Nii-san?"
Itachi hörte Sasuke kaum. Seine Stimme klang weit entfernt, kaum vernehmbar durch den rauschenden Wind.
„Nii-san? Willst du nicht nach Hause kommen?"
Nein, wollte er nicht. Er wollte für immer hier bleiben und nie wieder weg.
„Papa wird böse, wenn du nicht bald nach Hause zum Training kommst."
Dann bekomme ich halt Prügel. Das hier war es wert. Auf Itachis Gesicht bildete sich ein glückliches Lächeln. Und Sasuke wurde allmählich ungeduldig.
„Das ist doch gefährlich. Nii-san, nicht so schnell, sonst tust du dir noch was!"
Wer wusste das schon? Ob er sich hier oben was tat oder beim Training mit seinem Vater war ihm relativ egal.
„Komm da runter."
„Nein."
„Dann lass mich auch mit drauf."
Endlich hielt Itachi neben Sasuke an. Der Kleine hatte Augen so groß wie Teller und sah ihn so bittend an, dass er nicht widerstehen konnte. Er lächelte, langte runter und zog seinen Bruder zu sich rauf. Sasuke quietschte vergnügt.
„Aber das erzählst du weder Mama noch Papa, okay?"
„Okay.", lachte Sasuke.
Itachi lächelte, als er einen Arm um seinen vierjährigen Bruder schlang und ihnen beiden der Wind um die Ohren pfiff. Und Itachi wusste: das hier was das schönste Gefühl der Welt.
Itachi schreckte aus seinem Bett hoch, rasch atmend und mit klopfenden Herzen. Es dauerte fast eine Minute, bis das Herzklopfen nachließ. Er seufzte tief auf und wischte sich mit der Hand über das Gesicht.
Schon wieder dieser Traum. Gott, er hatte ihn jetzt schon seit fast einer Woche, jede Nacht. Er hinderte ihn daran zu schlafen. Eigentlich war es noch nicht mal ein Alptraum, es war einfach nur ein Traum, der ihn an eine Zeit erinnerte, an die er sich nicht erinnern wollte. Er wusste nicht wie spät es war, aber er wusste, dass er nicht mehr würde schlafen können. Kurzerhand stand er auf und zog sich so leise wie möglich an, um das Mädchen nicht zu wecken, welches neben seinem Bett schlief. Für einen Moment hielt er beim Anziehen inne, um zu lauschen. Ihm entging keinesfalls, das ihre Atmung anders klang, als die von Kisame oder den anderen. Natürlich schnarchte sie nicht wie sein Partner, aber ihre Atmung klang ungesund. Es klang wie das Rasseln einer kaputten Glühbirne, nur zehn mal lauter.
Leise machte er sich aus dem Zimmer, ging in die Küche und setzte sich an den Tisch, nachdem er sich einen Apfel geschnappt hatte. Während er leicht an der Frucht knabberte, dachte er nach. Es ging ihn wahrscheinlich nichts an, aber es interessierte ihn mehr als nur brennend, was dieses Mädchen hatte. Sie war jetzt seit fast zwei Wochen hier und er war gewiss nicht so blöd gewesen und hatte nicht gemerkt, dass sie diese seltsamen Hustenanfälle hatte. Natürlich hatte er niemanden etwas davon gesagt, uninteressant war es jedoch trotzdem nicht. Wohl oder übel war sie sein Sensei und als Schüler - Gott, hörte sich das beschissen an! - war es nicht verwunderlich, dass er sich dafür interessierte. Aber er war gewiss nicht so blöd und fragte sie. So wie er Frauen kannte verlangten sie eine Gegenleistung. Und er hatte definitiv keine Lust ihr irgendwas preiszugeben. Wieder dachte er an den Traum und versuchte ihn und die Müdigkeit schnell wieder zu verdrängen.
Wahrscheinlich war es noch ziemlich früh, keiner regte sich im Hauptquartier. Itachi genoss die Ruhe und knabberte weiter an der Frucht. Wenigsten hatte er ein paar Momente für sich, ehe sie ihn schon wieder nach draußen schleppte und mit ihm trainierte.
Er seufzte leise, zupfte an seiner Augenbinde und gähnte dann. Schlafen wollte er nicht mehr. Er wollte nicht schon wieder diesen Traum haben.
Jedoch siegte hier Müdigkeit gegen Willen. Keine zehn Minuten später lag Itachis Kopf auf seinen Händen und er schlief.
„Wieso sollte ich Ja sagen?", fragte Pain im neutralen Ton.
Sakura stöhnte genervt auf. „Weil ich dann mit ihm besser vorankomme. Wenn wir jeden Tag zu unserem Trainingslpatz müssen und am selben Tag wieder zurück, kommen wir nie richtig weiter. Wir haben nur noch zwei Wochen."
„Du verlangst von mir, dass ich dich mit einem meiner besten Kämpfer, der nebenbei bemerkt ein schwerwiegendes Problem hat, mit dir eine Woche oder länger alleine im Wald lasse nur damit ihr trainieren könnt?"
„So ungefähr."
Pain kniff die Augen zusammen. „Du bist ihm gegenüber im Vorteil. Du könntest ihn umbringen, wenn er mal nicht aufpasst und danach flüchten."
„Sicher doch. Ich bringe ihn um und haue dann ab, nur damit mich Kisame danach in der Luft zerreißt."
Sakura verdrehte die Augen. Für einen Anführer dachte Pain nicht sehr weit. Alles was sie wollte war, dass er ihr mehr Freiraum im Sinne des Trainings gab. Und sie war bestimmt nicht so blöd und würde das tun, was er ihr vorwarf. Sie kam näher zu seinem Bürotisch und stütze die Hände darauf.
„Es ist eure Entscheidung, Leader-sama. Ihr solltet nur dabei bedenken, dass es euer Mitglied der Organisation ist, dem ihr die Möglichkeit verbietet wieder auf Vordermann zu kommen."
Sie drehte sich um und wollte rausgehen. Im Innern zählte sie von drei aus rückwärts.
...drei...zwei...eins...
„Aber echt nur eine Woche."
Sie grinste und hielt den Daumen hoch ohne sich umzudrehen. Ging doch. Man musste nur rausfinden, wie der Leader tickte. Und Pain würde keine Entscheidung treffen, die zu seinem Nachteil führen würde. Sie ging gar nicht erst ins Zimmer zurück, Itachi war nicht da. Der Kerl war vielleicht ein Frühaufsteher. Immer wenn sie aufwachte, war er schon wach oder war bereits gegangen. Die anderen schliefen fast alle noch. Pain war nur zufällig an ihrem Zimmer vorbeigegangen, als sie sich gerade fertig machte. Da hatte sich nun mal die Möglichkeit ergeben mit ihm zu reden.
Auch egal, sie hatte bekommen, was sie wollte. Dadurch, dass sie eine Woche oder länger weg waren hatten sie erstens ihre Ruhe und zweitens konnte sie das Training intensivieren. Außerdem hatte sie keine Lust, dass die anderen Akatsuki mitbekamen, wie sie Anfälle bekam, die immer kleineren Abständen kamen. So jetzt stellte sich da nur noch eine Frage:
„Wo ist der Kerl?"
Murrend ging sie ins Wohnzimmer. Sie hatte es satt ihn jeden Morgen suchen zu müssen. Sie war doch kein Spürhund! Im Wohnzimmer war er nicht, also ging sie in die Küche. Kaum bog sie um die Ecke sah sie ihn allerdings schon. Oder besser gesagt seine Hand, die an der Seite herab baumelte. Sie runzelte die Stirn und bog um die Ecke. Bei dem Anblick der sich ihr bot konnte sie nicht anderes tun als zu grinsen.
Itachi Uchiha war am Tisch eingeschlafen, den Kopf auf den rechten Arm gebettet. Neben seinem Kopf lag ein halber aufgegessener Apfel. Seltsamerweise brachte sie es nicht übers Herz in sofort zu wecken, also betrachtete sie ihn. Die schwarze Augenbinde verbarg zwar seine Augen, aber sein Gesichtsausdruck war leicht angespannt. Außerdem zuckte seine Hand immer wieder und er bewegte die Lippen.
„Ein kleiner Mitternachtsimbiss und danach wieder träumen.", murmelte sie. Sie hatte wirklich sowas nicht von einem Itachi Uchiha erwartet. Wahrscheinlich flogen auch irgendwann rosa Schweinchen in der Luft herum, denn krasser konnte es kaum noch werden. Was er wohl träumte? Zu gerne wüsste sie es. Er sah nicht gerade sehr entspannt aus. Da fragte man sich nun mal was so ein Typ wie Itachi beunruhigen konnte.
Nachdem sie ihn ungefähr fünf Minuten lang angestarrt hatte, wurde es ihr doch über. Sie streckte die Hand aus und wollte ihn an den Schultern rütteln. Doch kaum berührte ihr Finger seine Haut, schoss er mit einem Mal hoch und hatte ihr in Sekundenschnelle den Arm auf den Rücken gedreht. Viel zu erschrocken um zu keuchen, hielt sie die Luft an.
Für einen Moment war es totenstill im Raum, dann schien er endlich zu begreifen, wen er da im Klammergriff hielt und ließ sie sofort los.
„Mach das nicht noch mal!", zischte er.
Sakura bekam endlich wieder Luft und drehte sich wütend zu ihm um. „Was denn? Ich wollte dich bloß wecken."
„Du hättest mich rufen können."
„Du hast geträumt, da ist es einfacher jemanden mit Körperkontakt zu wecken."
Da sie sich nicht anfunkeln konnten, versuchten sie sich durch böses Schweigen und Zähneknirschen Angst zu machen. Letztendlich gab Sakura auf.
„Pain hat mir erlaubt eine Woche mit dir aus dem Hauptquartier zu kommen. So können wir besser trainieren."
Seine Mundwinkel bewegten sich weiter nach unten. „Eine Woche?"
„Vielleicht länger."
Er schien nicht gerade begeistert von der Sache zu sein, aber hatte er eine Wahl? Sie drehte sich um.
„Packe ein paar Sachen ein, wir gehen gleich."
Eine Weile stand er noch zerknirscht in der Küche, dann ging er in sein Zimmer. Sie hatte bereits ihre Tasche gepackt, es war ja nicht viel. Sie würden im Freien schlafen, es würde zwar ein wenig kalt werden, aber das war egal. Der Winter brach bald an.
Itachi kam mit einer kleinen Tasche auf den Rücken um die Ecke und beide gingen zum Eingang. Als er das Tor öffnete fiel Sakura allerdings was ein.
„Wieso wusstest du eben, dass ich es gewesen bin, die dich geweckt hat?"
Er schnaubte, während er ins Freie trat. „Du hast mir doch beigebracht mich auf meine Sinne zu verlassen."
„Aber ich habe nichts gesagt und mich nicht bewegt?"
„Welcher Sinn bleibt mir also noch übrig, um dich zu erkennen?"
Er wartete nicht auf ihre Antwort, sondern sprach durch die Bäume. Sakura kam anfangs wirklich nicht drauf, erst als sie an der Lichtung angebkommen waren. Die sah bei weitem nicht mehr so grün aus wie vorher, aber sie war immer noch ein sehr schöner Platz zum entspannen. Sakura machte ein blödes Gesicht, als es ihr einfiel.
„Mein Geruch? Du erkennst mich an meinem Geruch?"
Schweigen gab ihr die Antwort. Sakura roch an ihren Haaren, in der Annahme, dass sie irgendwie komisch rochen. Aber für sie rochen sie ganz normal. Naja, Geruch hin oder her, das war jetzt nicht wichtig.
„Wie auch immer. Machen wir weiter.", murmelte sie.
Als er wieder beim meditieren war, um sich zu entspannen, konnte sie sich allerdings nichts anderes fragen wonach sie für ihn denn roch. Und was er geträumt hatte.
„Itachi, ich verbiete es!"
„Das kannst du nicht machen."
„Ich bin dein Vater, ich kann machen, was ich denke, was für dich am besten ist. Und das ist gewiss nicht dieses Wesen."
Blanke Wut machte sich in Itachis Innern breit und er wollte nichts anderes tun als seinem Vater ins Gesicht zu springen.
„Sie geht dich nichts an!", fauchte er.
„Du gehst nicht wieder zu ihr! Sie hält dich von deinen Pflichten ab. Du vernachlässigst dein Training."
„Das ist mir egal."
„Aber mir nicht."
Sein Vater wurde mit jedem Wort lauter und schien kurz davor zu sein ihm eine zu klatschen. Hinter dem Rücken seines Vaters konnte Itachi durch einen kleinen Türspalt seine Mutter sehen, die den weinenden Sasuke im Arm hielt. Beide schienen ziemlich verstört zu sein, so hatten sich Itachi und sein Vater noch nie gestritten.
Fukaku packte ihm am Hemdkragen und funkelte ihn zornig an.
„Du wirst nicht wieder aus diesem Haus gehen, ehe ich es dir erlaube. Und du wirst sie nie wieder sehen!"
Itachi stieß einen Schrei aus, riss sich mit erstaunlicher Kraft von seinem Vater los.
„Ich hasse dich!"
Damit lief er raus, hinter ihm gellten die Schreie seines Vaters. Aber er achtete nicht darauf, lief einfach immer weiter, irgendwohin, nur nicht wieder nach Hause.
Okay, so ging das definitiv nicht weiter, dachte Sakura müde. Schon zum dritten Mal wachte sie Nachts auf, weil Itachi sich so laut auf seinem Lager umher rollte oder mit den Zähnen knirschte, dass sie nicht schlafen konnte. Ihn zu wecken hatte sie seit dem letzten Versuch gründlich unterlassen. Aber es war bereits die dritte Nacht in der er ihr den Schlaf raubte und es reichte ihr. Sie war müde, sie war durch das viele Training extrem gereizt und ihr tat noch alles von Training weh. Aber ehe sie sich doch dazu entscheiden konnte ihn zu wecken, wachte er von selbst auf. Selbst im schwachen Schein des Feuers konnte sie sein weißes Gesicht sehen.
Sie seufzte laut. „Wir legen jetzt ein paar neue Regeln fest, Itachi."
Er drehte den Kopf weg und stand auf. Leichtfüßig ging er zum Fluss und bedeckte sein Gesicht mit ein wenig Wasser. Sie gesellte sich zu ihm und sah den Wassertropfen auf seinem Gesicht zu, wie sie von seiner makellosen Haut herunterflossen. Sie riss ihren hypnotisierten Blick von ihm los und sah verlegen auf die Steine vor ihr. Regeln, komm auf das Thema zurück!
„Zu den neuen Regeln. Erstens zum Training, das ist mir gestern aufgefallen. Du lässt dich in letzter Zeit schnell ablenken, sei es durch lautes Rascheln...oder andere Geräusche."
Ihr war alles andere als nicht entgangen, dass er merkte, dass es ihr nicht gut ging. Sie versuchte den Husten, der mittlerweile noch intensiver geworden war, zu unterdrücken. Aber vor ihm konnte sie nichts verbergen, auch wenn er blind war.
„Ich bitte dich in Zukunft dein Training auch dann nicht zu vernachlässigen, wenn so etwas passiert. Wenn du dich gut genug konzentrierst, kriegst du das mit und kannst dich gleichzeitig versuchen zu entspannen. In Ordnung?"
Er nickte widerwillig. Jetzt kam Regel Nummer Zwei.
„Itachi, nichts für ungut, aber es nicht gerade von Vorteil, wenn du uns beiden mit deinen Träumen den Schlaf raubst. Das tut mir nicht gut und dir erst recht nicht."
Sie machte eine Pause und versuchte in seinem Gesicht zu lesen. Leider schienen alle Uchihas neben ihrem perfekten Aussehen auch noch ein perfektes Pokerface zu besitzen, denn sie hätte genausogut versuchen können Hieroglyphen zu lesen. Sie schluckte.
„Meiner Erfahrung nach gehen Träume am besten weg, wenn man sie erzählt."
Jetzt verspannten sich seine Schultern doch ein wenig. Sie schaute weg.
„Wenn du darüber reden willst, kannst du mir das ruhig erzählen. Aber wenn du dadurch ein weiteres Mal beim Schlafen oder beim Training behindert wirst, bitte ich dich es mir zu erzählen. Dadurch wird es leichter. Okay?"
Er sah überhaupt nicht so aus als wollte er auf sie hören. Konnte sie verstehen, wer erzählte einer Fremden schon gerne seine Alpträume? Sie würde es ihm auch nicht erzählen, es sein denn er würde irgendwas tun, was sie vom Gegenteil überzeugen würde.
Letztendlich kam aber ein wohlbekanntes Schnauben von ihm. Mittlerweile wusste sie, dass das so viel wie Ja hieß. Sie nickte und ging wieder zu ihrem Schlafplatz. Sie war verdammt müde und legte sich hin. Sie war direkt eingeschlafen. Daher merkte sie auch nicht, dass Itachi am Fluss sitzen blieb und scheinbar nicht vor hatte wieder zu schlafen.
Sakura wusste nicht ob sie es Eifer oder Trotz nennen sollte, was Itachi da trieb. Jedenfalls war er schon am Meditieren als sie aufstand. Sie ließ ihn in Ruhe, froh nicht mit ihm sprechen zu müssen. Auch wenn sie sich an seine Anwesenheit gewöhnt hatte, war es doch verdammt gruselig mit Sasukes älteren Bruder so nahe zusammen zu sein. Es machte ihr irgendwie Angst, aber gleichzeitig war es auch aufregend. Wohl oder übel musste sie mit ihm klar kommen. Und seit sie das schöne Gespräch in der Dusche geführt hatten – bei deren Erinnerung Sakura immer noch rosa im Gesicht wurde – kamen sie eigentlich auch gut miteinander aus. Wenn man sein allgemeines Schweigen und ihre Beiträge als Auskommen bezeichnen konnte.
Aber eines musste man ihm lassen. Er war nicht so abwertend gegenüber Frauen wie Sasuke. Der hatte nie eine Frau in seiner Nähe gewollt und immer klipp und klar gemeint, dass er nur ein Ziel im Leben hatte. Itachi war auf jeden Fall schweigsamer und gruseliger. Aber im Gegensatz zu Sasuke gab er ihr nicht das Gefühl nicht willkommen zu sein. Er schien nur nicht mit der Situation zufrieden zu sein, in der sie sich beide befanden.
Sie zuckte mit den Schultern und sah zu ihm rüber. Sie hatte wieder ein paar Fallen präpariert und war für das Training bereit.
„Itachi?"
Von ihm hatte sie die ganze Zeit nichts gehört, aber jetzt war er zuckte er ab und zu zusammen. Eine Vorahnung überkam Sakura und sie ging leise zu ihm.
Er wollte zu ihr. Jetzt sofort!
Itachi lief durch den Wald so schnell er konnte. Er wollte zu ihr, wollte ihre Nähe spüren, ihre Wärme, ihren Geruch. Die ganze Zeit über hatte er das Gefühl gehabt verfolgt zu werden. Nur einmal machte er eine kurze Pause um Luft zu schnappen. Er hatte kein einziges Mal Halt gemacht, seit er von zu Hause fortgelaufen war. Lange wartete er nicht, er lief wieder los.
Aber schon vom weiten roch er den beißenden Geruch von Feuer und das schrille Schreien. Voller Panik lief er aus dem Wald und kam zu dem Hof.
Alles brannte. Der Hof, die Scheune, der Stall. Die Schreie kamen aus dem Haus, aus dem Stall, von überallher schienen sie zu kommen. Aber Itachi hatte nur für eines Augen. Er hatte sie erblickt. Sie lag keine vier Meter von ihm entfernt.
„Yuki..."
Schnell lief er zu ihr, sah das Blut, dass ihr aus den Beinen lief und die verbrannte Stelle an ihrem Hals. Ein Kunai steckte in ihrer Brust und Blut lief ihr aus der tiefen Wunde. Sie wimmerte kläglich, regte aber den Kopf in seine Richtung, als sie seine Stimme hörte. Itachi kamen die Tränen und er vergrub das Gesicht in ihren Haaren.
„Meine Kleine, es tut mir so leid.", schluchzte er.
Sie war nicht mehr zu retten, dass war ihm klar. Sie litt gerade Höllenquallen. Tränen liefen ihm über das Gesicht als er in eine seiner Beintaschen griff und ein Kunai zog. Er legte eine Hand auf ihren Kopf, versuchte sie mit seiner Stimme zu beruhigen, zu trösten. Sie wurde ruhig unter seiner Hand, ihre blauen Augen wurden schwer. Mit einem raschen Schnitt zog er das Kunai durch ihre Kehle. Ihr Kopf bäumte sich auf, ein schwacher Schrei kam aus ihrer Kehle. Er presste ihren Kopf an seine Brust und weinte, weinte bis es mit ihr vorbei war.
Der Kerl war eingeschlafen!
„Okay, jetzt reichts!", zischte sie und packte ihn fest an den Schultern.
Sie wusste nicht mal wie ihr geschah. Itachi erwachte mit einem leisen Schrei, packte ihre Handgelenke und warf sie über seinen Rücken. Mit einen Schrei fiel sie ihrerseits in den Fluss. Noch bevor sie wieder aus dem Wasser kam, zog sie auch schon die Fäden von den Fallen. Jetzt hatte er sie wütend gemacht. Nicht nur das er bei ihren Training einschlief, nein, jetzt spielte er schon wieder verrückt. Das ließ sie sich nicht mehr bieten.
Ein Kampf entbrannte, wie sie ihn beide noch nie geführt hatten. Eigentlich war Sakura es ja schon gewöhnt mit ihm zu kämpfen, aber sie konnte nicht verleugnen, dass er mit jedem mal stärker und geschickter wurde. Denn obwohl er extrem gereizt war, wich er allen Fallen aus, als könnte er sie wie Neji durch ein Byakugan sehen. Es war unglaublich, sie konnte nicht anders als ihn zu bewundern. Nie hatte sie jemanden kennengelernt, der so schnell das Gelernte in die Tat umsetzte und es auch noch zu perfektionieren schien. Es dauerte nicht lange bis ihre Fallen aufgebraucht waren, jetzt war sie wieder auf sich allein gestellt. Was auch nicht gerade von Vorteil war, denn jetzt ging er direkt auf sie los und zwar mit allem. Sie erkannte mit Schrecken, dass er schon wieder eine Scheißwut zu haben schien. Das machte ihr Angst.
Ein riesiger Feuerball kam auf sie zugeschossen, als sie gerade gegen einen Baum geschleudert worden war. Noch benommen von dem Schlag konnte sie nur knapp ausweichen, ihre Kleidung wurde stark versenkt, brennender Scherz schoss an ihrem linken Bein hoch und teilweise im Gesicht. Sie schrie, was nicht sehr klug war, aber sie konnte es nicht unterdrücken. Mit einem Satz sprang er sie an, doch einen Versuch startete sie noch. Als er sich auf sie stürzen wollte, rammte sie ihm die Beine in den Bauch, packte ihn an den Armen und schleuderte ihn zwei Meter von sich weg. Das hielt ihn jedoch nicht auf. Mit einer eleganten Drehung kam er mit den Füßen an einem Baumstamm, sprang ab, rammte sie und schon rollten beide auf den Boden. Ehe sie es sich versah hatte sie eine Klinge am Hals.
Der Kampf hatte nicht mal lange gedauerte, höchstens sechs Minuten. Beide keuchten schwer. Sakura starrte verschreckt in das Gesicht über ihr. Itachis Gesicht war schweißnass und blass. Allerdings waren seine Züge nicht verzehrt, so wie damals. Jetzt wirkten sie einfach nur verbissen. Seine Augenbinde war im Kampf verloren gegangen, sie konnte ihr Spiegelbild schwach in der trüben Iris erkennen. Und in ihnen stand Schmerz, großer seelischer Schmerz. Sakura schluckte und versuchte gar nicht erst sich zu bewegen. Aber reden konnte sie noch, auch wenn er ihr ein Messer an die Klinge hielt.
„Willst du es mir nicht endlich erzählen?", flüsterte sie. „So kommen wir nicht weiter."
Er antwortete nicht, nahm auch nicht das Messer von ihrer Kehle. Sein Gesicht wurde ausdruckslos.
„Du kannst mir vertrauen.", murmelte sie. „Vielleicht glaubst du es nicht, aber ich bin eine Frau, die ihr Wort hält. Niemand würde davon erfahren."
Immer noch nichts.
„Vertrau mir."
Langsam, ganz langsam nahm er das Messer von ihrer Kehle, ging jedoch nicht von ihr runter, obwohl er praktisch auf ihr drauf saß. Und seltsamerweise fand sie es im Moment nicht unangenehm, auch wenn die Situation es nicht erlaubte. Eine Zeit lang herrschte Stille, ehe er tatsächlich den Mund aufmachte.
„Als ich neun Jahre alt war, war ich bereits im vollen Besitz des Sharingans. Mein Vater intensivierte mein Training bis ins Unermessliche, sodass ich kaum noch Zeit für meinen kleinen Bruder oder meine Freunde hatte. Er nahm mir alles weg, was mir wichtig war, nur damit ich der Beste wurde. Nur hatte er dabei nicht bedacht, dass ich nicht der Beste sein wollte. Also haute ich eines Morgens ab. Ich hatte keine Lust mehr auf die Tyrannei meines Vaters. Ich lief irgendwohin, raus aus Konoha. Ich wusste nicht wohin ich lief, ich wollte einfach nur weg. Irgendwann kam ich schließlich aus dem Wald und fand mich auf einer Wiese wieder. Vor mir lag ein kleiner Hof, der von einem alten Pärchen betreut wurde. Aus Angst das sie mich verraten würde, lief ich in den Stall und versteckte mich in einer der Boxen. Ich war nur nicht allein."
Sakura hatte die Stirn in Falten gelegt. Der Itachi Uchiha war von Zu Hause abgehauen? Reife Leistung. Allerdings brachte es sie doch ein wenig aus dem Konzept als sie wusste, worauf er anspielte. Für sie bestand kein Zweifel, dass es eine Pferdebox gewesen war.
„Ich war in der Box einer Stute gelandet, die wegen meines Eindringens natürlich nervös wurde. Ich sprach zu ihr, bat sie sie solle ruhig sein. Und verwunderlicherweise hörte sie auf mich. Sie wurde still, schaute mich aus großen blauen Augen an und schien mich zu verstehen. Ich wusste nicht, was über mich kam, aber ehe ich es mich versah vernarrte ich mich in dieses Pferd. Sie war wunderschön. Strahlend weißes Fell, blaue Augen und ein sanftes Wesen. Sie hieß Yuki. Allerdings entdeckten mich die Besitzer der Stute. Anfangs dachte ich, dass sie mich verpfeifen würden, aber sie haben es nicht getan. Sie haben gemerkt, dass ich ein Händchen für Tiere zu haben schien. Sie gestatten mir eine Weile bei ihnen zu bleiben. Und ich blieb die meiste Zeit bei Yuki. Ich lernte auf ihr zu reiten, sie zu führen. Ich brachte ihr sogar Tricks bei. Es war die schönste Zeit, die ich in meinem Leben je gehabt habe."
Ein leises Lächeln legte sich auf seine Züge und Sakura ging das Herz auf. Sie stellte sich den jungen Itachi auf einem weißen Pferd vor, lachend und voller Freude. Er muss wie ein kleiner Märchenprinz ausgesehen haben. Itachis Lächeln wurde noch ein wenig liebevoller.
„Ich hatte mir schon gedacht, dass meine Familie nach mir suchen würde. Ich hätte nur nicht gedacht, dass Sasuke mich finden würde. Und wer hätte es gedacht, er wollte mit auf Yuki, als ich auf ihr drauf saß. Ich und Sasuke hatte noch nie so viel Spaß gehabt wie auf diesen Hof."
Dann verdüsterten sich seine Gesichtszüge.
„Es kam jedoch wie es kommen musste und mein Vater wusste von meinem Geheimnis. Ich habe es geschafft drei Monate vor ihm geheim zu halten als ich wieder zu Hause war. Aber natürlich fand er es raus. Er verbiet mir wieder zu der Stute zu gehen. Er und ich kamen in einen heftigen Streit und ich lief wieder weg. Ich lief zu dem Hof und wollte zu meiner einzigen Freundin. Aber als ich dort ankam...stand der Hof in Flammen. Eine Bande von Räubern hatte die Pferde stehlen wollen. Sie hatten die Besitzer ermordet und die Pferde geklaut. Yuki hatte sich anscheinend gewehrt und war ausgerissen, wurde jedoch von einem Kunai gepfählt. Als ich ankam, lag sie am Boden und war langsam am verbluten."
Itachi drehte das Gesicht weg und sein Blick wanderte in die Ferne.
„Ich wusste, dass sie nicht mehr zu retten war. Ich erlöste das Pferd von seinem Leiden. Es brach mir fast das Herz meine einzige Freundin zu töten. Mein Vater trat aus dem Wald als ich es tat, zog mich von ihr weg und sperrte mich in den Keller, nachdem er mich zur Rechenschaft gezogen hatte."
Langsam ging er von ihr runter und stand auf. Auch Sakura erhob sich, brachte keinen Ton heraus. Doch seine nächsten Worte setzten dem Kuchen noch die Kirsche drauf.
„Eines habe ich jedoch nicht an diesem Abend vergessen. Das Kunai, welches Yuki durchbohrt hatte, war das meines Vaters gewesen. Das Uchihawappen prankte an seinem Griff."
Sakura klappte der Mund auf. Dann überkam sie eine Mordswut. Was für ein Vater war das denn? Wäre er nicht schon tot gewesen, hätte Sakura ihm ihre Faust ins Gesicht gerammt. Er hatte die einzige Freundin seines Sohnens, auch wenn es nur ein Tier gewesen war, getötet, nur damit er ihn weiter gewaltsam fördern konnte. Sie knirschte mit den Zähnen und ballte die Fäuste.
„Das ist nicht fair.", flüsterte sie.
Er zuckte mit den Schultern und steckte das Kunai weg. „Wann ist das Leben bitte fair?" Er drehte sich zu ihr um und wirkte vollkommen ernst. „Jetzt habe ich eine Frage an dich."
Sie schluckte schwer, sie hatte schon so eine Ahnung. „Was?"
„Da ich dir jetzt meine niedliche Traumwelt gezeigt habe, erwarte ich wenigstens eine Gegenleistung."
Sie schluckte und schloss die Augen. Sie hatte schon eine Ahnung, was er von ihr wollte. „Und? Was willst du?"
Für einen Moment war es still. Dann...
„Ich werde das jetzt nicht einlösen. Versprich mir nur, dass du mir den Gefallen tust, wenn ich dich darum bitte."
Sie atmete erleichtert aus, ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht.
„Einversta-..."
Weiter kam sie nicht. Ein brennender Schmerz schoss ihre Brust hoch, ihre Lunge schrie vor Schmerz. Sie keuchte und ehe sie es verhindern konnte fing sie krampfhaft an zu husten. Sie schlug die Hände auf den Mund und krümmte sich zusammen. Sie bekam keine Luft, es tat so weh. Nur am Rande bemerkte sie, wie Itachi einen Schritt auf sie zu tat. Sie hustete immer krampfhafter, es hörte einfach nicht auf. Ein kratzendes Geräusch ertönte, ihr Hals fühlte sich an als wollte er zerspringen.
Und dann schmeckte sie es auf einmal. Es kroch in ihren Mund, füllte ihn aus. Ehe sie es richtig merkte lief Blut aus ihrem Mund, durch die Finger hindurch und tropfte dickflüssig auf den Waldboden. Mit riesigen Augen starrte sie das Blut vor ihren Füßen an, ehe sie zu Itachi sah. Zum ersten Mal sah sie ihn verdammt verstört dastehen. Dann verschwamm ihre Sicht und das letzte was sie spürte war, wie jemand sie auffing, ehe sie auf den Boden aufschlug.~~~~~~~~~
Soo ich hoffe ihr hattet Spaß beim lesen.... ^ ^
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Heal My Eyes
Fiksi PenggemarBei einer Mission passiert irgendetwas mit Itachi und keiner aus der Organisation weiß ihm zu helfen. Nur die Hilfe eines professionellen Medic-Nins kann ihn noch retten. Kisame macht sich nach Konoha-Gakure auf, um die Schülerin der Hokage zu entfü...