Bring me to life

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Die rege Ruhe im Akatsuki-HQ, die bis auf Pains Hin-und Herlaufen gestört wurde, wurde so plötzlich unterbrochen, wie ein Kanoneneinschlag auf einem Dach. Ob man es nämlich glaubte oder nicht, alle Akatsuki waren im Wohnzimmer anwesend, um zu erfahren, ob Sakura wirklich zurück kam oder nicht.
Das Tor wurde mit einem Rumpeln geöffnet und man hörte hastige Stimmen und schnelle Schritte. Pain kniff die Augen zusammen und hielt in seinem Tun inne, Konan sprang auf und starrte zum Eingang, während die anderen einfach nur neugierig aussahen.
Sakura kam als erstes um die Ecke gestürzt, das Gesicht war schneeweiß und ihre grünen Augen wirkten übergroß in ihrem Gesicht. Gleich hinter ihr kam Kisame, der etwas Unförmiges im Arm hielt und zügig damit zum Wohnzimmertisch ging.
In Sakuras Innern herrschte eine so entsetzliche Kälte, dass sie dachte, ihr Herz würde jeden Augenblick in Eissplitter zerspringen. Ihr Blick war einzig und allein auf die Gestalt in Kisames Armen gerichtet, die er gerade auf dem Tisch ablegte. Itachi Uchiha hatte vor einer Minute aufgehört zu atmen, seine Wangen waren unnatürlich blass, während seine Lippen violett und das Weiße seiner Augen rot angelaufen war.
„Geh raus!", sagte sie mit zitternder Stimme zu Kisame.
„Sakura, ich halte das für keine besonders gute...", setzte er an.
Pain unterbrach ihn allerdings. „Du hast ihn also gefunden. Beeindruckend."
„Geht raus!" Sakura versuchte mit zitternden Fingern das T-Shirt und die Verbände von Itachis Körper zu schneiden.
Hidan trat mit einem ekligen Grinsen vor. „Es ist schon beeindruckend, dass sie ihn gefunden hat. Allerdings nicht sehr überraschend, dass er tot ist, was?"
„Raus!"
Hidan klatschte in die Hände. „Tja, damit hätte sich das Thema Uchiha wohl erledigt. Was kommt..."
Sakura drehte sich mit so viel Schwung um, dass ihr die Haare ins Gesicht fielen. „VERPISST EUCH!!!"
Es wurde so still, dass man eine Feder auf den Boden hätte aufkommen hören. Alle Gesichter waren erstarrt, so als könnten sie nicht fassen, was sie gerade gesagt hatte. Sakura selbst machte sich nichts mehr daraus. Sie drehte sich wieder um und schaffte es endlich die Behinderungen zu entfernen. Itachis Brustkorb war rot von Blut, welches unaufhörlich aus den offenen Rippenbrüchen floss. Mit einer kurzen Chakradurchleuchtung hatte sie sofort das Hauptproblem erkannt. Eine gebrochene Rippe hatte seinen linken Lungenflügel durchstoßen und die anderen drückten auf sein Herz, welches nur noch am flattern war. Gleich würde es stehen bleiben.
„Oh Gott...", flüsterte sie, die Angst machte sie verrückt. „...lieber Gott...was soll ich tun?"
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und sie sah panisch hinter sich. Es war Konan, die irgendwie versuchte ihr ein verkniffenes Lächeln zu schenken.
„Du hast mich wieder zusammengeflickt.", sagte sie. „Dann schaffst du so eine Kleinigkeit doch mit Links."
Das hier war aber keine verdammte Kleinigkeit. Außerdem brauchte sie für das erforderliche Vorgehen...
Kakuzu trat mit genervter Miene hinter Konan hervor und stellte sich auf Itachis rechte Seite. „Dafür verlange ich von dir eine ordentliche Bezahlung, verstanden?"
Für einen Moment konnte sie nur starren. Wieso taten sie das? Wieso passierte das? Was ging hier vor?
Ihre wirren Gedanken wurde von Kakuzus nüchterner Anmerkung unterbrochen. „Solltest du nicht langsam mal anfangen? Sein Herz steht still."
Ein Adrenalinstoß jagte durch ihren ganzen Körper und sie legte hastig beide Hände auf seinen Brustkorb. Kakuzus Fäden schossen aus seinen Armen, während Konan und Kisame neben ihr standen und sie fragend ansahen.
„Konan, nimm ein Kunai und schneide seinen Brustkorb vom Schlüsselbein bis zur untersten Rippe auf! Kisame, halte die Wundränder mit zwei weiteren auf."
Zu ihrer Verwunderung machten die beiden genau das, was sie sagte. Mit äußerster Präzision machte Konan ihre Arbeit, danach hielt Kisame ihr den Weg frei. Sie schluckte bei dem Anblick von Organen und Blut. Eine Hand legte sie knapp über Itachis stillstehendes Herz und ließ mit einem vernehmlichen Knacken die Rippen wieder zusammenwachsen. Als das Herz somit frei war schickte sie eine geballte Chakraladung in sein Herz und ließ es unter ihrer Hand künstlich weiter schlagen. Mit der freien Hand fügte sie die anderen Rippen wieder zusammen und hob sie letztendlich an, sodass der linke Lungenflügel freigelegt wurde.
„Kakuzu!"
Dem musste man gar nichts weiteres sagen. Die Fäden schossen mit einem Zischen in den Körper und zogen jedes Loch wie eine Nadel mit Faden zu. Sakura spürte, dass ihr schwindelig wurde, aber das lag sicher nicht an dem Anblick von Blut. Sie fühlte die Enge in ihrem Hals, die Schwere auf ihrer Brust und das Brennen im Innern ihres Körpers.
Sie gab Kisame die Anweisung die Wundränder zusammen zu halten, während sie sie wieder mit Chakra verschloss. Zurück blieb eine rosa Linie, die unheimlich auf dem weißen Brustkorb leuchtete. Mit klopfenden Herzen löste Sakura die künstliche Herzmassage und sah auf Itachi herab.
Für geschlagene fünf Sekunden passierte gar nichts. Itachis blasses Gesicht rührte sich nicht, er zuckte nicht, da war nicht mal eine Andeutung eines Atemzuges.
Doch dann war da ein minimales Heben vom Brustkorb zu sehen, es wurde deutlicher und Sakura ging das Herz auf, als sie sah, wie Itachi einen tiefen Atemzug tat und seine Atmung danach flach aber konstant blieb.
„Also, ich muss schon sagen...", sagte Kisame nach einer Weile, wo alle vier auf ihn hinab gestarrt hatten.
„Jetzt bin selbst ich gewissermaßen beeindruckt.", murrte Kakuzu, ehe er sich auf den Weg in sein Zimmer machte. „Vergiss nicht mich zu bezahlen!"
Konan gab ein schwaches Kichern von sich. „Sakura, du bist der Wahnsinn."
Sie sah zufrieden auf sie runter, allerdings nur für kurze Zeit. Ihr Gesicht wurde zu einer Maske, als sie sie sah. „Sakura..."
Hatte sie das Blut in ihrem Mund gespürt? Hatte sie gemerkt, wie es ihr aus dem Mund und über das Kinn lief? Und woher kamen die Tränen auf ihrem Gesicht?
Sakuras Körper war taub für Schmerzen. Da war nur das wunderbare Gefühl das Leben gerettet zu haben, welches ihr am meisten bedeutete.
Konan schluckte schwer und zog sie langsam an sich. „Mädchen...du bist..."
Kisame, der mit einem Blick die Situation erfasst hatte, lud sie sich auf die Arme. „Unglaublich?", fragte er Konan.
Ihr Blick verschwamm als er sie durch die Gänge trug. Irgendwann meinte sie etwas Weiches unter sich zu spüren, sie wurde schlagartig müde. Doch etwas hielt sie wach. Doch was?
Als Kisame keine zwei Minuten später mit Itachi wieder ins Zimmer kam, spürte sie wie ihr Herz einen Satz tat. Sie ignorierte den Druck auf ihrer Brust, sie wischte sich das Blut aus den Mundwinkeln und versuchte nicht zu beachten, dass es trotzdem weiter aus ihrem Mund kam. Sie tastete einfach nur nach seiner Hand, solange bis sie sie gefunden hatte.
Weich, glatt und kühl lag sie in ihrer und sie lächelte. Wie Marmor, dachte sie.
Und dann wurde es dunkel.

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