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Als es an der Tür klingelt, seufze ich. Was hätte ich doch heute lieber getan, als den Nachmittag mit Ben, meinem Freund, zu verbringen. Es wird ohnehin wieder das gleiche langweilige Prozedere wie schon seit fast einem Jahr.

Demotiviert öffne ich die Haustür. Da steht er vor mir mit seinem honigsüßen Lächeln, den braunen Labradoraugen und dem hellbraunen braver-Junge – Haarschnitt. Ich zwinge mich dazu, ein Lächeln auf mein Gesicht zu zaubern. Schließlich bin ich kein schlechter Mensch. „Heey!", flöte ich aufgesetzt. „Hey mein Schatz", erwidert er aufrichtig und nimmt mich in seine Arme, drückt mir einen Kuss auf den Scheitel. Sanft presse ich ihn von mir weg und gehe voran in mein Zimmer. Brav wie er ist, folgt er mir. Schließt sogar die Tür.

Ich atme tief ein und will gerade fragen, was wir denn heute machen wollen, als mir auffällt, dass er eine schwarze Tüte in seiner Hand hält. Es ist eine von denen, die man nur in Erotikläden bekommt. Eine von denen, die unauffällig sein sollen, jedoch gerade dadurch um so mehr auffallen und die Blicke auf sich ziehen. Ja ich habe etwas Verbotenes gekauft. Neidisch? Oder ist ihnen das etwa zu brisant?

Ich schaue Ben also überrascht an. Denn gerade er wäre der Letzte, dem ich zutrauen würde, jemals eine solche Tüte in der Hand zu halten. „Was hast du da?" Um meine Frage zu unterstreichen zeige ich auf den schwarzen Plastikbeutel. Er wird augenblicklich rot. Allein bei diesem Anblick möchte ich mal wieder meine Augen verdrehen, unterdrücke es jedoch. Er kratzt sich mit der freien Hand im Nacken, sieht weg und beginnt zu stammeln: „Du- Wir wollten doch mal was- Du hast dir doch gewünscht, dass- wir mal etwas versuchen." Trotz des Stotterns ist mein Lächeln nun echt. Die Hoffnung steigt in mir auf, dass der Nachmittag vielleicht doch noch interessant werden könnte. Zögernd tritt er nun an mein Bett heran und lässt den Inhalt aus der Tüte gleiten. Als ich erkenne, was er mitgebracht hat, ziehen sich die Muskeln in meinem Unterleib unwillkürlich zusammen. Mein Mund steht offen. Das hätte ich nun nicht von ihm erwartet: Mehrere Seile schlängeln sich auf meinem Laken, zudem ein seidenes schwarzes Halstuch. Da ich seinen fragenden Blick auf mir spüre, sehe ich zu ihm auf. „Wenn du nicht willst- Du hattest mir mal davon erzählt- also- soll ich mal versuchen dich-?" Zu fesseln? Zu knebeln? Mich mit dem Seil auszupeitschen? Mich blind zu nehmen? Ein Kribbeln wandert über meinen Körper. Ich will ihn anschreien, er solle endlich anfangen, doch ich nicke nur. Will ihn nicht verschrecken. Dabei glühe ich innerlich vor Aufregung und Vorfreude.

Dieses Gefühl erhält jedoch einen ersten Dämpfer, als er mich fragt, ob ich meine Kleidung anbehalten wolle. Zornig sehe ich ihn an, sodass er abwiegelnd die Hände hebt und mir dabei zusieht, wie ich mich beinahe trotzig meiner Hose, dem weißen Höschen, dem T-Shirt und dem BH entledige. Obwohl er nicht 'wirklich' zusieht, dass ist mir klar. Sein Blick ist auf einem Punkt hinter mir gerichtet, als könne er es nicht ertragen, mich nackt zu sehen.

Das war schon von Anfang an so. Es gibt keine einzige Situation, in welcher wir uns nicht im Dunkeln und unter Decken geliebt haben. Versuche, ihn von anderen Orten oder Tageszeiten zu überzeugen, schlugen fehl. Schlimmer noch: Nach einem solchen Überredungsmanöver, fasste er mich oft Tage danach nicht mehr an. Als wäre er eingeschnappt. Lächerlich.

Er reißt mich aus meinen Gedanken: „Kannst du dich vielleicht hinlegen, damit ich anfangen kann?" Die Seile hält er bereits in den Händen. Sie hängen da wie nasse Socken an der Wäscheleine, gehalten von einer schon morschen Klammer. Ich versuche das zu ignorieren und tue, was er mir so zu sagen befohlen hat. „Bequem so?" Jetzt verdrehe ich doch die Augen. Seine Antwort darauf ist ein trockenes Schlucken. Mit zittrigen Händen macht er sich daran, eines der Seile um mein Handgelenk zu legen und bindet dann einen lockeren Knoten. Es wäre ein leichtes gewesen, meinen Arm aus dieser Schlinge zu ziehen. Ich schaue ihn an. Sofort fährt er zurück. „Ist etwas? Fühlst du dich nicht wohl? Sollen wir das lieber sein lassen?" Ich erhebe mich enttäuscht und frustriert. Doch ich bleibe freundlich. Immerhin hat er es versucht. Also lege ich sanft meine Hand auf seinen Mund. „Lass uns das ein anderes Mal probieren, okay? Mir geht es heute nicht so gut und ich möchte am liebsten allein sein." Ben nickt. Dabei wirkt er fast schon erleichtert. Er küsst mich auf die Stirn. „Ich liebe dich!" Ich nicke nur. Ein wenig enttäuscht steht er auf und geht. Als ich die Haustür zufallen höre, falle ich seufzend in die Kissen.

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