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Der Weg nach Hause zieht sich wie ein Kaugummi in die Länge, dabei gehe ich schneller als üblich. Mein Atem ist hastig. Endlich öffne ich die Haustür. Als ich schließlich im Flur stehe, krame ich mein Handy aus dem Rucksack. Lasse den Bildschirm aufleuchten. Wieder zwei Nachrichten. Eine in der Gruppe und eine private. Ich klicke auf erstere. Die Gruppe öffnet sich und mein Blick fällt auf die Teilnehmer Zahl. Nur noch 200. Es wurde also massiv aussortiert bei dieser Runde.

>Liebe Spielerinnen und Spieler,

Bei unserer letzten Runde ging es um Mut und Vertrauen. Viele wiesen diese Fähigkeit nicht auf und mussten bedauerlicher Weise das Spiel verlassen. Es ist daraus folgend also ein noch größeres Lob an diejenigen, die noch immer dabei sind! Wir freuen uns auf die nächste Aufgabe.

Der Fuchs<

Es waren wohl nicht alle so schrecklich vernarrt in dieses abstruse Spiel wie ich. Aufgeben, einen Befehl nicht mit allen Kräften befolgen, das kam für mich mittlerweile überhaupt nicht mehr in Frage. Dafür war das alles viel zu interessant und aufregend. Ich wollte diesem Mann gefallen, von dem ich nicht einmal den richtigen Namen wusste. Der sich jedoch tief in meinen Verstand gebrannt hatte.

Ich will gerade auf seine Nachricht klicken, da bekomme ich eine weitere private Nachricht. Sie ist von Ben. An ihn hatte ich überhaupt keinen Gedanken mehr verschwendet seit dem Nachmittag, an dem er mich geschlagen hatte. Der Fuchs hatte eine höhere Priorität. Ben war zu einer Nebensächlichkeit geworden. Ein Mittel zum Zweck. Dennoch öffne ich zuerst seine Nachricht.

>Hey Lisi,

tut mir leid, dass ich jetzt erst schreibe...ich musste das von gestern erst einmal verarbeiten. Ich habe so ein wahnsinnig schlechtes Gewissen. Wie konnte ich dir das bloß antun. Du musst diese schrecklichen Bilder löschen! Diese roten Striemen...was ist bloß in mich gefahren? Lass uns so etwas bescheuertes bitte nie wieder tun. Ich liebe dich einfach zu sehr, als dass ich dir Leid zufügen könnte. Ich hoffe du verstehst das und hast heute keine allzu großen Schmerzen.

Ich liebe dich über alles!<

Wut kocht in mir auf. „Weichei!", zische ich. Der einzige, der sich bescheuert anstellt, bist doch du, Ben. Ich hatte ihm doch gesagt, dass es mir gefallen hat. Schließlich habe ich ihn angebettelt, er möge härter zuschlagen. Sieht er auf den Fotos nicht das, was ich sehe? Eine sehr entspannte und befriedigte Frau? Vertraut er meiner Wahrnehmung nicht? Wie kann ich ihm das bloß begreiflich machen?

Gar nicht, antwortet die Stimme in meinem Kopf. Er ist nicht...so. Ja wie? Oder bin ich falsch? Dass es mir gefällt geschlagen zu werden. Dass ich es liebe, diese rot und lila farbigen Linien zu betrachten. Dass es mich erregt, Befehle zu befolgen, Anerkennung dafür zu erhalten oder bestraft zu werden, sollte ich versagen. Bin ich falsch? Unwichtig, denke ich ein wenig trübsinnig und verlasse den Chat mit Ben. Solange ich niemand anderes schade, ist es doch egal, was ich mit meinem Körper anstelle.

Ich öffne die Nachricht des Fuchses.

>Braves Mädchen!<

Da ist es wieder dieses wohlige Gefühl, während ich diese Worte lese. So muss sich ein Hund fühlen, der von seinem Besitzer gelobt wird.

>Es war mir eine große Freude, dich beim Kommen zu beobachten. Du hast diese Aufgabe wirklich gut gemeistert. Deshalb denke ich, dass du dir eine Belohnung verdient hast. Diese wird gleichzeitig deine nächste Aufgabe sein. Um 17 Uhr wird es an deiner Haustür klingeln. Du wirst bereitstehen, um zu öffnen. Bitte deinen Gast herein.

Selbstverständlich wirst du dabei nackt sein.

Lass dich von ihm verwöhnen. Hab keine Angst, er wird nichts tun, was du absolut nicht willst, zudem ist er vollkommen gesund. Ich wünsche dir einen schönen Abend.

Red Rose GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt