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Wecker klingeln weckt mich aus einem tiefen traumlosen Schlaf. Desorientiert taste ich nach meinem Handy, bis mir schließlich einfällt, dass ich es ja gar nicht bei mir habe. Schlaftrunken setze ich mich auf. Reibe mir mit beiden Händen den Schlaf aus den Augen. Das laute Geräusch kommt aus der Richtung des Bettes. Ein wenig steif von der ungewöhnlichen Schlafstätte, erhebe ich mich und trete an den Linken der beiden Nachtische heran, auf welchem ein klassischer alter Wecker steht. Es dauert einige Sekunden, bis ich es schaffe, das nervige Ding abzustellen. Erst in der anschließend eintretenden Ruhe fällt mir auf, dass das Bett neben mir zwar hübsch gemacht aber leer ist. Ich muss wirklich tief geschlafen haben, dass ich die beiden nicht einmal gehört habe. Wo sie jetzt wohl sind?

Ich stelle den kleinen Wecker zurück auf den Tisch, wo mein Blick auf eine Hand geschriebene Nachricht fällt. Die Schrift ist klein und schnörkelig. Feminin ist das erste, was mir dabei in den Sinn kommt. Ich überfliege die Zeilen:

>Guten Morgen Lisica! 😊

Bitte finde dich um neun Uhr im Empfangssaal ein. Deine Kleidung für den heutigen Tag findest du wieder auf der Kommode. Bediene dich gern im Badezimmer und mach dir ein schönes Frühstück. Schau einfach mal in den Kühlschrank.

Liebe Grüße

Lovita<

Um neun im Empfangssaal. Mein Blick wandert zum Wecker. Ein Schauer überläuft mich als ich feststelle, dass es bereits zehn nach acht ist. Nicht einmal eine ganze Stunde Zeit, um mich fertig zu machen, dabei muss doch alles perfekt sein.

Den Vorschlag, mich am Kühlschrank zu bedienen, ignorierend, stürme ich ins Badezimmer und vollziehe mein Schönheitsprogramm: Zähne putzen, rasieren, schminken, kämmen, anziehen. Alles im Eiltempo. Zum Glück ist das Bad der beiden sehr gut sortiert, sodass ich nicht lange nach den einzelnen Sachen suchen muss.

Auch heute gibt es wieder keine Unterwäsche für mich. Das Kleid ist aus dem gleichen dünnen Stoff wie gestern, nur ist es dieses Mal nicht weiß, sondern leicht rosé. Um die Taille wird es von einem schmalen Gürtel gerafft. Die Ärmel flattern locker um meine Arme. Der V-Ausschnitt ist nicht ganz so gewagt wie am Tag zuvor, doch ist es ebenso knielang. Als ich in den Spiegel schaue, gefalle ich mir äußerst gut. So kann ich zum nächsten Spiel antreten.

Etwa fünf Minuten vor neun renne ich die Treppe ins Erdgeschoss hinab. Dabei streicht mir der zarte Stoff des Kleides bei jedem Schritt neckend über die Striemen auf meinem Po, was mich in eine Stimmung der Vorfreude versetzt.

Etwas außer atmen erreiche ich die Tür zum Saal. Wie gestern steht eine männliche Rose im Türrahmen mit einem Tablet in der Hand, nur ist er weit weniger bekleidet. Statt eines roten Anzugs trägt er nichts weiter als die Maske und einem schmalen Slip aus Latex. Beides natürlich in Rot. Als mein Blick auf sein Sixpack fällt, flüstert eine innere Stimme, dass er mehr Kleidung auch absolut nicht nötig hat. Ich werde rot. Er bemerkt meinen Blick und grinst: „Lisica? Korrekt?" Ich nicke, nervös lächelnd. „Gehen sie bitte gleich hier vorne links zur Nummer eins." Er vollführt mit seiner Hand eine einladende Geste. Ich folge dieser und trete voller Aufregung in den Raum. Mein Magen fühlt sich seltsam an. Hätte ich doch etwas essen sollen?

Im Saal herrscht organisierte Ruhe. Auf jeder Seite des Raumes stehen am Boden kleine Schilder mit Nummern von eins bis zehn. Zwanzig insgesamt. Ich bin ein wenig verwundert. Waren das nicht zu wenig Schilder für die Masse an Menschen, die gestern noch im Speisesaal war?

Hinter jedem der Schilder steht einer der Füchse. Wie immer schwarz gekleidet und maskiert, doch gehört heute auch eine Kapuze zu ihrer Aufmachung. So ist keiner von ihnen zu erkennen. Ob wohl auch Lycos dabei ist?

Red Rose GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt