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Als ich kurz danach ins Schlafzimmer komme, sehe ich schon von weiten das Blinken meines Handys. Schnellen Schrittes gehe ich darauf zu. Hüpfe aufs Bett und schnappe es in der Bewegung auf. Display an. Das Licht blendet ein wenig in meinen vom Weinen noch schweren Augen.

Eine Nachricht in der Gruppe. Eine private. Wie immer schaue ich zuerst in die Gruppe. Mittlerweile sind es nur noch hundert Mitglieder. Die Nachricht an uns Spieler ist länger als sonst:

>Liebe Spielerinnen und Spieler,

so langsam wird es ernst. Der Kreis der Teilnehmer wird enger. So ist es nun also langsam an der Zeit, euch persönlich kennen zu lernen.

Morgen um 14 Uhr wird ein Wagen bei euch vorfahren. Ihr werdet ihn erkennen. Steigt ein und befolgt die Anweisungen. Berichtet niemandem von eurem Vorhaben. Wir werden uns um eure Angehörigen kümmern, um keine all zu große Aufruhe zu verursachen. Seid unbesorgt, es wird nichts mit euch geschehen, was nicht in eurem Willen ist.

Wir freuen uns auf euch. Bis Morgen.

Der Fuchs.<

Erschrocken atme ich ein. Mein Herz rast wie verrückt. Mein Gehirn entwirft tausend verschiedene Szenarien von einem Treffen mit dem Fuchs. So schnell, dass sie alle unscharf erscheinen. Meine Hände zittern.

Wie aufregend! Wo werden wir wohl hingebracht? Wie wird das alles ablaufen? Ich starre noch immer auf den Bildschirm, ohne wirklich etwas zu sehen.

Tja Ben, jetzt fährt die Irre in ihre Irrenanstalt. Ich muss lachen. Soll er sich doch eine andere suchen, die auf Blümchen und Wärmedecken steht. Wieder etwas besser gelaunt, tippe ich auf die private Nachricht des Fuchses.

>„Bitte ficken Sie mich!" Solche Worte hätte ich von dir gar nicht erwartet. Dennoch freue ich mich nun natürlich noch mehr, dich endlich persönlich zu treffen.

Bis Morgen.

Der Fuchs<

Heiße Schauer durchlaufen mich. Röte steigt in meine Wangen. Seine Worte erregen mich. Dass er das von mir weiß. Hat der Fremde ihm davon erzählt? Hat er mich beobachtet, so wie er es im Vorlesungssaal getan hat? Oder...war er sogar der Fremde? Bei letzterem schüttele ich den Kopf. Das hätte ich gewusst.

Noch immer erhitzt lege ich das Handy beiseite. Stehe auf und beginne zu überlegen, was ich für morgen, dem großen Tag, alles vorbereiten muss.



Ich bekomme kaum Schlaf in dieser Nacht. Immer wieder sehe ich den Mann aus meinen Träumen vor mir. Den Mann mit der Fuchsmaske. Er schleicht auf mich zu in diesem schwarzen Wände losen Raum. Umkreist mich. Streichelt mich.

Ich will mich gerade seinen Berührungen hingeben, da tritt Ben in das einzige Licht dieser Umgebung, welches wie ein Scheinwerfer von oben auf uns herab scheint. Seine vor Tränen glänzenden Augen schauen mich vorwurfsvoll an. Dann hebt er die linke Hand und zeigt auf mich. „Du bist eine Irre!", brüllt er mich an.

Der Fuchs ist verschwunden. Ich stehe also allein im Rampenlicht. Zu Ben gesellen sich noch weitere mir bekannte Personen. Freunde, Kommilitonen, Verwandte. Sie alle zeigen mit dem Finger auf mich und rufen mir wüste Beschimpfungen zu.

Ihre Worte verletzten mich. Reißen tiefe Striemen in meine Seele. Ich versuche, dem Lichtkegel zu entkommen, doch er wandert mit mir, als sei er nur dazu geschaffen, um mich zu entblößen.

Auch die Menge folgt mir. Ich kann ihr nicht entkommen. Hocke mich auf den kühlen Boden und verberge den Kopf hinter meinen Armen. Vielleicht haben sie recht, denke ich. Und wenn ich die morgige Aufgabe nicht bestehe und aus dem Spiel ausscheide, war das alles umsonst. Der Streit mit Ben, das Schwänzen, das Lügen.

Ist diese dunkle Seite es wert, dafür zu kämpfen? Ich spüre in mich hinein. Atme tief durch. Spüre die Leichtigkeit in mir, die mich nach dem Streit mit Ben erfüllte. Das dumpfe Pochen meiner verletzten Haut, als wäre es ein zweiter Herzschlag.

Selbst wenn ich morgen nicht weiterkommen sollte, war es das alles wert, denn so lebendig wie in diesen letzten Tagen, konnte ich mich schon lange nicht mehr fühlen.

EinLächeln stielt sich auf mein Gesicht. Der Lärm der schimpfenden Menschen istverstummt. Ich nehme die Arme von meinem Kopf und sehe auf. Der Fuchs istwieder da. Er hält mir seine Hand hin, um mir aufzuhelfen. Ich ergreife sie.Als Haut auf Haut trifft, durchläuft mich wieder dieses altbekannte Kribbeln.Es wird schon alles gut werden.

Red Rose GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt