Ein Versprechen am See

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Es war ein wunderschöner Frühlingstag gewesen, den ich und Riven zusammen am See verbracht hatte. All die Blumen blühten in den schönsten Farben; blau, violett, rot, gelb … als würde ein Regenbogen den See umgeben und ihn strahlen lassen. Und er strahlte wirklich, mit der glitzernden Sonne in seinem Inneren und ein Spiegelbild des Himmels.
Tatsächlich hätte sich Riven keinen schöneren Tag aussuchen können, egal ob Zufall oder geplant.

So saßen wir also da, schwiegen und redet in regelmäßigen Abständen; beschwerten uns über Lehrer oder erzählten von Erlebnissen; genossen das Farbenspiel der Natur oder hingen unseren eigenen Gedanken nach. Viel zu lange hatten wir keine Zeit gehabt, uns zu sehen. Immer Unterricht, Hausaufgaben, Abenteuer … es war nicht einfach, in solchen Zeiten eine Beziehung zu führen und erst recht nicht mit Riven.

Ich liebte ihn, ja. Und trotzdem wusste ich, dass er seine Macken, seine Probleme hatte. Jeder hatte sie und ich hatte angefangen, es zu verstehen und damit zu leben. Er war nicht sonderlich romantisch, und trotzdem konnte er mein Herz höher schlagen lassen. Immer wollte er alles alleine machen, verzichtete auf andere und manchmal sogar auf mich … doch ich wusste, dass er das brauchte und ich ihn dann nicht bedrängen durfte. Aber er fand auch Zeit für mich, wusste, wie man mich zum Lachen brachte und hörte mir zu, wenn ich es brauchte.

Auch dieser Ausflug war seine Idee gewesen. Riven hatte mich eingeladen, wovon ich mehr als überrascht gewesen war. Aber ich hatte es dankend angenommen. So konnten wir Zeit miteinander verbringen und im Moment wollte ich nichts weiter als genau das. Mich von ihm in seine starken Arme nehmen lassen, meinen Kopf auf seine Brust legen, bei ihm sein.

„Ich wünschte, es würde für immer so bleiben“, sagte ich ins erneute Schweigen hinein. Riven drehte seinen Kopf leicht zu mir.

„Wer sagt denn, dass es sich ändern muss?“, fragte er mich mit einem leisen Lächeln, das niemand außer mir je zu Gesicht bekam.

„Alles ändert sich“, sagte ich nur, doch las ich merkte, dass das Riven nicht reichte, fügte ich hinzu: „Alle haben mich verlassen. Meine Mutter ist gestorben, als ich noch ein Kind war. Mein Vater ist daraufhin in Trauer versunken und hat sich nie davon erholt. Mein erster Freund hatte mich wegen einer anderen verlassen und bis zu kamst, hatte ich nie wieder einen. Meine einzig lebende Verwandte – meine Tante – hat sich nie auch nur blicken lassen. Und du … du...“, ich hielt kurz inne, fuhr dann aber fort: „Du bist auch nicht immer da, Riven. Du hast mich für Darcy verraten. Und ich weiß, dass du das nie wieder tun wirst“, sagte ich, bevor Riven sich verteidigen konnte, „aber es ist dennoch passiert. Nie ist etwas geblieben und ich kann nicht erwarten, dass das mit uns ewig anhält.“

Riven schwieg eine Weile. Ich wusste nicht, was er sagen würde, doch als er dann sprach, überraschte es mich trotzdem. Er setzte sich auf seine Knie und nahm meine Hände in seine, als ich mich auch aufsetzte. Er sah mir tief in die Augen, als er sagte: „Ich werd dich aber nicht verlassen. Musa, ich weiß, ich hab Mist gebaut. Ziemlich viel sogar. Aber ich – ich liebe dich. Und ich will dir nicht weh tun.“

Ich konnte die Tränen nicht unterdrücken, die in mir aufstiegen. Er liebte mich und er meinte es auch so. Zumindest hatte ich das gedacht...

Ich erwachte mit einem Dröhnen in meinem Kopf, das sich so anfühlte, als wäre mehrmals darauf eingeschlafen wurden. Tatsächlich konnte ich mich an einen Schlag gegen meinen Hinterkopf erinnern, wenn auch nur Schwach, denn was dann kam, bestand nur aus Dunkelheit und Schmerz.

Bevor ich meine Augen öffnete, bemerkte ich, dass ich stand. Oder zumindest sollte ich stehen. Ich spürte Boden unter meinen Füßen und meine Arme hingen über meinem Kopf, die Handgelenke mit einem Seil zusammengebunden. Erst jetzt spürte ich den Schmerz in meinen Armen und Händen und die unbequeme Lage, in der ich war. Das Seil war viel zu fest um mein Gelenk gebunden, sodass es definitiv Abdrücke hinterlassen würde, wenn nicht sogar schlimmer. Meine Arme schienen während meiner Bewusstlosigkeit mein Gewicht gehalten zu haben. Mit dem Schmerz, welchen ich spürte, als ich versuchte, eines meiner Handgelenke zu bewegen, kam die Angst. In welchem Zustand waren meine Hände wohl? Wie lange hing ich hier schon?

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