Amber und ich folgen dem Mann durch den Eingang. Das Foyer, welches wir nun betreten, ist so groß wie meine gesamte Wohnung. Es ist gleichzeitig modern und altmodisch eingerichtet. Dieser Kontrast gefällt mir sehr.
Wir gelangen zur Rechten in einen langen Flur. Schon hier sind bereits zahlreiche Stimmen zu vernehmen. Die erste Tür auf der linken Seite steht offen. Wir treten ein. Ein weiterer riesiger Saal befindet sich hinter ihr. Er ist reich gefüllt mit verschiedenen Menschen.
Sofort fällt mir auf, dass sich die Masse in zwei Lager zu teilen scheint. Da sind auf der einen Seite diejenigen, die verschiedenfarbige Alltags- oder Abendkleidung tragen. Sie stehen zum großen Teil etwas schüchtern oder verloren da, andere schauen sich gespannt um. Auf der anderen Seite sind Männer in Schwarz und Frauen in Rot. Beide maskiert, genau wie Amber und mein Fahrer.
Wir werden bereits kurz hinter der Tür gestoppt. Ein Mann in roter Kleidung und gleichfarbiger Rankenmaske hält uns mit ausgestrecktem Arm davon ab weiter zu gehen. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Fragend schaue ich zu meinem Begleiter auf. Doch dieser ignoriert meinen Blick. Stattdessen wendet er sich an den roten Sonderling und teilt ihm meinen vollständigen Namen mit. Ich stutze kurz, woher er dies wissen kann, denn ich benutze online nie meinen korrekten oder vollständigen Namen und auf dem Klingelschild meiner Wohnung sind die Buchstaben zu abgewetzt, um auch nur etwas zu erkennen. Doch ich verdränge dies, denn ich bin im Haus des Fuchses. So nah!
Der rote Mann trägt etwas in ein Tablet ein, grummelt etwas in sich hinein, verbeugt sich kurz und verschwindet dann in der Menge.
Er ist wie Amber, denke ich: Ob er einer Herrin oder einem Herrn unterliegt? Gibt es überhaupt weibliche Herrinnen in diesem Haus? Ich will gerade damit beginnen, den Saal nach einer Frau mit schwarzer Fuchsmaske zu sondieren, da wenden sich plötzlich alle Anwesenden im Salon murmelnd dem hinteren Teil des Raumes zu. „Lasst uns weiter nach vorn", flüstert Ambers Herr. Zu dritt schlängeln wir uns durch die Masse, bis ich schließlich erkennen kann, dass am Ende dieses Raumes eine kleine Bühne aufgebaut ist.
Mit einem Mal ist es sehr still. Eine fallende Stecknadel wäre sicher zu hören gewesen. Zu der schon vorhandenen Aufregung gesellt sich nun auch noch eine gewisse Anspannung.
Plötzlich öffnet sich eine Tür, welche sich ein Stück links neben der Bühne befindet. Ein Mann in einem schwarzen Anzug tritt daraus hervor und begibt sich mit anmutigen Bewegungen auf die Bühne. Als mein Blick auf sein Gesicht fällt, überläuft mich eine Gänsehaut. Die Muskeln in meinem Unterleib ziehen sich zusammen und mir wird heiß und kalt zugleich. Er trägt nicht die gleiche Maske wie all die anderen Männer, die ihn nun von unten aus ansehen. Seine ist genau wie in meinem Traum aus Fell, welches das eines Fuchses imitiert und dabei so wahnsinnig echt erscheint. Seine wilden Haare unterscheiden sich dabei kaum von ihr.
Das muss ein Traum sein, denke ich, dastehend mit offenem Mund. Verwirrt und erregt zugleich. Meine Knie zucken, bei dem Gedanken, dass er da nun wirklich über uns, über mir steht. Am liebsten hätte ich mich in diesem Moment vor ihm auf die Knie geworfen (und seinen Gürtel aufgemacht). Blut schießt mir in die Wangen. Ich kneife mir fest in den Arm. Nein. Kein Traum, Lisi. Kein Traum. Realität.
Während ich zu seinen Füßen herumhibble, steht er da oben und kostet die Stille aus. Als hätte er alle Zeit der Welt. Auch andere werden hörbar unruhig. Er nimmt dies ebenfalls wahr, denn ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. Schließlich beginnt er zu sprechen. Seine tiefe und raue Stimme durchdringt den gesamten Saal mit Leichtigkeit: „Sehr geehrte Füchse und Rosen, liebe Spielerinnen und Spieler. Ich will euch nicht weiter auf die Folter spannen und heiße euch somit hier in meinem Haus herzlich Willkommen."
Die Menge klatscht. Ich kneife mir erneut in den Arm, weil ich es einfach nicht glauben kann, dass ich wirklich hier bin. Er lässt es geschehen und wartet ruhig ab, bis wieder Stillschweigen einkehrt.
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Red Rose Game
RomanceGelangweilt von der Tristesse des Alltags nimmt Lisica an einem Spiel Teil, welches ihr Leben verändern wird. Verlangen, Hörigkeit und Lust. Wie weit wird sie im Kampf um den Preis des Red Rose Games gehen?