Gespräch mit Riven

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Er saß allein auf einer Bank im Schatten der Nacht.

Mir war klar, warum er hier saß, so alleine in der Dunkelheit. Er wollte, dass ich mit ihm redete. Und aus eben diesem Grund war ich hier - um mit ihm zu reden. Oder auch nicht. Genaugenommen wollte ich ihm zur erklären, dass ich noch etwas Zeit brauchte und wir somit unser Gespräch verschieben mussten. Etwas, dass er sicherlich nicht gern hörte, aber nach seinem momentanen Verhalten zu urteilen, akzeptieren würde.

Langsam und leise ging ich auf Riven zu und obwohl ich noch mehrere Schritte von ihm entfernt war und er mir den Rücken zugekehrt hatte, drehte er sich plötzlich um, als hätte er meine Anwesenheit gespürt. Als er mich erkannte, stand er sofort auf und kam auf mich zu. Er verhielt sich so anders, als wollte er bloß nichts falsch machen.

Riven stand nun direkt vor mir und sah mich an, aber ich senkte meinen Blick und hörte meine heisere Stimme sagen: „Lass uns hinsetzen."

Ohne ein Wort ging er zurück zur Bank und setzte sich während ich es ihm gleichtat. Für einen kurzen Moment herrschte Stille. Ich versuchte nach Worten zu haschen, die in irgendeiner Weise meine Gedanken laut aussprechen konnten, aber es gelang mir nicht. Also hoffte ich das Beste und begann zu reden.

„Ich bin eigentlich nur hier um dir zu sagen, dass ich noch nicht so wirklich in der Lage bin mit dir über alles zu reden."

Riven atmete tief ein und ich konnte seine Anspannung spüren, doch weder seine Stimme noch seine Worte ließen sich die Enttäuschung, welche er zu fühlen schien, anmerken als er sagte: „Okay ... und wann bist du in der Lage?"

„Ich weiß nicht ... vielleicht nach meinem Besuch beim Magischen Rat?"

„Okay ... das ist okay, denke ich", sagte er mit monotoner Stimme, doch ich konnte sehen, wie er sich auf die Lippe bis, was er immer tat, wenn er versuchte, Gedanken nicht laut auszusprechen.

Ich verstand nicht wirklich, warum ich so gereizt war. Riven machte nichts falsch, aber wahrscheinlich war genau das das Problem. Plötzlich klaffte ich ihn mit angespannter Stimme an: „Wieso bist du so?"

„Wie denn?", fragte er mit relativ ruhiger Stimme, doch ich konnte einen überraschten Ausdruck auf seinem von Schatten bedecktem Gesicht erkennen.

„So ... so verständnisvoll", sagte ich, immer noch angespannt. „Nach allem was passiert ist sitzt du hier und wartest darauf, was ich sage. Und obwohl du schon seit Tagen mit mir reden möchtest, ist es okay für dich, dass wir dieses Gespräch verschieben? Du bist wie so ein Hundewelpe, der irgendwo in die Wohnung gepisst hat und jetzt darauf wartet, ob sein Besitzer mit ihm schimpft oder nicht."

Bevor ich überhaupt Luft schnappen konnte, fing Riven plötzlich an zu lachen. Ein tiefes aber durchaus fröhliches Lachen, welches ich schon lange nicht mehr gehört hatte.

„Hundewelpe? Ernsthaft?", fragte er während er wieder versuchte, eine ernste Miene aufzusetzen. Aber ein Grinsen blieb.

„Das ist nicht lustig", meinte ich, musste aber feststellen, dass ich ein leichtes Lächeln auf den Lippen hatte.

Riven sagte nichts und zuckte nur kurz mit den Schultern, hatte jedoch noch immer ein Grinsen im Gesicht, welches aber im nächsten Moment schon wieder verschwunden war.

„Und wieso möchtest du jetzt noch nicht reden?"

Ich antwortete nicht sofort, sondern ließ mir einige Sekunden Zeit. Dann sagte ich ruhig: „Ich muss nachdenken. Über alles, was geschehen ist. Über uns."

„Über uns...", wiederholte Riven leise. „Also steht es - obwohl alles nur ein Trick war - trotzdem nicht gut um uns?"

Ich holte tief Luft, schloss für einen kurzen Moment leicht meine Augen und sagte dann zu Riven: „Es ist so: All das konnte doch nur passieren, weil irgendwas falsch läuft. Unsere Beziehung, du, ich, alles. Das musst du doch auch bemerkt haben. Oder hat es dir nichts ausgemacht, dass ich ohne mit der Wimper zu zucken, sofort gedacht hab, du hättest mich betrogen?"

Riven sagte nicht und sah mich auch nicht an, nickte aber ganz leicht mit dem Kopf.

„Siehst du", meinte ich. „Es gibt eine Menge Probleme, die nicht einfach so verschwinden werden. Wir müssen darüber reden und uns klar werden, wo wir stehen. Aber zuvor müssen wir das Geschehene verarbeiten, um überhaupt einen richtigen Blickwinkel auf alles zu haben."

Riven schwieg erneut, sagte dann aber: „Sehr Weise." Es klang kein Hauch von Sarkasmus in seiner Stimme mit. „Okay, dann wirst du nachdenken und dann-"

„Nein", unterbrach ich ihn. „Wir werden nachdenken. Ich möchte nicht, dass du hier sitzt und darauf wartest, dass ich mich für irgendetwas entscheide. Wir führen diese Beziehung zusammen."

„Natürlich", sagte Riven mit leichtem Grinsen. „Red' weiter. Ich möchte gern mehr davon hören, wie du mir befiehlst, dass wir gefälligst gleichberechtigt sein sollen."

Ich verdreht die Augen. „Du weißt, was ich meine", sagte ich, hatte jedoch auch ein Grinsen im Gesicht und stieß ihm leicht mit dem Ellenbogen in die Taille.

Das Grinsen verschwand aber wieder aus unseren Gesichtern, als sich unsere Blicke kreuzten.

„Dann sehen wir uns also, wenn du wiederkommst", sagte Riven mit heiserer Stimme.

„Ja", sagte ich. Seine Augen sahen so ... so traurig aus. Für einen kurzen Moment wollte ich ihn umarmen, mich um seinen Hals werfen und seinen warmen Körper fest an mich drücken. Aber ich unterdrückte dieses Gefühl, gab ihm nur ein kurzes Lächeln und drehte mich dann von ihm weg, um wieder ins Schloss zu gehen.

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