte sich nur leicht und stöhnte. Jetzt sah er auch ihr zerschlagenes Gesicht und sie hielt sich krampfhaft den Magen. Sie kam nur langsam zu sich, deshalb ging er zu Suigetsu. Der Kerl lag als halb gefrorene Maße auf dem Boden und schaute blicklos an die Decke.
„Suigetsu?", fragte er.
„Gut, dass du wieder da bist.", kam es von unten und er erkannte eine Andeutung von Suigetsus altem spitzzähnigen Grinsen.
„Was ist passiert?"
„Er ist durchgedreht. Wir haben versucht ihn aufzuhalten, aber er wollte nicht hören."
„Wo ist er? Suigetsu, wo ist Juugo?"
„Weg...abgehauen..."
Er stand mit einem Fluchen auf, sah nach draußen ins Schneegestöber und raufte sich die Haare. Sie würden keine Chance haben ihn heute noch zu finden.
„Verdammte Scheiße!"

Das Leben ist scheiße.
Genau das war der erste Satz, der Sakura durch den Kopf schoss, als sie wieder zu sich kam. Mal davon abgesehen, dass ihre Brust wie die Hölle schmerzte und sie dermaßen über sich sich selbst frustriert war, dass sie am liebsten etwas gegen die Wand geschmissen hätte.
Wie zum Geier noch mal kam sie dazu Deidara, ausgerechnet Deidara, zu erzählen, was sie hatte und auch noch von wem sie das hatte?
Der Einfall, dass Sasori an ihrem Krebs schuld war, war ihr erst letztens eingefallen. Es war die einzige logische Erklärung. Obwohl sie den Akasuna dafür abgrundtief hasste, mehr als sie es damals schon getan hatte, konnte sie nicht anders, als ihn zu bewundern. Auf die Idee musste man erst mal kommen.
Und sie Trottel reichte ihm dafür auch noch den Nobelpreis zum Leute umbringen. Gott, war sie bescheuert!
„Bist du wach?"
Sie zuckte heftig zusammen und sah neben sich. Erst jetzt merkte sie, dass sie nicht auf ihrer Matratze lag, sondern in einem Bett. Einem ganze bestimmten Bett. Um genau zu sein Itachi Uchihas Bett, denn der Besitzer saß am Fußende.
O Mann.
Mit einem schnellen Blick vergewisserte sie sich, dass niemand im Raum war, dann räusperte sie sich.
„Hi." Sehr lahm.
„Kann ich dich was fragen?", sagte er leise.
Er wartete nicht mal darauf, dass sie ihm eine Antwort gab, sondern legte direkt los. Die Stimmung, die er dabei verbreitete, war nicht gerade sommerlich. Sie hatte mehr Temperaturen wie das Wetter draußen.
„Was hast du dir dabei gedacht? Es ausgerechnet ihm zu erzählen."
„Das ist mir irgendwie...rausgerutscht."
„Raus-ge-rutscht?"
Okay, die Stimmung war nicht nur winterlich, sie war arktisch.
„Es ist meine Sache, ob ich es jemanden erzähle oder nicht. Außerdem hatte er irgendwie ein Recht darauf es zu erfahren."
„Warum?"
„Weil Sasori sein Partner war."
„Und dir ist nicht in den Sinn gekommen, dass er es bei Pain gegen dich verwendet?"
„Doch, aber..."
„Das war die beschissenste Idee, die du je gehabt hast."
„Wieso bist du eigentlich sauer?", platze sie heraus.
Fast sofort hielt er die Klappe und sah nicht mehr zu ihr. Sie sah ihn überrascht an, weil sie es geschafft hatte ihn zum schweigen zu bringen. Das war eigentlich eine sehr gute Frage, warum war er sauer?
Im Innern dachte sie noch mal zurück. Sie hatte den Anfall im Badezimmer gehabt und keine Luft mehr bekommen, dann kam Deidara rein und hatte ihr – verrückt aber wahr – das Leben gerettet, sie hatte ihm daraufhin alles erzählt und dann...
Sie riss die Augen auf. Dann war Itachi mit Kisame aufgekreuzt, hatte Deidara raus geworfen und er hatte nicht gerade freundlich ausgesehen. Und das letzte was sie wusste, war, dass er zu ihr und Konan gekommen war und das Kisame sie mit einem undefinierbaren Blick angesehen hatte.
Aber warum war er dann sauer? Nur weil Deidara es raus gefunden hatte? Dass sie es ihm erzählt hatte? Oder...
Sie wurde rot bei dem Gedanken und ihr platze die Frage raus, ehe sie es richtig kontrollieren konnte. „Sag mal, hast du dir Sorgen um mich gemacht?"
Er wandte sich ihr dabei nicht zu, aber sie sah, dass er ganz leicht die Hände ballte. Sie machte sie vorsichtig von der Bettdecke frei und sah, dass sie ein T-Shirt an hatte. Aber es war nicht ihres, sondern eines von seinen. Jetzt erkannte sie auch seinen Geruch wieder und ihr wurde warm ums Herz.
„Itachi?", fragte sie leise. „Hast du dich wieder um mich gekümmert?"
Wäre da nicht die Gewissheit, dass er atmete, hätte sie ihn für eine Statue gehalten. Als sie sich vergewissert hatte, dass sie wenigstens Unterwäsche an hatte, setzte sie sich vorsichtig neben ihn. Er rutschte leicht von ihr weg und ihr wurde schmerzlichst bewusst, dass er versuchte sie auf Distanz zu halten.
„Wenn du dich wieder um mich gekümmert hast, danke ich dir. Ich erwarte das gar nicht von dir. Ich..."
Na toll, was sollte sie ihm eigentlich sagen? Itachi, ich finde dich total toll und es rührt mich, dass du dich um mich kümmerst. Und jetzt stell dir mal vor, ich kriege so ein Bauchkribbeln, wenn ich dich sehe, welches ich das letzte Mal bei deinem Bruder hatte. Geht es dir genauso?
Oh ja, wirklich blendend!
Sie seufzte tief. „Wieso bist du sauer, Itachi? Sag es mir bitte."
Sie wollte ihn am Arm berühren, aber als hätte er das gespürt, stand er auf und ging zur Tür.
„Wenn du stirbst oder dir irgendetwas vor der Operation passiert, bist du für mich nicht von Nutzen. Ich beschütze dich nur, weil du mir nützlich bist und für sonst nichts."
Es war als hätte man ihr einen brennenden Pfeil ins Herz geschossen. Sofort bekam sie einen Kloß im Hals und sie senkte den Kopf. Es war genau wie damals mit Sasuke. Er wies sie genauso eiskalt ab. Itachi war letztendlich also nicht anders als sein kleiner Bruder.
„Ich verstehe.", murmelte sie leise. „Danke für die ehrliche Antwort."
Nach ihren Worten ging er aus dem Zimmer und ließ sie allein. Die Tür fiel mit einem Krachen ins Schloss und als wäre das das Startsignal gewesen fing sie an zu heulen wie die Memme, die sie war.
„Ich bin so ein Idiot.", murmelte sie. „So ein verdammter Idiot."
Sie hatte sich schon wieder was vorgemacht, genau wie bei Sasuke. Nur um danach weggeworfen zu werden wie eine ausgelesene Zeitung.
Sie merkte erst, dass Kisame in der Tür stand, als sie sich über die Augen wischte. Er sagte kein Wort, sah sie nur undefinierbar an. Und sie hörte nicht auf zu heulen. Sie wandte den Blick ab und schlug die Hand vor den Mund, damit das Schluchzen aufhörte. Aber es wurde nur schlimmer.
Plötzlich legte ihr jemand eine Hand auf den Kopf und sie sah auf. Konans Gesicht sah ihr entgegen, ein trauriges Lächeln im Gesicht.
Ehe sie es sich versah lag sie in den Armen der Frau des Leaders und heulte erst richtig los. Konan strich ihr sanft über den Rücken und murmelte dabei beruhigende Worte, aber das Loch in ihrem Herzen blieb.

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