Heldin ?

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Auch wenn es kaum vorstellbar war, so schien der Heimweg noch um einiges länger zu dauern als der Flug nach Melody.
Ich fühlte mich komplett ausgelaugt und leer, als wäre ich nichts weiter als eine bloße Hülle. Mir kam es so vor, als wäre ich nicht mehr fähig, irgendetwas zu fühlen, nicht mal ein kleines Lächeln entglitt mir, als die anderen mir von Valtors entsetzten Gesicht erzählt hatten. Sie sprachen mir Mut zu und meinten, dass ich eine Heldin wäre, aber nichts davon konnte mich trösten oder auch nur gering dafür sorgen, dass ich mich besser fühlte. Mit ging es einfach scheiße, und ich wollte nach Alfea und mich einfach schlafen legen.
Doch dies war mir nicht vergönnt.

„Was zum - ?!" Layla war plötzlich aufgesprungen und schaute aus dem Fenster des Schiffes als wir uns Alfea nährten. Auch Helia und Riven starrten nach vorne und so beschloss ich, es ihnen nachzutun: Was ich sah, ließ mich in Schock erstarren.

Alfea sah wie eine Ruine aus. Überall lagen Trümmer. Einer der beiden Türme war vollkommen eingestürzt, der andere wurde ebenfalls schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Als wir noch näher kamen, konnte man sehen, dass der gesamte Hof von Staub und Trümmersteinen überdeckt war, jedoch war keine einzige Person zu sehen.
Die Jungs landeten das Schiff vor dem Eingang, falls man diesen noch so nennen konnte, denn der Bogen war in sich zusammengebrochen und die Tore aus den Angeln gebrochen.

„Wo sind nur alle?", fragte Layla, als wir ausstiegen.

„Hinter der Schule", sagte eine Stimme und wir drehten uns um. Faragonda kam auf uns zu. „Es müssen sich erst mal alle ausruhen, bevor wir die Schule neu aufbauen können. Also haben wir hinter der Schule fürs Erste Zelte aufgestellt."

„Aber was ist passiert?", fragte ich voller Entsetzen.

„Ein Angriff. Wie wir erwartet hatten." Ein mildes Lächeln bildete sich auf Faragondas Lippen. „Aber dank dir, Musa, haben wir es alle überstanden."

Ich erwiderte nichts darauf. Mir war nicht danach, jetzt als große Retterin und Heldin dazustehen. Ich wollte nur meine Ruhe, nichts weiter.

Helia übernahm das Wort: „Also hat es geklappt?"

Faragonda nickte. „Sie sind alle verschwunden. Valtor auch, nehme ich an?"

„Ja", sagte Helia.

Riven schien nicht ganz mitgekommen zu sein und fragte verwirrt: „Wohin denn 'verschwunden'?"

„Ins Reich der Toten", meinte Faragonda nur. „Aus dem sie hoffentlich nie wieder ausbrechen werden."

„Und wenn, dann werden wir sie halt wieder aufhalten", meine Layla zuversichtlich und lächelte mich an, doch ich konnte ihr Lächeln nicht erwidern.

Alle schienen zu merken, dass meine Stimmung noch immer im Keller war. Allen voran Faragonda, welche zu mir sagte: „Lass uns einen Spaziergang machen, Musa. Ich muss mit dir reden."

Mir war weder nach Reden noch nach einem Spaziergang, doch Faragonda war bereits losgegangen und mir blieb nichts weiter übrig, als widerwillig hinter ihr her zu trotten.
Ich wollte immer noch schlafen, auch wenn mein Bett wahrscheinlich in tausend Fetzen gesprengt irgendwo auf dem Hof von Alfea verteilt lag. Aber meine Beine wollten mich einfach nicht mehr tragen und mein Kopf brummte so schrecklich, dass ich ihn kaum noch aufrecht halten konnte.

Als wir weit genug von den anderen entfernt waren, fragte Faragonda: „Wie fühlst du dich?"

Beschissen, am Ende, komplett niedergeschlagen, einfach nur fertig.

„Ganz okay", sagte ich und hoffte, dass dieses Gespräch nicht lange dauern würde.

„Wirklich?", fragte Faragonda. Sie blieb stehen und durchbohrte mich mit ihren glasklaren Augen. „Wenn man seine Kräfte aufgibt, wird einiges abverlangt, mental sowie körperlich."

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